Hillary Clinton hat die eine Wahl verloren - Pascal Wehrlein die andere. Vom Wechsel zu Force India in der kommenden Saison hatte das deutsche Talent geträumt. Am Ende stimmte das indische Team für Wehrleins Noch-Teamkollegen Esteban Ocon. Der Franzose steigt nach nur einer halben Saison in der Formel 1 zum neuen Jahr auf, Wehrlein dreht vermutlich eine weitere Runde mit Manor. Eine Wahl, die durchaus Fragen aufwirft. Rein sportlich wäre sie schwierig zu rechtfertigen. Die Highlights für Manor setzte Wehrlein, nicht Ocon.

"Ja, aber ist halt so", wusste auch Wehrlein auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com keine rechte Antwort. Aber was soll der 22-Jährige machen? Zumindest für 2017 sind jetzt sämtliche Türen nach oben verschlossen. Wehrlein präsentierte sich passend zu diesen Tagen diplomatisch. "Ich kann jetzt hier ablästern oder was Schlechtes sagen", meinte er. "Aber es hilft mir nicht weiter. Alles, was ich sagen kann: Force India hat sich so entschieden. ich wünsch ihnen alles Gute, Esteban auch."

Bei Anruf Absage

Am Mittwoch hatte Wehrlein die Nachricht erhalten, dass sich die Inder gegen ihn entschieden haben. Toto Wolff sprach am anderen Ende der Leitung, um die unschöne Botschaft zu übermitteln. Offenbar handelte es sich wirklich um eine Entscheidung, auf die Wehrlein-Fan Wolff keinen großen Einfluss hatte. Forces Indias Boss Vijay Mallya scheint sich mit Ocon, ohne Frage ein großes Talent, sportlich bessere Chancen in der Zukunft auszurechnen.

"Toto hat mich angerufen und gesagt, dass sich Force India so entschieden hat", bestätigte Wehrlein, ohne weiter auf die Inhalte des Gesprächs einzugehen. Es dürfte allerdings kein allzu langes Telefonat gewesen sein. Wehrlein kündigte bereits an, noch einmal genau nachfragen zu wollen. "Klar, ich möchte ja daraus lernen, was falsch gelaufen ist und was der Grund dafür war."

Esteban Ocon wechselt zu Force India - Pascal Wehrlein bleibt auf der Strecke, Foto: Motorsport-Magazin.com
Esteban Ocon wechselt zu Force India - Pascal Wehrlein bleibt auf der Strecke, Foto: Motorsport-Magazin.com

Legitime Wahl?

An den reinen Ergebnissen kann es kaum gelegen haben. Wehrlein erbeutete in Spielberg sensationell den einzigen WM-Zähler für Manor, der Millionen Preisgelder wert sein könnte. Dreimal zog er zudem mit seinem unterlegenen Rennwagen in die zweite Runde des Qualifyings ein. Mit weiteren Highlights muss er nun auf sich aufmerksam machen, um im besten Fall in zwei Jahren die nächste Stufe auf der Karriereleiter zu erreichen. "Was anderes bleibt mir auch nicht übrig", sagte er. "Deswegen werde ich jetzt auch nicht aufgeben oder den Kopf hängen lassen."

Dennoch war die Nicht-Berücksichtigung ein Rückschlag in Wehrleins junger Karriere. Die meisten Experten hatten mit einem Aufstieg zum kommenden Jahr gerechnet. Wehrlein selbst hatte sich eher defensiv präsentiert, aber doch auf ein besseres Cockpit gehofft. Jetzt sagte er: "Das ist nur ein kleiner Rückschritt vielleicht. Mehr aber auch nicht." Am großen Ziel - dem Stammplatz im Mercedes-Silberpfeil - habe sich nichts geändert. Hier sind die Verhältnisse mit Rosberg und Hamilton in den nächsten Jahren ohnehin erst einmal geklärt.

Wehrleins Devise nach der Cockpit-Klatsche: Mund abputzen, weitermachen. Da kommt das Rennwochenende in Brasilien gerade recht, um den Ärger über die vergebene Gelegenheit zu verdauen. Wehrlein zu Motorsport-Magazin.com: "Sagen wir so: Es ist nicht einfach, damit umzugehen. Aber weil jetzt Rennwochenende ist, fällt es mir ein bisschen leichter. Man kommt auf andere Gedanken und konzentriert sich auf seinen Job." Seine nächste Aufgabe: Ocon schlagen, solange es noch möglich ist.