Vor zwei Wochen in Suzuka war Lewis Hamilton das große Thema - selbst, als er den Mund hielt. Seine Snapchat-Spielereien sowie die selbstauferlegte Mediensperre sorgten weltweit für Unmut und heftige Diskussionen. Deshalb wurde sein erster Auftritt jetzt in Austin mit großer Spannung erwartet. Ein kluger Schachzug der FIA, den Mercedes-Piloten am Donnerstag zur offiziellen Pressekonferenz vorzuladen. Obwohl Hamilton in Japan signalisiert hatte, kein Interesse mehr an solchen Medienaktivitäten zu haben.

Und in Austin? Friede, Freude, Pancakes. Hamilton, mit Brille und nur einer Goldkette um den Hals, beantwortete die zahlreichen Fragen der Journalisten in Seelenruhe. Keine patzigen Antworten, selbst das Handy blieb die meiste Zeit in der Hosentasche. Hamilton, selbst in den USA ein Megastar, stellte seine anderen Fahrerkollegen während der PK vollends in den Schatten. Und das so auffallend, dass ein Journalist Hülkenberg, Bottas und Co. nicht unberechtigt fragte, wie sehr sie sich langweilten!

Selbst Hülkenberg arbeitslos

"Ist nicht ideal, wenn du in der zweiten Reihe sitzt und niemand dich etwas fragt", sagte Romain Grosjean. "Aber das wussten wir ja - ist eben so. Vielleicht kann man das verbessern, aber ich bleibe einfach ruhig." Ähnlich arbeitslos während der PK war Nico Hülkenberg - trotz seines kürzlichen Wechsels zu Renault. Aber ein Hülkenberg ist eben kein Hamilton. Erst recht nicht in den Vereinigten Staaten... "Ziemlich ruhig heute", stellte er fest. Lewis bekommt die Hauptfragen. Leichte Arbeit für mich."

Wie groß die Lust der Fahrer auf den Donnerstag in der Formel 1, also den Medientag, wirklich ist, erklärte unterdessen Valtteri Bottas. "Morgen (Freitag;d.Red.) ist eh der Tag, auf den wir uns alle freuen", sagte der Williams-Pilot, der in der Pressekonferenz so gar keine Rolle spielte. "Der Tag heute geht sowieso nicht schneller vorbei, also alles in Ordnung." Knappe Zustimmung von Kevin Magnussen, der für die Medien an diesem Donnerstag in Austin vergleichsweise uninteressant war: "Könnte besser sein. Ist aber halt so."

Nix zu tun: Jetzt macht Grosjean die Fotos während der PK, Foto: Sutton
Nix zu tun: Jetzt macht Grosjean die Fotos während der PK, Foto: Sutton

Vettel grätscht dazwischen

Wer sich in den USA eine Pressekonferenz mit Hamilton teilen muss, ist faktisch abgemeldet. Nur Sebastian Vettel kam das eine oder andere Mal zu Wort - und gab sich sogar Mühe, für ein bisschen Unterhaltung zu sorgen. Auf die Frage, was Hamilton von den kürzlich verstorbenen Legenden Prince und Muhammad Ali halte, entgegnete dieser: "Bei ein paar Rennen, die ich dieses Jahr gewonnen habe, habe ich sogar Prince gehört..." Vettel preschte dazwischen, feixte in Hamiltons Richtung: "Was? Während des Rennens?!"

Hamilton ging gar nicht erst auf den Spaß-Versuch ein und quasselte einfach weiter drauf los. Egal ob sein Hilfsprojekt in Haiti, der kürzliche Auftritt in der Ellen DeGeneres-Show, das Mitwirken in einem Computerspiel oder der Umstand, dass er Twitter nicht auf dem Handy hat und ein Team sich um seine Social Media-Aktivitäten kümmert - Hamilton redete an diesem Donnerstag wie ein Wasserfall.

Da war sogar das eine oder andere Handy-Bild erlaubt, für das er in Suzuka noch hart kritisiert worden war. Hamilton zu den Journalisten: "Ich habe eben ein Foto gemacht, aber vorher alle Antworten und Fragen abgewartet. Also respektiert das bitte, ich habe nur ein Foto gemacht. Ist ein gutes Bild, ihr seid alle drauf..."