Lewis Hamilton: Der Lebemann

Alle Augen sind auf Lewis Hamilton gerichtet. Fotografen und Kameramänner folgen ihm vom Paddock-Eingang bis zur Team-Hospitality. Journalisten und Gäste stolpern beim eiligen Zücken ihrer Handys übereinander. Scheich Lewis ist angekommen! Kein anderer Fahrer würde es wagen, am Renntag des Bahrain GP in einem traditionellen weißen Scheichs-Gewand zum Dienst anzutreten. Aber Hamilton ist auch kein x-beliebiger Rennfahrer. Tattoos zieren seinen Körper, die zwei berühmtesten Bulldoggen der Welt hecheln an seiner Seite, während er mit dem Mono-Wheel durch das Fahrerlager gleitet.

Meist an Lewis Hamiltons Seite: Seine Bulldoggen Roscoe und Coco, Foto: Sutton
Meist an Lewis Hamiltons Seite: Seine Bulldoggen Roscoe und Coco, Foto: Sutton

Sein Privatjet, seine Vorliebe für Musik und sein Lebensstil im Kreis der Schönen und Reichen Hollywoods brachten ihm ein "Rock'n'Roll"-Image ein, um das sich Hamilton jedoch wenig bis gar nicht schert. "Ich genieße mein Leben und du kannst es nennen wie du willst", sagt er. "Pop, Rock - es ist wahrscheinlich keines davon." Mit dem Wechsel von McLaren zu Mercedes und der Trennung von seinem Vater Anthony als Manager begann Lewis mit seiner Emanzipation: "Ich habe mich sozusagen von den Ketten losgerissen." Seitdem lebt der Globetrotter sein Leben, wie es ihm gefällt, pflegt seinen eigenen Stil.

In Melbourne ließ er sich sogar ein Klavier zum Üben auf sein Hotelzimmer bringen. All dies teilt er regelmäßig mit seinen Fans über seine Social Media Kanäle. "Ich wünschte, ich könnte den Leuten mein Lenkrad zeigen und was ich als nächstes tue", verrät er. "So als ob sie durch meine Augen sehen würden." Ein Weltmeister für die Fans.

Sebastian Vettel: Der Lausbub (mit Kanten)

Sebastian Vettel in seinem F1-Debütjahr 2007 als Pilot bei BMW Sauber, Foto: Sutton
Sebastian Vettel in seinem F1-Debütjahr 2007 als Pilot bei BMW Sauber, Foto: Sutton

Es scheint gar nicht so lange her zu sein, dass ein 18-jähriges Milchgesicht mit Zahnspange und Wuschelfrisur auf der Formel-1-Bühne erschien - und doch gehört Sebastian Vettel mittlerweile zu den alteingesessenen Meinungsführern im Fahrerfeld. Klar, jeder von uns erinnert sich an den Lausbub, der das F1-Establishment aufmischte und bis heute stets einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Selbst die überlegenen Silberpfeil-Stars sind vor seinen Witzchen in der Pressekonferenz nicht sicher.

Doch es gibt auch noch eine andere Seite des Sebastian Vettel. Nein, keine dunkle. Aber eine zielgerichtete, eine mit einer klaren Meinung, die er wie im Falle des Qualifying-Formats deutlich öffentlich zum Ausdruck bringt. Details aus seinem Privatleben mag er wie Fort Knox hüten, doch wenn er etwas zu wichtigen Themen wie Sicherheit oder dem Sport allgemein zu sagen hat, nimmt er kein Blatt vor den Mund - dann fallen auch schon mal Begriffe wie Quark, Gurkenzüchter oder Eier im Pool. Ein Lausbub mit einer starken Meinung.

Kimi Räikkönen: Der Iceman

Dieser Mann trägt die Sonnenbrille vermutlich auch im Cockpit: Kimi Räikkönen, Foto: Sutton
Dieser Mann trägt die Sonnenbrille vermutlich auch im Cockpit: Kimi Räikkönen, Foto: Sutton

Keine Liste ohne Kimi: Der Finne genießt Kultstatus in seiner riesigen weltweiten Fangemeinde. Würden wir den Weltmeister von 2007 in unserer Auflistung der echten Typen des Fahrerlagers ignorieren, könnten wir demnächst nur noch unter Geleitschutz an die Rennstrecken dieser Welt reisen. Ja, der Iceman hat seinen Namen nicht ohne Grund. Er sagt nicht viel und zeigt noch weniger Emotionen (an dieser Stelle ein lieber Gruß an unseren Art Director Klaus, der seit Jahren auf der Suche nach einem emotionalen Kimi-Bild fürs das Cover unseres Magazins ist).

Aber wenn Kimi zuschlägt, dann eiskalt - und das nicht nur auf der Strecke. Funksprüche nerven ihn? "Lasst mich in Ruhe! Ich weiß, was ich tue." Perez rammt ihn? "Dem sollte man mal eins aufs Maul hauen." Bootsrennen im Gorillakostüm? Aber ja doch! Neues Qualifying, Politik und Regelchaos? "So ein Bullshit!" Kimi schert sich nicht um Konsequenzen. Er sagt, was er denkt. Genau dafür lieben ihn die Massen. Genau das zeichnet den Iceman aus.

Max Verstappen: Der Hitzige

Max Verstappen zeigte im Red Bull eine erstaunliche Saison 2016, Foto: Red Bull
Max Verstappen zeigte im Red Bull eine erstaunliche Saison 2016, Foto: Red Bull

Als Max Verstappen in die Formel 1 kam, führte die FIA plötzlich ein Mindestalter für F1-Piloten ein. Ein 17-Jähriger war vielen zu jung. Verstappen ist das egal - er hat es vor der Deadline geschafft. Max Verstappen ist noch viel mehr egal: Was die Öffentlichkeit von ihm denkt, was sein Teamkollege von ihm hält, wie sich seine Funksprüche anhören. Für Verstappen zählt nur, was am Ende auf der Strecke herauskommt. Mit dieser Art wird man natürlich nicht Everybody's Darling - aber Verstappen will auch nicht jedermanns Liebling werden, sondern Weltmeister.

Deshalb gibt es neben vielen Fans im Fahrerlager auch einige Kritiker. Chef-Kritiker ist Jacques Villeneuve. Verstappen - wie könnte es anders sein - pfeift auf die Meinung des Ex-Weltmeisters: "Jacques ist immer sehr negativ. Wenn jeder ja sagt, sagt er grundsätzlich nein." Auch nach seinem Unfall in Monaco und den ersten Strafpunkten blieb sich der Youngster selbst treu: "Ich werde als Fahrer meine Herangehensweise nicht verändern." Und die persönliche Einstellung wohl auch nicht.

Romain Grosjean: Der Geläuterte

Haas-Pilot Romain Grosjean sieht man oft lachen, Foto: Sutton
Haas-Pilot Romain Grosjean sieht man oft lachen, Foto: Sutton

Romain Grosjean? Wirklich? Mancher Leser wird sich sicherlich fragen, wieso wir den in der Schweiz geborenen Franzosen in unsere Liste der F1-Typen aufgenommen haben. Immerhin ist Grosjean bei den meisten Fans vor allem für den Horror-Crash von Spa in Erinnerung geblieben. Wer den Haas-Piloten etwas näher kennt, weiß jedoch: Grosjean ist ein geerdeter, sympathischer und sehr humorvoller Typ, der sich auch gerne selbst einmal auf die Schippe nimmt.

Diese Art des Galgenhumors rettete ihn 2014 durch die Katastrophensaison mit Lotus. Grosjean gehört nicht zu den Lautsprechern der Königsklasse, er vertritt allerdings stets eine gut formulierte Meinung zu den wichtigen Themen der F1-Welt. Wie er sich nach mehreren Rückschlägen in seiner Karriere mithilfe eines Psychologen zurückgearbeitet, seine zweite und dritte Chance genutzt sowie letztendlich mit einem mutigen Wechsel zu Haas ins Rampenlicht gebracht hat, verdient mehr als nur Respekt. Gepaart mit seinem fahrerischen Talent verdient er sogar die Chance auf ein Topauto.

Maurizio Arrivabene: Der Märchenonkel

Maurizio Arrivabene gehört zu den wenigen Menschen in der Formel 1, die auch mal öffentlich rauchen, Foto: Sutton
Maurizio Arrivabene gehört zu den wenigen Menschen in der Formel 1, die auch mal öffentlich rauchen, Foto: Sutton

Wenn Maurizio Arrivabene zur Medienrunde lädt, kann man schlecht absagen. Märchen hören schließlich alle gerne. Und davon hat Anekdoten-Arrivabene jede Menge auf Lager. Das schönste Märchen handelt von Kimi Räikkönen. Jeder kennt ihn, aber Arrivabene kennt ihn besser. Und laut dem Ferrari-Teamchef ist der Iceman gar kein Iceman: "Ich habe Kimi lachen sehen! Und er hat geredet! Ich habe mir gedacht: Das ist doch nicht Kimi! Ich fragte ihn: Kimi, bist du okay? Und er sagte: Yeah, ich bin okay!"

In der nächsten Anekdote sprach und lachte der Iceman nicht nur, sondern lag auch noch unter dem Auto und half den Mechanikern. Spätestens an dieser Stelle wurde Arrivabene als Märchenonkel enttarnt. Seine Geschichten bleiben aber unterhaltsam. Wenn der ehemalige Tabak-Mann vom Abstand auf Mercedes spricht, hört sich das nicht unbedingt nach Formel 1 an: "Wir wollten sehen, wie viel Viagra Mercedes nehmen muss, ob 250 oder 500 Milligramm." Seine Erklärungen sind nicht immer technisch einwandfrei, dafür umso unterhaltsamer. Wie es sich für einen guten Märchenonkel gehört.

Gene Haas: Der US-Boy

Gene Haas gehört zu den neueren Gesichtern im F1-Paddock, Foto: Sutton
Gene Haas gehört zu den neueren Gesichtern im F1-Paddock, Foto: Sutton

Die erste F1-Pressekonferenz mit US-Milliardär Gene Haas bleibt im Gedächtnis. Die Formel 1 in der Krise? Nicht mit Gene Haas. Der Amerikaner lässt sich nicht beirren, er hat sich für die F1 entschieden und aus. Politisches Hickhack? Keine Lust drauf, das sollen die anderen richten. Schon der Tonfall, in dem Haas über die Probleme spricht, hebt sich deutlich vom gewohnten F1-Umfeld ab. Keine langen Denkpausen, keine nachdenkliche Stimme, keine Totengräberstimmung. Haas macht lieber, als nur zu reden. Nach dem Horrorunfall zwischen Esteban Gutierrez und Fernando Alonso beim ersten Grand Prix der Teamgeschichte sagte er nur lächelnd: "Sowas gibt es bei der NASCAR andauernd."

Nach einem erfolgreichen Rennen macht sich der Selfmade-Milliardär auch gerne Mal in der Economy-Klasse auf den Heimweg, während F1-Kollegen mindestens Business, manche sogar im Privatjet fliegen. Ganz ohne Luxus musste es Haas auch knapp anderthalb Jahre aushalten, die er wegen Steuerhinterziehung in einem US-Knast verbrachte. Diesen Typen sollte man bitte nur noch im Formel-1-Paddock einsperren!