Der Hungaroring war in den vergangenen beiden Jahren nicht unbedingt das beste Pflaster für Mercedes. Während 2014 Daniel Ricciardo in Budapest gewann, siegte im vergangenen Jahr Sebastian Vettel. Mit ein Grund für die unterdurchschnittliche Performance der Silberpfeile war neben kuriosen Rennverläufen der Umstand, dass in Ungarn aufgrund der Streckencharakteristik der Motor, Mercedes' Prunkstück, nur eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle spielt.

Hamilton übernahm mit dem Sieg die WM-Führung, Foto: Sutton
Hamilton übernahm mit dem Sieg die WM-Führung, Foto: Sutton

Wer nun aber dachte, Red Bull oder Ferrari können die Silberpfeile auch in diesem Jahr herausfordern, der irrte gewaltig. Vielmehr führte Mercedes der Weltöffentlichkeit vor Augen, wie überlegen man der Konkurrenz auch auf Strecken ist, deren Layout nicht ganz maßgeschneidert für den eigenen Boliden ist, und feierte den ersten Hybridsieg auf dem Hungaroring.

Wie sehr Mercedes in der Lage ist, mit der Gegnerschaft zu spielen, wurde im zweiten Stint des Ungarn GP überdeutlich. Nachdem Lewis Hamilton einen Vorsprung von rund zehn Sekunden auf den Drittplatzierten Daniel Ricciardo herausgefahren hatte, ließ es der Weltmeister nach der ersten Serie der Boxenstopps etwas ruhiger angehen, sodass Ricciardo sukzessive näher kam und seinen Rückstand auf unter fünf Sekunden drückte.

Dabei handelte es sich allerdings um keine Wiederholung der vielen technischen Probleme, von denen Mercedes in der bisherigen Saison schon heimgesucht worden war, sondern Hamilton nahm einfach bewusst Tempo heraus, um seine Reifen zu schonen. "Wir haben ihnen das gesamte Wochenende über gesagt, dass sie sehr vorsichtig mit den Reifen sein sollen. Wir waren nicht sicher, ob es ein Zwei- oder Drei-Stopp-Rennen wird. Und wenn du dann hörst, dass die Reifen vielleicht nicht halten, willst du sie am Leben halten", erklärte Toto Wolff.

Hamilton spurt nach Drohung

Da Ricciardo immer näher kam, legte man Hamilton seitens des Mercedes-Kommandostandes nahe, das Tempo wieder anzuziehen, und drohte als Alternative damit, den an zweiter Stelle liegenden Nico Rosberg nach vorne zu beordern. Eine Drohung, die fruchtete. Hamilton legte plötzlich zu und konnte Ricciardos Rückstand wieder auf über fünf Sekunden heben.

Weil man bei Red Bull dennoch mit dem Rennsieg liebäugelte, rief man den Australier bereits in Runde 34 zum Boxenstopp und versuchte damit, Mercedes unter Druck zu setzen. Dieser taktische Kniff ging allerdings nach hinten los, denn als Ricciardo erst einmal wieder auf der Strecke war, drehte Hamilton so richtig auf und fuhr trotz deutlich älterer Reifen wesentlich schnellere Rundenzeiten als sein Kontrahent. Unmittelbar nach Ricciardos Stopp betrug dessen Rückstand 24,4 Sekunden, als Hamilton sechs Runden später stoppte, belief er sich auf 26,9 Sekunden, sodass der Brite komfortabel vorne blieb.

"Ich wusste nicht, wie lange die Reifen halten würden. Deshalb musste ich mir die Lebensspanne der Reifen clever einteilen und angreifen, wenn es nötig war", schilderte Hamilton die Herangehensweise aus seiner Perspektive und stellte klar, dass er über weite Strecke des Grand Prix' nur das Nötigste getan habe. "Wenn ich Zeit benötigt habe, habe ich den Motor aufgedreht, wie ich ihn wollte, und bin die Zeit ehrausgefahren", gestand er ehrlich.

Ricciardo resigniert

Diese Offenheit gepaart mit der silbernen Performance stellte für die Konkurrenz, die sich insgeheim doch erhofft hatte, Mercedes gefährlich werden zu können, einen veritablen Schlag ins Kontor dar. "Zu Beginn des zweiten Stints sahen wir auf den Soft-Reifen konkurrenzfähig aus, aber am Ende schien es so als tat Mercedes nur das, was sie tun mussten und wurden stärker und stärker", stellte Ricciardo resignierend fest. "Als ich gestoppt hatte, sah es so aus als würden sie einfach den Motor aufdrehen."

Die Lehre des Großen Preises von Ungarn ist somit einmal mehr, dass die Konkurrenz gegen Mercedes nur eine Chance hat, wenn sich die Silberpfeile selbst schlagen - etwa in Form einer teaminternen Kollision wie in Barcelona, die Max Verstappen seinen Premierensieg bescherte. Tritt ein solcher Fall nicht ein, sind Red Bull und Ferrari der Marke mit dem Stern chancenlos unterlegen, auch wenn dies von Mercedes nicht gerne offen kommuniziert wird. Doch wird es eng, wird der Motor einfach aufgedreht und die frustrierte Gegnerschaft stehengelassen.