Ferrari weiß zu überraschen, doch Mercedes gilt weiter als Gewinner der Testfahrten in Barcelona. Das Weltmeister-Team war stets schnell, spulte die meisten Kilometer ab und punktete durchweg mit Zuverlässigkeit. So etwas wie Kritik gab es bislang nicht bei den Silberpfeilen. Doch ausgerechnet aus den eigenen Reihen gab es jetzt den ersten Makel zu beklagen. Niki Lauda räumte ein, nicht ganz zufrieden zu sein.

"Wir haben Updates gebracht, die nicht so perfekt funktioniert haben wie wir es erwartet hatten", sagte der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende zu RTL. "Deswegen wird hier weiter getestet, morgen noch mal den ganzen Tag. Deshalb werden gewisse Setup-Änderungen am Auto vorgenommen. Damit man genau versteht, wie das Auto am schnellsten über diesen Kurs hier fährt." Bis zum Saisonauftakt in Australien müssten die Probleme gelöst werden, forderte Lauda.

Nicht alle Updates perfekt

Bei Mercedes standen am Donnerstag erneut Arbeiten an der Einstellung des Silberpfeils auf dem Programm. Seit dem Beginn der Barcelona-Testfahrten hat das Team mit zahlreichen Neuheiten herumexperimentiert. Von offensichtlichen Teilen wie dem T-Flügel und der Aero-Finne am Heck bis hin zu versteckten Details. Inzwischen ist man bei Mercedes einen gewissen Grad der Perfektion gewohnt. Doch angesichts der umwälzenden Regeländerungen klappte selbst bei den Weltmeistern nicht alles.

"Wir hatten so viele unterschiedliche Upgrades", sagte Valtteri Bottas. "Manche waren vielleicht nicht perfekt. Manche haben überdurchschnittlich funktioniert, andere unterdurchschnittlich. Das hat sich auf die Balance ausgewirkt. Wenn man neue Teile ans Auto bringt, wird es nicht direkt besser. Es gibt schon noch Sachen, die wir entschlüsseln müssen. Ich bin zuversichtlich, dass wir noch mehr aus dem Paket herausholen können."

Der Faktor Zeit

Entspricht Laudas kleine Offensive der Wahrheit, oder geht es eher darum, den Druck vom eigenen Team abzulenken? Tiefstapelei gehört während dieser Tage schließlich zur beliebtesten Disziplin im Fahrerlager der Formel 1. Doch ohnehin wird erwartet, dass sich die Saison 2017 zur wahren Entwicklungsschlacht der Hersteller entwickelt. Barcelona war nur der Anfang, neue Teile sind längst in der Mache.

"Man darf ja nicht vergessen, es wurde ein komplett neues Auto gebaut", erklärte Lauda. "Dann wird's nur vier Tage und noch mal vier Tage auf eine Rennstrecke gestellt und da muss man alles herausfinden. Das ist sehr wenig Zeit, um so ein Auto richtig zu erkennen. Das wird sich auch in die nächsten Rennen hinausentwickeln." Nach den ersten drei Rennen in Australien, China und Bahrain wolle er sich ein genaues Bild über das Kräfteverhältnis in der F1 machen.

Unterdessen war Mercedes-Neuling Bottas beeindruckt von der Art und Weise, wie das Team mit Problemen umgeht. Jeder weiß: Es reicht nicht aus, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Diese Devise hatte Motorsportchef Toto Wolff vor den Testfahrten gebetsmühlenartig wiederholt. "Es ist toll, wie das Team reagiert, wenn etwas nicht so funktioniert wie gewünscht", sagte der Finne. "Hier und in Brackley geben alle Vollgas. Ich bin sicher, dass wir bis Melbourne das Meiste aus den Teilen herausholen werden."