Kaum eine halbe Woche ist der große Triumph von Red Bull Racing beim Malaysia GP in Sepang nun her, der erste Doppelsieg des Ex-Weltmeister-Rennstalls seit Brasilien 2013, schon bietet sich den roten Bullen gleich die nächste Großchance auf ein Spitzenresultat.

Die Formel 1 macht back-to-back Station in Japan - und dank seines kurvenreichen Layouts sollte der Suzuka International Racing Course den RB12-Boliden von Daniel Ricciardo und Max Verstappen ausgesprochen gut liegen, Stichwort Esses.

Verstappen und Ricciardo nur vorsichtig optimistisch

Übertrieben hoch stecken sich die beiden Piloten ihre Ziele für das bevorstehende Rennen jedoch nicht. "Wir müssen abhaken, was am vergangenen Wochenende passiert ist. Sobald ich morgen im Auto sitze geht es von vorne los. Reset. Neues Wochenende", sagt Ricciardo, vergangenen Sonntag strahlender Sieger. "Ich möchte erst die Trainings abwarten. Dann werde ich wissen, ob wir gut sind oder nicht", ergänzt Verstappen.

Red Bull auch ohne Mercedes-Defekt siegfähig?

Damit klingen die Fahrer deutlich zurückhaltender als ihre Teamoberen. Christian Horner und Helmut Marko hatten nach dem Doppelsieg in Malaysia unisono erklärt, man hätte auch ohne den Ausfall des Führenden Lewis Hamilton eine Siegchance gehabt und den Mercedes noch über eine gesplittete Strategie herausfordern können.

Noch dazu habe man den Erfolg nicht nur geerbt, sondern ihn sich in gewisser Weise auch erarbeitet. "Möglicherweise hat der Druck, den wir aufgebaut haben, dazu beigetragen", mutmaßt Teamchef Horner in Hiblick auf den Mercedes-Motorschaden. Ricciardo dagegen gibt sich im Vorfeld des Japan GP etwas zurückhaltender. "Hamilton hätte so oder so gewonnen, wenn er zuende gefahren hätte - egal was passiert wäre", meint der Australier.

Doch bewegte sich Red Bull schon in Malaysia bereits in den Longruns im Training auf Augenhöhe mit Mercedes, wenn nicht sogar leicht voraus. Weil Suzuka den roten Bullen wegen der Charakteristik nun noch besser liegen sollte, erscheinen die Möglichkeiten groß. Dennoch nimmt Ricciardo weiterhin nicht Mercedes, sondern vor allem Ferrari als Hauptgegner ins Visier.

Ricciardo: Ferrari in Suzuka im Griff

Gegen die Scuderia rechnet der Honeybadger jedoch mit einem Coup. "Wir kommen zu diesem Rennen in dem Wissen, dass wir vielleicht einen Vorteil gegenüber Ferrari haben können", sagt Ricciardo am Donnerstag in Suzuka. Mercedes hingegen liege noch leicht voran. "In trockenen Bedingungen und im Quali-Trimm fehlt uns noch etwas, aber ich denke, dass wir hier schon innerhalb einer halben Sekunde liegen können", schätzt Ricciardo.

Doch sind genau diese trockenen Bedingungen unwahrscheinlich. Die Meteorologen rechnen mit einem pittschnassen Wochenende in Japan. Schon am Samstag soll es kräftig regnen, am Sonntag drohen gar Gewitter, heftige Wolkenbrüche scheinen programmiert. Und genau das ist die ganz große Chance für Red Bull gleich das nächste Super-Wochenende zu liefern.

Schon 2014 hielt Red Bull im Japan-Regen gut mit., Foto: Mercedes-Benz
Schon 2014 hielt Red Bull im Japan-Regen gut mit., Foto: Mercedes-Benz

Regen im Anmarsch: Darum ist Red Bull dann eine Macht

"Wenn es nass wird können wir sogar Mercedes sehr nahe kommen", sagt Ricciardo. "Schon 2014 war unsere Pace in dem Regenrennen hier sehr gut. Da waren wir zeitweise schneller als Mercedes und damals war der Unterschied, was das ganze Paket angeht, noch viel größer", erinnert Riccairdo. "Also denke ich, dass wir dann ziemlich racy sein werden."

Entsprechend hofft auch Verstappen auf Regen. "Wir waren zuletzt zwar auch so im Rennen gut, aber trotzdem hoffe ich, dass der Regen Sonntag kommt", sagt der Niederländer. Doch woher rührt überhaupt diese große Regen-Stärke Red Bulls im Verhältnis zu Mercedes? "Sie haben vielleicht einfach zu viel Power. Also haben sie Probleme mit der Traktion und damit mehr zu schaffen", scherzt Ricciardo.

Seine echte Begründung: "Wir scheinen nicht so hart arbeiten zu müssen, um das Auto für Regen gut hinzubekommen. Im Nassen brauchst du ein gutes Auto, was die Balance angeht. Auf das Setup kommt es weniger an. Du brauchst einfach grundsätzlich guten Grip und wir scheinen da einfach ein ziemlich großes Fenster zu haben, in dem es funktioniert. Wir müssen nicht viel ändern."

'Boah ey, so gut läufts bei mir???', Foto: Sutton
'Boah ey, so gut läufts bei mir???', Foto: Sutton

Ricciardo interessiert sich nicht für seinen Mega-Lauf

Ebenso wenig geändert hat sich Ricciardo generelle Herangehensweise und Stimmung durch seinen Sieg. "Es hat mein Selbstvertrauen nicht verändert. Das ist sowieso auf einem ordentlichen Level", sagt er. "Aber natürlich fühlt es sich cool an, als Sieger ins Paddock zu kommen. Aber das ändert nicht viel. Es ist einfach back to business morgen."

Auch seine jüngste Podienserie will der Honigdachs nicht überbewerten. "Das ist so eine Sache mit diesen Momentum. Seit Budapest läuft es bei mir. Bis Siverstone war ich eine Weile nicht auf dem Podium und dann seit Budapest immer außer in Monza. Klar kann man da sagen, der hat ein gutes Momentum. Aber es ist vielleicht eher einfach das Selbstvertrauen. Ich reise einfach positiv zu diesem Rennen und wenn es ein gutes Ergebnis gibt, nennen wir es einfach weiter Momentum, okay?!", sagt Ricciardo mit seinem bekannten Mega-Grinsen.

Formtabelle: Ungarn GP - Malaysia GP 2016

PositionFahrerTeamPunkte
1.Nico RosbergMercedes120
2.Daniel RicciardoRed Bull104
3.Lewis HamiltonMercedes98
4.Max VerstappenRed Bull57
5.Sebastian VettelFerrari55

Red Bull lässt Ricciardo und Verstappen weiter frei fahren

Dazu gilt es jedoch in jeden Fall, zunächst einmal den eigenen Teamkollegen zu schlagen. Zuletzt gelang Ricciardo das konsequent - seit der Sommerpause ununterbrochen. Jetzt auch in einem knallharten, direkten Zweikampf in Malaysia. Genauso soll es bei Red Bull auch weiter gehen: Freies Racing am besten um den Sieg.

"Ja, klar", bestätigt Verstappen den Kurs des Teams auch für die Zukunft. "Wir sind sehr respektvoll miteinander umgegangen und das schafft Vertrauen. In Kurve sechs hätte ich den Move vielleicht gemacht wenn es jemand anderes gewesen wäre und ihn weiter rausgedrückt. Aber nicht bei meinem Teamkollegen!", stellt Verstappen klar. Frustriert sei er über seine Niederlage auch nicht, hege keinen heimlich Groll. Das verspricht doch bestes und faires Racing für die kommenden Rennen. Vielleicht gleich durch 130R in Suzuka ...