Einst war Vijay Mallya eine der schillerndsten Figuren des Formel-1-Paddocks, die sich kaum ein Rennen entgehen ließ, mittlerweile ist es um den Teamchef von Force India jedoch ziemlich ruhig geworden. Geschuldet ist dies dem Umstand, dass Mallya in seiner indischen Heimat per Haftbefehl gesucht wird, da er in Folge der Pleite seiner Fluglinie Kingfisher mehreren Banken rund 1,2 Milliarden Euro schulden soll.

Mitte April wurde Mallya von einem indischen Gericht aufgefordert, von seinem Wohnsitz in der Nähe von London nach Indien zurückzukehren, um sich den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu stellen. Dieser Aufforderung ist er bis heute aber nicht nachgekommen und hat seither Großbritannien nicht verlassen, weshalb das an diesem Wochenende stattfindende Rennen in Silverstone bis auf weiteres das einzige ist, dem er vor Ort beiwohnen kann.

Leidenschaft für Force India

Nico Hülkenberg war bei Mallya zu Besuch, Foto: Force India
Nico Hülkenberg war bei Mallya zu Besuch, Foto: Force India

"Ich bin unglaublich glücklich, hier zu sein", sagte Mallya am Freitag in Silverstone im Rahmen der FIA-Pressekonferenz, zu der er geladen war. Trotz seiner verfahrenen rechtlichen Situation gab sich der Inder ganz entspannt. "Seit ich meine Zeit in England verbringe, ist es weniger hektisch", plauderte er aus dem Nähkästchen. "Ich mache, wofür ich Leidenschaft habe, und ein Teil davon ist Force India."

Vorwürfen, sein Verhalten sei dem Image der Formel 1 abträglich, kann Mallya nichts abgewinnen. "Niemand hat jemals gesagt, dass ich dem Sport irgendwelchen Schaden zufüge", stellte er klar und hielt zudem fest, dass seine Anwesenheit bei allen Rennen gar nicht zwingend erforderlich sei. "Ich habe jahrelang multinationale Unternehmen gemanagt und konnte körperlich nicht in jedem Land, in dem sie tätig sind, anwesend sein. Aber ich war in der Lage, Anweisungen zu geben und zu delegieren, und das setzt sich fort."

Formel 1 im Kinosaal

Im Rahmen der Pressekonferenz verkündete Mallya außerdem, dass Force India 2017 erneut mit den Fahrern Nico Hülkenberg und Sergio Perez an den Start gehen wird. Hülkenberg selbst stattete Mallya erst kürzlich einen Besuch in seiner Villa ab, in der sich unter anderem ein Kinosaal befindet, von wo aus Mallya die Formel-1-Rennen verfolgt.

"Ich habe ihn dann gefragt, warum er keinen Funk hat, mit dem er mit dem Kommandostand kommunizieren kann", erzählte Hülkenberg. "Danach hat er ihn sich einbauen lassen." An diesem Wochenende bedarf es derlei technischen Schnickschnacks jedenfalls nicht. Mallya wird am Sonntag höchstpersönlich am Kommandostand von Force India erwartet, wo ihn ansonsten Robert Fernley, der stellvertretende Teamchef, vertritt.