Die Ära Ron Dennis bei McLaren ist beendet. Was sich in den letzten Tagen bereits ankündigte, wurde bei einem Treffen des Vorstandes am Dienstag Realität. Dieser teilte Dennis mit, dass er mit sofortiger Wirkung beurlaubt sei. Sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender endet im Januar 2017. Bis dahin ist er formell weiterhin CEO, ohne jedoch entsprechende Aufgaben zu erfüllen. Dennis verbleibt in der Folge jedoch sowohl im Vorstand des Konzerns, als auch im Vorstand der Tochterfirma McLaren Automotive.

Zuletzt hatte Dennis mehrfach versucht, seiner Absetzung zu entgehen. Bereits seit längerer Zeit stand offenbar fest, dass der Vertrag des 69-Jährigen nicht mehr verlängert wird. In der vergangenen Woche soll er dem Vorstand ein chinesisches Übernahme-Angebot in Höhe von 1,9 Milliarden Euro vorgelegt haben. Dieses wurde jedoch abgelehnt. In der Folge entschieden sich Mansour Ojjeh und die bahrainische Holding Mumtalakat, die zusammen die restlichen 75 Prozent am McLaren-Konzern halten, Dennis vorzeitig von seinen Ämtern zu entheben.

Über 30 Jahre im Amt

Ayrton Senna und Ron Dennis 1993 in Monaco, Foto: Sutton
Ayrton Senna und Ron Dennis 1993 in Monaco, Foto: Sutton

Ron Dennis gehörte seit Mitte der 1980er-Jahre zum Unternehmen. Damals noch ausschließlich in der Formel 1 tätig, entstand unter seiner Führung bald die McLaren Group, die heute aus mehreren Firmen besteht und sich zudem auch mit weitergehenden Technologien beschäftigte. Heute hört der Großkonzern auf den Namen McLaren Technology Group. 1989 gründete er die Firma McLaren Automotive, die heute noch Teil des McLaren-Konzerns ist. Diese wickelt hauptsächlich sämtliche Sportwagen-Angelegenheiten ab. In der Formel 1 führte Dennis das Team zu sieben Konstrukteurs-Titeln, zuletzt 1998. 2008 gewann Lewis Hamilton als bislang letzter Fahrer für McLaren die WM.

"Ich bin enttäuscht, dass die Verantwortlichen von TAG und Mumtalakat, den beiden weiteren Anteilseignern, die Entscheidung getroffen haben, mich zu beurlauben. Trotz der Warnungen seitens des Managements, welche Konsequenzen diese Entscheidung haben könnte", so Dennis in einem Statement. Er reagierte mit Trotz auf seine Entmachtung.

"Die Gründe, die sie vorgebracht haben, sind fadenscheinig. Mein Führungsstil ist derselbe wie immer, und dieser hat McLaren dazu gebracht, eine Automobil- und Technologie-Gruppe zu werden, die 20 WM-Titel in der Formel 1 gewonnen hat und 850 Millionen Pfund im Jahr erwirtschaftet", erinnert er an seine vollbrachten Leistungen. Er bedankt sich bei seinen Weggefährten. "Während der gesamten Zeit habe ich mit einer ganzen Reihe talentierter Kollegen zusammengearbeitet, um McLaren an die Spitze der Technologien zu bringen. Ihnen werde ich immer extrem dankbar sein", so Dennis.

In der letzten Zeit sei allerdings deutlich geworden, dass eine weitere Zusammenarbeit mit den üblichen Anteilseignern nicht mehr möglich sei. "Es wurde immer klarer, dass weder TAG noch Mumtalakat meine Vision der Zukunft für McLaren teilen", erklärte er.

Ganz zurückziehen werde er sich aus dem Konzern aber nicht. "Meine größte Sorge gilt dem Unternehmen und seinen 3.500 Angestellten. Ich werde meinen Firmenanteil in beiden Firmen und meinen Sitz in beiden Vorständen behalten, um die Werte und Interessen von McLaren zu schützen", stellte er klar. Bis ein Nachfolger für Dennis gefunden ist, wird der Konzern interimsweise durch ein Exekutivkommitee geführt. Dieses umfasst die verbliebenen Mehrheitseigner und arbeitet eng mit dem Vorstand und der Geschäftsführung zusammen.

Nachfolger steht noch nicht fest

Kehrt Martin Whitmarsh zu McLaren zurück?, Foto: Sutton
Kehrt Martin Whitmarsh zu McLaren zurück?, Foto: Sutton

Wer Dennis beerben wird, steht noch nicht fest. Zuletzt wurden verschiedene Namen genannt. Einer von ihnen ist Zak Brown, Chef der Marketing-Agentur JMI. Mit dieser verhalf er zahlreichen Formel-1-Teams bereits zu lukrativen Sponsoren-Verträgen. Genau diese Expertise fehlte McLaren zuletzt. Anstatt neue Partner zu finden, sprangen immer mehr langjährige Sponsoren ab, zuletzt TAG Heuer vor der laufenden Saison. Brown soll jedoch auch bei Liberty Media hoch im Kurs stehen. Bei den neuen Formel-1-Eigentümern soll Brown Berichten zufolge die Rolle als Chief Commercial Officer erhalten.

Weitere Namen, die gehandelt wurden, sind Ross Brawn, Martin Whitmarsh und Justin King. Brawn gab zuletzt jedoch deutlich zu verstehen, er könne sich eine Rolle in einem Team nicht mehr vorstellen. Ob dazu auch die Leitung eines ganzen Konzerns gehört, ist unklar. Martin Whitmarsh war bereits 2004 bis 2013 Teil des Formel-1-Teams von McLaren, wurde dann aber wegen sportlichen Misserfolges entlassen. Justin King ist ehemaliger Chef von Sainsbury, der zweitgrößten Lebensmittelkette Großbritanniens. Im vergangenen Jahr war er kurzzeitig in führender Rolle bei Manor Racing aktiv.