Mit Ach und Krach konnte der ehemalige Sauber-Pilot Felipe Nasr 2016 die große Schmach abwenden. Seit dem Großen Preis von Österreich lag Manor dank eines zehnten Platzes von Pascal Wehrlein mit einem Punkt auf Rang zehn der Konstrukteurswertung. Sauber hingegen schwächelte und schaffte es erst beim vorletzten Rennen in Sao Paulo in die Punkte. Rang neun brachte zwei Zähler und spülte den Schweizer Rennstall an Manor vorbei. Wird 2017 ein ähnlicher Spießrutenlauf oder ist Sauber für die kommende Saison besser gewappnet? Motorsport-Magazin.com mit einer Bestandsaufnahme.

Schwieriger Jahresauftakt

Der Beginn des neuen Jahres stand für Sauber - zumindest aus Sicht der Einsatzpiloten - unter keinem guten Stern. Wenige Tage vor Beginn der Testfahrten in Barcelona stellte Neuzugang Pascal Wehrlein klar, dass er die erste Testwoche verletzungsbedingt auslassen hat müssen. Nach dem Crash beim Race of Champions hat sich der Deutsche am Rücken verletzt. Ein finaler medizinischer Check brachte für Wehrlein die Gewissheit: Kein Risiko eingehen, pausieren und die Verletzung ordentlich auskurieren.

Pascal Wehrlein mit Testrückstand, Foto: Sutton
Pascal Wehrlein mit Testrückstand, Foto: Sutton

Damit ist der Teameinstand des Deutschen nicht glücklich verlaufen. Marcus Ericsson und Wehrlein-Ersatz Antonio Giovinazzi sammelten beim ersten Test satte 349 Runden und bildeten damit das drittfleißigste Duo der ersten Testwoche. Ericsson allein konnte sich mit 198 Runden Vorsprung auf Wehrlein deutlich besser auf den C36 einschießen als sein neuer Teamkollege. Immerhin hatte auch Giovinazzi mit 151 Umläufen einiges an wertvollen Daten für Sauber sammeln können.

Für den zweiten Test bekam Wehrlein grünes Licht von den Ärzten. Mit 192 Runden hat der Deutsche ein ordentliches Pensum abgespult, auch wenn Ericsson mit 247 Umläufen erneut mehr Streckenzeit hatte. Mit insgesamt 787 Runden ist Sauber in der Testbilanz viertstärkste Kraft.

Doch trotz allen Fleißes ist der Zeitenrückstand des C36 während Barcelona I und II eklatant groß. Im reifenbereinigten Klassement waren die beiden Stammpiloten Ericsson (+3,190 Sekunden) und Wehrlein (+4,013 Sekunden) die langsamsten im Feld. Ein Zweikampf mit McLaren ist zu Saisonbeginn mit etwas Fantasie denkbar, aber hinter dem britisch-japanischen Rennstall steht eine starke Finanzkraft, hohes Entwicklungs- und daher Verbesserungspotenzial.

Dass sich am C36 von einem Tag auf den anderen mehr Performance freisetzen lassen wird, ist nicht besonders wahrscheinlich. Neue Aerodynamikteile werden nach gründlicher Evaluation etwas Zeit bringen. Das große Sorgenkind wird über den Saisonverlauf aber zweifellos der Motor sein. Sauber übernimmt 2017 bekanntlich die Rolle von Toro Rosso. Die Red Bull-Schwester hatte für 2016 einen Motorendeal mit Ferrari. Allerdings stattete die Scuderia Carlos Sainz und Daniil Kvyat nicht mit dem aktuellen Antrieb aus, sondern mit dem Vorjahresmodell. Diese Saison geht also Sauber mit den 2016er Motoren von Ferrari an den Start. Sämtliche Teams, die von den verschiedenen Entwicklungsstufen der Motoren profitieren werden, werden die Lücke zu dem Schweizer Rennstall vergrößern, auch McLaren-Honda.

Ericsson bringt den Schotter, Foto: Sutton
Ericsson bringt den Schotter, Foto: Sutton

Schweizer Team in schwedischer Hand

Seit Ericsson 2015 bei Sauber andockte, hat der Rennstall einige finanzielle Talfahrten überwunden. Als sich beispielsweise Giedo van der Garde ins laut Vertrag vereinbarte Sauber-Cockpit klagen wollte, wurde der Niederländer ausbezahlt. Dahinter soll der Gönner Ericssons stehen. Der Geschäftsmann aus dem Tetra Laval-Konzern soll dem finanziell arg gebeutelten Rennstall entscheidend unter die Arme gegriffen haben.

Im Gegenzug soll Ericsson teamintern klar bevorzugt sein. Das bekam Nasr 2016 am eigenen Leib zu spüren. Im Vorjahr hatte der Brasilianer Ericsson nämlich noch deutlich im Griff. Wie sich Wehrlein im politischen Gerangel bei Sauber präsentieren wird, ist schwierig zu beurteilen. Dass der Deutsche Nerven beweisen kann, hat er in seinem DTM-Meisterjahr 2015 gezeigt. Der Druck von außen war immens, er hielt ihm stand und fuhr vor allem mit konstanten Ergebnissen seinen Titel ein. Doch in der Formel 1 herrschen bekanntlich eigene Gesetze.