Die Formel 1 ist mit den neuen Autos noch keinen Meter gefahren, dennoch gibt es bereits Krach. Hintergrund ist ein Fahrwerkssystem von Mercedes und Red Bull, das sich im Graubereich des Reglements befinden soll. So sehen es zumindest einige Teams. Bei den Silberpfeilen soll es je nach Fahrzustand die Rollsteifigkeit sowie die Bodenfreiheit kontrollieren. Daraus ergeben sich große Vorteile bei Fahrdynamik und Aerodynamik. Zudem soll sich das Auto auf der Geraden absenken, um trotz viel Flügel einen guten Topspeed zu garantieren. Ein ähnliches, wenngleich weniger spektakuläres System hat Red Bull gefunden.

Bei Ferrari schrillen bereits wieder die Alarmglocken. Man befürchtet, durch dieses "aktive" Fahrwerk bereits von vornherein in Rückstand zu geraten. Daher schickten die Verantwortlichen der Scuderia mehrere Anfragen an die FIA, um hinter das Geheimnis von Mercedes und Red Bull zu kommen und herauszufinden, ob es legal ist oder nicht. Denn laut technischem Reglement sind aktive Radaufhängungen verboten. Der Weltverband gab jedoch keine Infos heraus sondern erklärte den eigenen Standpunkt, welcher besagt, dass man die gefundenen Lösungen für legal halte.

Hat Mercedes den Stein der Weisen gefunden?, Foto: Zoki Nanco - Nancorocks
Hat Mercedes den Stein der Weisen gefunden?, Foto: Zoki Nanco - Nancorocks

Ferrari gewinnt zu wenig Unterstützer

Dies war Ferrari nicht genug. Bei einem Treffen der Technikchefs am 7. Februar in Genf versuchte man, Mitstreiter zu finden, um die FIA zu mehr Informationen zu bewegen. Doch laut Informationen von "Auto, Motor und Sport" sollen sich nur drei Mitstreiter gefunden haben. Zu wenig, um weitere Schritte einzuleiten. Damit wird das neue System zumindest am Anfang der Saison eingesetzt werden. Wie es weitergeht, ist offen.

McLaren-Teamchef Eric Boullier hält sich aus diesem Disput lieber heraus. "Wir sind da in der Mitte. Einige Teams haben uns wegen dieses Themas kontaktiert. Ferrari hat eine andere Interpretation davon, was gemacht werden darf und sie versuchen, ihre Meinung durchzubringen", sagte Boullier am Rande der Pirelli-Präsentation in Turin. Auch der Franzose hält das Thema noch nicht für beendet. "Wir haben nun einen Konsens gefunden mit der FIA, der besagt, es bei den aktuellen Regularien zu belassen und der FIA dann mehr Details zukommen zu lassen, um es zu interpretieren."

Protest in Melbourne?

Die einzige Möglichkeit, hinter das Geheimnis zu kommen, wäre ein offizieller Protest. Dieser kann aber erst beim Saisonauftakt in Melbourne erfolgen. Sollten Mercedes und/oder Red Bull in Australien also Kreise um die Konkurrenz fahren, könnte Ferrari diesen Schritt gehen. Dann müssten die "beschuldigten" Teams ganz klar aufzeigen, wie ihr System funktioniert. Selbst wenn es legal wäre, könnten die anderen Teams dann zumindest versuchen, es nachzubauen. Mercedes musste Anfang 2014 bereits das FRIC-System beerdigen, weil es als irregulär eingestuft wurde.

Boullier nimmt diese Entwicklungen zur Kenntnis, technische Entscheidungen gerade im Bereich der Aufhängung seien schwierig. "Die Aufhängung ist ein lustiges Thema. Vielleicht sollten wir es eines Tages stoppen und die aktive Aufhängung zurückbringen", schlägt er vor. Mit dieser fuhr Nigel Mansell 1992 die Konkurrenz in Grund und Boden, ehe sie Ende 1993 verboten wurde. "Heute haben wir ein sehr striktes Reglement bei der Aufhängung. Wir können viele Ideen haben, es hängt dann aber von der Interpretation der Regeln ab", erklärt er die Problematik.