Fernando Alonso ist derzeit nicht zu beneiden. In jedem Rennen versucht er sich an Zweikämpfen und trägt seinen Kampfgeist durch tolle Manöver nach außen, doch das Ziel sieht er nicht. Im dritten Rennen der Saison gab es für den Spanier den dritten Ausfall. Teamkollege Stoffel Vandoorne konnte den Bahrain GP gar nicht erst in Angriff nehmen, ein Problem mit dem Wasserdruck zwang ihn schon vor dem Rennstart zur Aufgabe.

Und Alonso, der bekanntlich vor zwei Jahren die Beschreibung "GP2-Motor" für den Honda-Antrieb in seinem Heck verwendete, wird auch weiterhin nicht müde, der Chancenlosigkeit des Motors verbal Ausdruck zu verleihen. Noch während des Rennens funkte er eindeutige Zeilen an sein Team. "Noch nie in meinem Leben bin ich mit weniger Leistung gefahren!", hieß es da etwa aus dem Mund eines Fahrers, der seiner Zeit auch für Hinterbänkler Minardi fuhr. Wenig überraschend landete er in der Wertung der Höchstgeschwindigkeiten auf dem letzten Platz.

Von 400 auf 0 in wenigen Sekunden

Nach dem Rennen hatte sich seine Laune nicht gebessert, vielmehr wirkte er fast schon resigniert. "Es war unglaublich, wie groß unser Defizit auf der Geraden heute war", so Alonso. "Manchmal habe ich zu Beginn einer Geraden in den Rückspiegel geschaut. Da war das andere Auto 300 oder 400 Meter hinter mir. Da habe ich das komplett vergessen und stattdessen an meinem Lenkrad die Settings verstellt. Aber dann beim Anbremsen in die Kurve war das Auto plötzlich neben mir", konnte es der 35-Jährige kaum fassen.

Fernando Alonso hatte auf der Geraden kaum Chancen, Foto: Sutton
Fernando Alonso hatte auf der Geraden kaum Chancen, Foto: Sutton

Der Spanier kämpfte über weite Strecken des Rennens um die Plätze elf und zwölf, musste seine Überholmanöver jedoch in den Kurven setzen. Daniil Kvyat und Pascal Wehrlein waren nur zwei seiner Gegner. Kurz vor Schluss aber dann der erneute Ausfall. Alonso wurde langsamer und funkte das magische Wort "Motor" an seine Crew. Er kam noch bis in die Box, dort stellte er seinen Boliden ab. "Ich hatte weniger Leistung als gewöhnlich", lautete Alonsos beinahe schon satirische Antwort. "Hoffentlich können wir den Motor retten."

Heimlicher Neid auf Vandoorne

Dass ihn die Situation nur noch nervt, versucht er gar nicht erst zu verbergen. Mit Blick auf Teamkollege Vandoorne, der wie erwähnt nicht starten konnte, meinte Alonso: "Ich habe an Stoffel gedacht und dachte mir: War es Glück oder Pech für ihn?", nahm er es mit Zynismus. "Man ist auf der Geraden so wehrlos, man kann sich einfach nicht verteidigen", so Alonso ratlos.

Mit Ernst rechnete er dann mit den Problemen ab, die ihn und seinen Teamkollegen stets ereilen. Wie Honda-F1-Chef Yusuke Hasegawa selbst zugab, hatte Vandoorne wohl mit demselben Problem wie bereits am Freitag zu kämpfen, wenngleich die Untersuchungen noch laufen.

"Unglaublich!", lässt Alonso seiner Wut freien Lauf. "Wir arbeiten so hart, Stoffel arbeitet so hart, und an diesem Wochenende hatte er so viel Pech mit den ganzen Power-Unit-Wechseln. Nun nicht einmal teilnehmen zu können - man kann langsam sein, man kann schnell sein unter besonderen Bedingungen. Aber nicht einmal das Rennen starten zu können, ist unglaublich und inakzeptabel", polterte er.

Reise nach Alabama als Ablenkung

Nun steht für Alonso aber erst einmal Abstand vom grauen Alltag an. Kommendes Wochenende ist der zweimalige Weltmeister zu Gast beim IndyCar-Rennen in Alabama, wo er die Teammitglieder von Andretti Autosport kennenlernen wird, für die Alonso das Indy 500 fahren wird. Am darauffolgenden Montag ist Sitzanpassung, ehe es nach Russland zum nächsten Formel-1-Rennen geht. Ein Rennen, dem er nicht unbedingt freudestrahlend entgegenfiebert. "Wir hoffen jetzt auf Russland, aber auch das wird schwer, weil die Power dort auch wichtig ist", hat er wenig Hoffnung für das anstehende Rennen in zwei Wochen.