Paukenschlag Stunden nach dem Japan GP: Mercedes protestiert bei der FIA gegen das Manöver von Max Verstappen in der vorletzten Rennrunde. Verstappen hatte vor der Schikane einen Überholversuch von Lewis Hamilton abgewehrt, indem er in der Bremszone auf die Innenseite ging. Hamilton musste den Überholvorgang abbrechen und geradeaus durch die Schikane.

Rennleiter Charlie Whiting sah keinen Grund, die Szene an die Stewards zu melden. Mercedes sieht das allerding anders. Um 18:27 Uhr Ortszeit gab die FIA bekannt, dass Mercedes offiziell Protest gegen Max Verstappen eingelegt hat. Mercedes beruft sich auf Artikel 27.5 des Sportlichen Reglements, das gefährliches Fahren untersagt.

Weil sowohl Lewis Hamilton, als auch Max Verstappen Suzuka bereits verlassen hatten, konnten die Stewards keinen Fahrer zum Zwischenfall verhören. Deshalb entschieden sie sich - mit Einverständnis der beiden Team-Manager - dazu, die Entscheidung auf das nächste Wochenende in Austin zu vertragen. Dort sollen Hamilton und Verstappen angehört werden.

Update: Nachdem die Entscheidung auf Austin vertagt wurde, zog Mercedes den Protest wieder zurück. "Wir haben den Protest zurückgezogen, um noch am Abend ein offizielles Ergebnis zu haben", heißt es von Mercedes.

Hamilton löschte den Tweet umgehend wieder, Foto: Twitter
Hamilton löschte den Tweet umgehend wieder, Foto: Twitter

Für noch mehr Verwirrung sorgte Lewis Hamiltons Twitterkanal. Erst schrieb der Weltmeister: "Es gibt keinen Protest von mir oder Mercedes. Ein Idiot hat behauptet, dass es einen gibt, aber das ist nicht wahr. Max ist gut gefahren, fertig. Weiter geht's." Lange war der Tweet allerdings nicht zu sehen, Hamilton löschte ihn umgehend und veröffentlichte eine Neufassung. "Es gab keinen Protest von mir. Habe gerade gehört, dass das Team protestiert hat, aber ich habe ihnen gesagt, das sollten wir nicht tun. Wir sind Weltmeister, wir machen weiter. Fertig."

Wolff: Ich mag hartes Racing - und Klarheit

Dabei hatte sich Mercedes Motorsportchef Toto Wolff nach dem Rennen noch als Fan von Verstappen geoutet: "Meine Reaktion wird überraschen, aber ich mag hartes Racing. Er ist erfrischend, er verteidigt sich sehr hat." Allerdings will Mercedes Klarheit: "Das Regelbuch sagt, dass man sich beim Bremsen nicht bewegen soll. Bisher wurde es nicht bestraft. Wir müssen wissen, was erlaubt ist und was nicht. Aus meiner Perspektive ist hartes Racing okay."

Rosberg wurde für einen Rempler gegen Kimi Räikkönen in Malaysia bestraft, Foto: Sutton
Rosberg wurde für einen Rempler gegen Kimi Räikkönen in Malaysia bestraft, Foto: Sutton

Vor einer Woche wurde Nico Rosberg für sein hartes Überholmanöver an Kimi Räikkönen bestraft. Der WM-Führende bekam eine 10-Sekunden-Strafe für die kleine Kollision aufgebrummt. Wolff bezeichnete die Strafe anschließend als 'lächerlich'.

Red Bull Teamchef Chrstian Horner hatte eine Reaktion von Mercedes nicht erwartet: "Ich wäre überrascht, wenn da noch etwas passiert." Der Red Bull Teamchef schätzt die Situation anders ein: "Für mich sah es so aus, als hätte Lewis die Situation falsch eingeschätzt. Er ist da wohl mit zu viel Speed angekommen, es war klar, dass Max ihn nicht einfach durchwinkt."

Verstappen: Weiß, dass Hamilton um die WM fährt

Hamilton selbst war nach dem Rennen wenig auskunftsfreudig: "Naja, es ändert jetzt eh nichts mehr. Es ist passiert und jetzt machen wir weiter." Max Verstappen sah ebenfalls keinen Grund für große Aufregung: "Natürlich habe ich ihn im Rückspiegel gesehen. Schon die Runden zuvor hatte er aufgeschlossen und ich sah, dass er aus Kurve 14 sehr gut herausgekommen ist. Deshalb habe ich ein bisschen Energie abgerufen und in die letzte Schikane hinein verteidigt. Alles gut."

Verstappen war sich der Situation, in der sich Hamilton befand, durchaus bewusst: "Am Rennende hat er richtig Druck gemacht und ich wusste, dass er um die WM kämpft, deshalb macht man da natürlich keine verrückten Dinge."

Bad Boy oder Wunderkind?

Max Verstappen teilt die Formel 1 schon seit seinem Debüt im vergangenen Jahr in zwei Lager. Mit seiner extrem harten Fahrweise ruft er immer wieder Kritiker hervor. Bislang bekam Verstappen für seine Fahrweise aber noch nie mit den Stewards Problemen. "Mein Gefühl ist, dass die FIA ihn nicht bestrafen möchte, wenn er etwas Falsches tut. Er hat dieses Schutzschild über sich, was ihm erlaubt, so arrogant zu sein und den anderen nicht den nötigen Respekt zu zollen", sagte Verstappen-Chef-Kritiker Jacques Villeneuve im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Dr. Helmut Marko, einer von Verstappen größten Förderern, sieht das natürlich anders. "Er ist kein Kind von Traurigkeit, der fährt nicht einfach weg wenn die Herren Vettel oder Räikkönen da kommen. Ich vergleiche das mit dem jungen Michael Schumacher: Ayrton Senna hat auch einen riesen Aufstand gemacht, weil der nicht sofort Platz gemacht hat. Aber das wird sich beruhigen und Verstappen wird seinen Weg gehen."

Ein ausführliches Interview mit Max Verstappen über seine harte Fahrweise, die ständige Kritik von Jacques Villeneuve und Vergleiche mit Michael Schumacher lesen Sie in der neuen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com, die am 13. Oktober erscheint.