"Du bist Favorit." - "Nein, du bist Favorit." - "Gar nicht. DU bist Favorit!"

In gut zwei Wochen beginnt die neue F1-Saison in Down Under. Doch das vorherrschende Gefühl im Formel-1-Fahrerlager in Barcelona ist das gleiche wie auf Spielplätzen in ganz Deutschland. Der Paddock besitzt viele Beinamen - von Piranha-Club bis Haifischbecken. Derzeit scheint jedoch Kindergarten am zutreffendsten zu sein.

"Ich glaube, dass Ferrari blufft und sie sehr viel schneller sind, als sie es gerade zeigen", redet Lewis Hamilton den Rivalen aus Maranello stark. Der dreimalige Weltmeister ist angeblich davon überzeugt: "Sie sind sehr nah an uns dran. Derzeit ist es schwierig zu sagen, wer im Moment schneller ist. Aber sie sind sehr nah dran, wenn nicht sogar schneller."

Sebastian Vettel, der gerade die Tagesbestzeit im neuen Ferrari erzielt hat, kann das natürlich nicht so stehen lassen. Er reicht die Favoritenrolle direkt wieder zurück ins Silberpfeil-Lager: "Wenn man drei Titel in Folge einfährt, ist es kein Geheimnis, wer dann Favorit ist." Selbst die einschneidenden Regeländerungen für diese Saison lässt er nicht als Argument gelten. "Sie haben gute Leute, sie gilt es zu schlagen." Für Vettel wäre es deshalb schon großartig, wenn er beim ersten Saisonrennen in Melbourne um einen Podestplatz mitkämpfen könnte.

Fazit der ersten F1-Testwoche in Barcelona: (05:24 Min.)

Nach einer sieglosen Saison 2016 lechzen die Tifosi nach Erfolgen. Bei Testfahrten gilt normalerweise die Devise: Kilometer abspulen, Teile ausprobieren, am Setup feilen, Daten sammeln und noch mehr Kilometer schrubben. Gebetsmühlenartig betonen Fahrer wie Teams deshalb: "Derzeit achten wir noch nicht auf die Rundenzeiten. Beim Testen spielen Bestzeiten keine Rolle. Es kommt nur darauf an, wo man steht, wenn es nach Melbourne geht."

Trotzdem beugte Mercedes bereits am Dienstag in Person von Valtteri Bottas vor: "Aber wenn wir es wollen, können wir die 1:19.705 schlagen, die wir letzte Woche gefahren sind. Das ist definitiv möglich." Was war passiert? Felipe Massa war bis auf 21 Hundertstel an die Mercedes-Zeit der Vorwoche herangekommen. Das wollte man dann wohl doch nicht so einfach unkommentiert stehen lassen. Vielleicht denkt jemand ja nicht daran, dass Testzeiten zu dieser Jahreszeit keine besondere Bedeutung haben.

Zumindest jene auf einer schnellen Runde. "Wenn man sich die Rundenzahl von Mercedes ansieht, wenn man historisch sieht, wie langsam sie bei Tests gefahren sind, und was sie dann noch drauflegen konnten in den Rennen, dann ist klar, dass sie sehr schnell sein werden", beharrt Vettel auf seiner Meinung und belässt damit die Favoritenrolle beim Titelverteidiger.

Nach sieben von acht Testtagen gingen alle bis auf eine Tagesbestzeit bislang an die beiden Streithähne Ferrari und Mercedes. Nur einmal stahl, am ersten Testtag in dieser Woche, stahl ihnen Felipe Massa im Mercedes befeuerten Williams die Show. Das Duell Rot gegen Silber steht deshalb drei zu drei unentschieden. Was das für Melbourne bedeutet? Gar nichts. Oder halt, das: Die lustigen Psychospielchen gehen auch in den kommenden zwei Wochen vor Australien munter weiter...

"Du bist Favorit." - "Nein, du bist Favorit." - "Gar nicht. DU bist Favorit!"

Testbestzeiten 2017 in Barcelona

TagFahrerTeamZeit
1Lewis HamiltonMercedes1:21.765
2Kimi RäikkönenFerrari1:20.960
3Valtteri BottasMercedes1:19.705
4Kimi RäikkönenFerrari1:20.872
5Felipe MassaWilliams1:19.726
6Valtteri BottasMercedes1:19.310
7Sebastian VettelFerrari1:19.024