Sebastian Vettels Fluch-Tiraden am Funk und ihre Nachwirkungen. Max Verstappen, selbst eines der Verbalangriffs-Opfer des Ferrari-Stars, stellte die Frage in den Raum: Muss man wirklich alles senden? Gehören Flüche ins Fernsehen? Beim Fußball gebe es das schließlich auch nicht. Liegt Verstappen mit seinem Vergleich richtig? Darüber diskutiert auch die Redaktion von Motorsport-Magazin.com.

Pro: Funk-Flegeleien müssen nicht sein

Verstappen hat recht, ALLES müssen die Zuschauer nicht auf die Ohren bekommen. Natürlich sind Fluch-Funksprüche in der Regel beliebt, sorgen sie doch für zusätzliche Würze in der Formel 1. ABER: Sie können einen Fahrer schnell in ein völlig falsches Licht rücken. Vettel wurde nach seinen Mexiko-Ausrastern alles Mögliche unterstellt. Er sei frustriert und anmaßend, hieß es. Öffentlichkeit und Fahrerlager sparten nicht mit Häme. Und das alles wegen ein paar Beeps am Funk...

Natürlich soll der öffentliche Funkverkehr nicht komplett verboten werden. Aber man tut den Fahrern auch keinen Gefallen damit, jeden Unsinn zu senden, der in der Hitze des Gefechts abgefeuert wird. Da reicht auch ein einfaches Beep nicht. Jeder weiß ohnehin, was gemeint ist. Funksprüche sind generell ein Zugewinn für die F1 - doch sie wollen mit Bedacht veröffentlicht werden.

Der Fußball-Vergleich ist da ein gutes Beispiel. Es wäre technisch ganz einfach möglich, jede Aussage in die Wohnzimmer der Zuschauer zu senden. Dann gäbe es aber mehr Beeps als ein Paul Pogba kostet. Das wollen die Fußball-Verantwortlichen nicht - und das sollten auch die Formel-1-Bosse nicht. Der Sport ist unterhaltsam genug ohne Flegeleien am Funk. Und wer will schon riskieren, dass irgendwann die Edel-Sponsoren eingreifen, weil 'Fuck'-Tiraden die Verkaufsrate nicht unbedingt steigern...

Contra: Neuer Funk ist ein Mehrwert der F1

Dass wir als Zuschauer einen Einblick in den dunkelsten Teil des Funkverkehrs bekommen, haben wir zu einem großen Teil der FIA zu verdanken. Nachdem das Wirrwarr um die Funkregeln vor dem Deutschland GP beendet und Fahrer-Coaching wieder erlaubt wurde, beschloss man im Gegenzug, dass die Teams sämtliche Funksprüche an die FOM weiterleiten müssen. Zuvor konnten die Teams eine Art Selbstzensur betreiben, dem Zuschauer blieben genau solche Emotionen wie zuletzt in Mexiko verwehrt. Was er zu hören bekam, waren der Zeitpunkt des Boxenstopps, Hinweise, doch bitte auf die Reifen zu achten oder anderes, einschläferndes Zeug.

Nun ist Feuer drin, und das ist gut so! Wir wollen Emotionen sehen und/oder hören! Es ist doch ein echtes Fest, wenn die vor den Kameras und Mikros besonnen agierenden und perfekt geschulten Fahrer kurz ihre gute Kinderstube verlieren. Max Verstappen meinte, die Fahrer stünden unter Adrenalin und wenn einige Kraftausdrücke für die Jugend schlecht seien, sollte man den Funk besser nicht senden. Bitte nicht! Wenn eine Äußerung tatsächlich zu derb ist, wird sie ohnehin schon überpiepst. Das sollte reichen.

Und das Argument des Jungstars, bei Fußballern sei es ähnlich, nur höre man sie nicht, geht ins Leere. Mit Headset auf dem Kopf lässt es sich schlecht Fußball spielen. Bei Formel-1-Fahrern gehört der Funk aber zum Alltag. Man kommuniziert mit der Box, lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Auf dem Fußballplatz würde man dafür mit einer roten Karte vom Feld fliegen. Sebastian Vettel hat sich bei Charlie Whiting entschuldigt, das Thema ist erledigt. Aber bitte schafft diesen Mehrwert nicht wieder ab!

Und jetzt wollen wir deine Meinung wissen: Sollten im Fernsehen weniger Funksprüche mit Flüchen gesendet werden? Schreib uns unten in den Kommentaren, was du denkst!