Was für ein Tag für Red Bull! Dank einer tollen Leistung des gesamten Teams und des nötigen Glücks fuhr das österreichisch-britische Team zu einem vollkommen unverhofften Doppelsieg in Malaysia. Daniel Ricciardo sicherte sich seinen vierten Sieg in der Formel 1 und konnte nach den verpassten Triumphen in Barcelona und Monaco endlich jubeln. Max Verstappen erklomm zum fünften Mal in dieser Saison das Podium. Mit diesem Erfolg schrieb Red Bull sogar Formel-1-Geschichte. Denn zum ersten Mal in der Hybrid-Ära gelang einem anderen Team als Mercedes ein Doppelsieg.

Ricciardo widmet den Sieg Bianchi

Für Ricciardo war es eine Erlösung. "Ich will nicht von Karma sprechen, aber was in Monaco passiert ist, war emotional für mich. Zwei Wochen danach sagte ich, wir werden in diesem Jahr noch ein Rennen gewinnen, und das hat geklappt", erinnerte sich der Australier an seine schlimmste Niederlage zurück. Durch einen Fehler der Boxencrew verlor er damals ein sicher geglaubtes Rennen gegen Lewis Hamilton.

Dieser Sieg war für Ricciardo auch deshalb besonders, weil er damit etwas erfüllen konnte, was er sich schon lange vorgenommen hatte. "Ich möchte diesen Sieg Jules Bianchi widmen. Ich habe lange auf einen Sieg gewartet, um ihm diesen zu widmen. Mein Leben hat sich seitdem verändert. Ich bin extrem dankbar für alles, was ich bekommen habe und schätze es noch viel mehr", erklärte er bewegt.

Bis zum Ende kämpften die Red-Bull-Piloten gegeneinander, Foto: Red Bull
Bis zum Ende kämpften die Red-Bull-Piloten gegeneinander, Foto: Red Bull

Bis zur 40. Runde sah es in Malaysia eigentlich danach aus, dass die beiden Red Bulls den zweiten und dritten Platz unter sich ausmachen würden. Lewis Hamilton drehte an der Spitze seine Kreise und stand kurz vor einem weiteren Boxenstopp, der ihn mit frischen Reifen problemlos an den beiden wieder vorbeigebracht hätte. Doch dann ging der Mercedes-Motor in Hamiltons Auto hoch, der Weg für die Red Bulls war frei. Das daraus resultierende Virtuelle Safety Car nutzen beide für ihren letzten Stopp aus. Für die letzten Runden gab es freie Fahrt, Ricciardo aber ließ nichts mehr anbrennen.

Dass sich Ricciardo am Ende vor Verstappen platzierte, nahm bereits am Start seinen Lauf. Während der spätere Sieger unbeschadet durch die Rosberg-Vettel-Kollision kam, büßte Verstappen ein paar Plätze ein und fand sich nach Runde eins nur auf dem fünften Platz wieder. Bereits in Runde drei war er zwar wieder auf dem dritten Platz, Hamilton und Ricciardo aber waren ein Stück weggefahren. "Ich hatte einen guten Start, aber dann kam Kurve eins", so Verstappen.

Max Verstappen verlor in Kurve eins ein paar Plätze, Foto: Sutton
Max Verstappen verlor in Kurve eins ein paar Plätze, Foto: Sutton

Start wirft Verstappen hinter Ricciardo

"Ich habe spät gebremst, war aber immer noch hinter Nico. Dann kam Sebastian innen und ist sehr tief reingefahren, da war definitiv kein Platz. Er hat Nico umgedreht und ich musste den Trümmerteilen und den Autos ausweichen", schilderte der Niederländer die Situation. Als in Runde sieben Romain Grosjean abflog und die erste VSC-Phase ausgerufen wurde, entschied sich Red Bull bei Verstappen für den ersten Stopp und splittete damit die Strategie. Auf der Strecke verlor er nur eine Position gegen Kimi Räikkönen, den er in Runde 20 schließlich überholte. Bereits zuvor fuhr er schnellere Zeiten als die Spitze, wodurch klar war: Wenn Hamilton und Ricciardo ihren Stopp absolvieren, übernimmt Verstappen die Führung. In Runde 22 war es dann soweit.

Zu diesem Zeitpunkt war das Rennen strategisch offen. Klar war nur, dass Verstappen nochmals an die Box kommen musste, da er seinen harten Pflichtsatz noch nicht gefahren war. In Runde 27 kam er schließlich rein und fiel wieder auf Rang drei zurück. Von nun an begann die rennentscheidende Phase. Denn während Hamilton an der Spitze unwissend seinem Motorschaden entgegenfuhr, holte Verstappen in Riesenschritten auf Ricciardo auf. Es kam zu einem beinharten, aber absolut fairen Duell. Die Box entschloss sich trotz eines Funkspruches von Verstappen gegen ein Eingreifen.

"Wir ließen sie gegeneinander fahren, unter der Maßgabe, dass sie sich respektieren. Darüber haben wir am Morgen gesprochen und wir haben beiden den Raum überlassen", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner hinterher. Denn zu diesem Zeitpunkt war bei beiden Fahrern kein Stopp mehr geplant, Ricciardo sollte auf seinem harten Satz ebenso durchfahren, wie Verstappen. Es war ein direkter Kampf um die Positionen.

Die beiden Red-Bull-Piloten durften frei fahren, Foto: Sutton
Die beiden Red-Bull-Piloten durften frei fahren, Foto: Sutton

Hamilton an der Spitze hatte man dabei nicht mehr im Blick. "Wir wussten, dass Lewis stoppen würde und die Realität war, dass wenn er stoppt, dass er dann ohnehin irgendwann vorbeikommt. Zu diesem Zeitpunkt haben wir eher geschaut, was dahinter passiert. Und wenn Daniel die Position an Max verloren hätte, hätten wir ihn sofort reingeholt, um Nico [Rosberg; Anm. d. Red.] zu covern", erläuterte Horner das Vorgehen. Verstappen fuhr tatsächlich neben Ricciardo, er schaffte den Weg an seinem Teamkollegen aber nicht vorbei. Schlussendlich war das die Rennentscheidung, da Hamilton kurz darauf ausschied und Ricciardo für den letzten Stint noch einen frischen Satz weiche Reifen übrig hatte, Verstappen aber auf gebrauchte zurückgreifen musste.

"Es war hartes Racing und natürlich sind wir für Siege bestimmt, aber es war heute sehr fair und mit großem Respekt untereinander. Daher danke auch an ihn", lobte Ricciardo die Fahrweise seines Teamkollegen. Auch der Teenager konnte mit dem Ergebnis gut leben. "Heute ist es zwar nur Rang zwei geworden, aber ich denke das ist ein tolles Ergebnis für das Team. Wir haben viele Punkte gesammelt. Das Auto hat das gesamte Wochenende über gut funktioniert. Ich denke, wir können damit zufrieden sein", so Verstappen.

Vierfacher Shoey

Alle Anwesenden auf dem Podium mussten aus dem Schuh trinken, Foto: Sutton
Alle Anwesenden auf dem Podium mussten aus dem Schuh trinken, Foto: Sutton

Durch den Doppelsieg fiel auch die übliche Shoey-Party Ricciardos auf dem Podium noch exzessiver aus. Statt allein aus seinem in Malaysia besonders verschwitzten Schuh zu trinken, reichte er den Stiefel weiter an Christian Horner, Max Verstappen und auch an Nico Rosberg. Und alle gönnten sich einen Schluck. "Ich persönlich mag den Geschmack. Heute war es ziemlich fruchtig", gab Ricciardo seinen Eindruck wieder. "Es schmeckte ein wenig wie eine Nachspeise. Nico meinte, es habe ihm nicht so gut geschmeckt", lachte er. Rosbergs Antwort: "Ich hoffe, er gewinnt in diesem Jahr kein Rennen mehr!"