Der Hungaroring, so lautete die landläufige Meinung vor dem Ungarn-Rennwochenende, sei vielleicht jene Strecke, auf der die Konkurrenz Mercedes am ehesten aus eigener Kraft schlagen kann. Aufgrund der vielen Kurven spielt die Aerodynamik in Budapest eine besonders große Rolle, wohingegen die Bedeutung des Motors eher nachrangig ist.

Wie gemalt für Red Bull, möchte man meinen, doch die Realität sieht etwas anders aus. Mercedes dominierte beide Freitagstrainings nach Belieben und nahm der Konkurrenz in der repräsentativen zweiten Session fünf (Red Bull) beziehungsweise neun Zehntel (Ferrari) ab. Aber nicht nur mit leeren Tanks war Mercedes haushoch überlegen, ähnlich stellte sich das Bild auch bei den Longruns mit viel Sprit an Bord dar.

Rosberg gibt den Ton an

Da Lewis Hamilton seinen Mercedes nach bereits wenigen Runden in die Streckenbegrenzung warf, lag es an Nico Rosberg alleine, die Arbeit für die Silberpfeile zu erledigen. Und diese konnte sich sehen lassen, denn sowohl auf den superweichen als auch den weichen Reifen fuhr Rosberg verglichen mit den Ferrari- und Red-Bull-Piloten in einer eigenen Liga und zertrümmerte die ambitionierte Konkurrenz.

Während Rosberg auf Supersoft konstant Zeiten im niedrigen 1:25er-Bereich fahren konnte, kamen die Verfolger kaum unter Rundenzeiten von 1:26-Minuten - ein eklatanter Unterschied, der den ersten Sieg der Silberpfeile in der Hybrid-Ära auf dem Hungaroring zur Folge haben sollte, geschieht nichts Unplanmäßiges wie etwa eine teaminterne Kollision.

"Aus Performance-Sicht war das ein beeindruckender Tag für uns. Natürlich bedeutet das nicht gleichzeitig, dass wir uns auch morgen in einer so guten Position befinden werden. Aber für den Moment ist es sehr positiv", strahlte Rosberg über das ganze Gesicht, der den neu aufgetragenen Asphalt als einen Grund für die silberne Dominanz sieht. "Ich fühle mich im Auto großartig. Es ist sehr schnell und der Start ins Wochenende ist uns absolut geglückt. Wir haben alle Vorbereitungen für das Qualifying und die Rennsimulationen erledigt. Alles sieht sehr gut aus."

Red Bull vor Ferrari

Hinter Mercedes liefern sich Red Bull und Ferrari ein enges Duell um den Titel der zweiten Kraft, wobei die Bullen bei den Longruns leicht im Vorteil waren. "Natürlich wären wir gerne näher an Mercedes dran, aber momentan haben wir die Nase gegenüber Ferrari vorne", konstatierte Daniel Ricciardo, der vor zwei Jahren in Budapest gewann. "Das wird ein guter Kampf. Wenn wir nur hinter Mercedes bleiben, können wir zufrieden sein."

Bei Ferrari selbst hielt sich die Zufriedenheit angesichts des Rückstands auf die Spitze naturgemäß in Grenzen. Noch immer wartet die Scuderia auf den ersten Saisonsieg, doch nach den bisherigen Eindrücken des Rennwochenendes sieht es nicht so aus als würde beim vorletzten Lauf vor der Sommerpause der Knoten endlich platzen.

"Wir müssen uns in Sektor 1, 2 und 3 verbessern, es gibt bisher noch keinen Sektor, der da heraussticht", sieht Sebastian Vettel noch viel Luft nach oben. "Ich bin nicht wirklich komplett zufrieden mit der Balance. Es ist auch keine Überraschung, dass Mercedes schneller war als wir." Läuft es für Ferrari schlecht, könnte in Budapest der zweite Rang in der Konstrukteurs-Wertung an Red Bull verloren werden. Der Vorsprung beträgt nur noch sechs Punkte.