Unverhofft kommt oft. In Spielberg rechnete sich McLaren im Vorfeld eher geringe Chance aus. Nach einem chaotischen Qualifying startete Jenson Button jedoch sensationell aus Startreihe zwei, im Rennen brachte er immerhin Platz sechs nach Hause. Ein Resultat, das im Vorfeld des Heimrennens in Silverstone viel Selbstvertrauen verschafft. Eine Wiederholung des Ergebnisses wäre jedoch eine große Überraschung.

Das letzte Rennen: Button mischt Spielberg auf

Jenson Button ließ in Spielberg sogar die Williams hinter sich, Foto: Sutton
Jenson Button ließ in Spielberg sogar die Williams hinter sich, Foto: Sutton

Jenson Button wird den Österreich GP 2016 wohl nicht so schnell vergessen. Zusammen mit Teamkollege Fernando Alonso als Außenseiter in die Steiermark gereist, spülte das Wetter den Briten im Qualifying nach vorne. Im verregneten Q3 zeigte Button die Stärke des McLaren-Chassis und fuhr auf Rang fünf. Dank zweier Strafen begann er das Rennen gar von Startplatz drei. Nach den ersten Runden gar auf Platz zwei liegend, fuhr Button schlussendlich immerhin Rang sechs nach Hause und verhalf seinem Team damit zu wertvollen Punkten. Ähnliches wäre wohl auch für Fernando Alonso möglich gewesen. Doch erst baute seine Crew im Qualifying Mist, als man den Spanier mit gebrauchten Reifen in Q2 losschickte. Dann streikte im Rennen seine Power Unit, was ihn zur Aufgabe zwang.

Die Neuerungen: Gestiegenes Selbstvertrauen

Der besonderen Umstände, die in Spielberg zu dem starken Ergebnis führten, ist man sich bei McLaren bewusst. Dennoch führte es - so die teaminterne Meinung - vor Augen, was möglich ist im Team. "Jensons Resultat in Österreich hat gezeigt, dass - wenn alles zusammenkommt - wir auf einem hohen Niveau agieren können", so Renndirektor Eric Boullier. Doch der Franzose lässt sich nicht blenden. "Die Probleme, die Fernando am Samstag und Sonntag ereilten, zeigen, dass wir unser Spiel weiter verbessern müssen." Gegen erneutes Regenwetter hätte McLaren sicher nichts einzuwenden. Updates kommen beim Heimrennen aber nicht zum Einsatz.

Die Erwartungen: Gute Leistung für die Fans

Vieles hat Jenson Button in seiner Karriere erreicht, unter anderem wurde er 2009 Weltmeister. Doch ein Podestplatz bei seinem Heim GP fehlt ihm noch. "Es wäre schön, erklären zu können, dass in diesem Jahr das Podium endlich möglich wäre. Aber realistisch betrachtet, ist es dieses Mal nicht möglich", stellt er klar. Die Strecke verlangt mit ihren langen Geraden und der hohen Durchschnittsgeschwindigkeit vor allem Leistung, die die Power Unit von Honda noch nicht bringen kann.

Einen Kampf um die Podestplätze erwartet Button nicht, Foto: Sutton
Einen Kampf um die Podestplätze erwartet Button nicht, Foto: Sutton

Hondas F1-Verantwortlicher Yusuke Hasegawa erklärt die Tücken des Kurses. "Die Strecke ist lang und eben, sie verlangt viel Power und der Spritverbrauch ist hoch. Für uns bedeutet das ohne Zweifel einen erbitterten Kampf im Mittelfeld", so der Japaner. Diesen Kampf erfolgreich zu meistern, sei man den Fans schuldig. "Es ist wichtig uns klar zu machen, dass wir in Österreich über unseren Verhältnissen gefahren sind. Aber mit so vielen Fans von McLaren-Honda an diesem Wochenende versuchen wir alles, um ein weiteres starkes Resultat zu erreichen", kündigt Eric Boullier an.

Ähnlich sieht es auch Fernando Alonso, der einen genauen Plan für den Ablauf des Wochenendes hat. "Ich möchte Freitag und Samstag Fortschritte erzielen, um dann am Sonntag eine Leistung zu bringen, die unserem Einsatz gerecht wird. Wir können es schaffen, und diese Kurve vor Tausenden McLaren-Honda-Anhängern zu bekommen, wäre eine fantastische Belohnung für das Team", so der Spanier.

Die Statistik: McLaren beim Großbritannien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
McLaren 14 7733 3363489
Fernando Alonso 2 336 96848
Jenson Button - --- 40-

McLaren in Silverstone: Das Team aus Woking gehört zu den erfolgreichsten Herstellern in Silverstone. Sowohl bei der Anzahl der Siege, als auch bei den errungenen Podestplätzen rangiert McLaren auf Rang zwei der ewigen Bestenliste, jeweils hinter Ferrari.

Fernando Alonso in Silverstone: 2006 und 2011 konnte Alonso in Silverstone gewinnen. Insgesamt fuhr er sechs Mal auf das Podest, so oft wie kein anderer aktueller Fahrer.

Jenson Button in Silverstone: Bei seinem Heimrennen war Jenson Button bislang wenig mit Glück gesegnet. Seine besten Ergebnisse in Silverstone waren drei vierte Plätze. Dem gegenüber stehen vier Ausfälle.

Die Prognose: Erneutes Wunder nur bei Wetterkapriolen

  • Bedingungen in Spielberg ließen McLaren-Honda stark aussehen
  • Strecke in Silverstone kommt Honda nicht entgegen
  • Aber: Das Wetter ist in Großbritannien immer ein Thema
  • McLaren gehört zu den erfolgreichsten Teams in Silverstone

Motorsport-Magazin.com meint: Es war wie eine schöne Reise in die Vergangenheit, als in Spielberg plötzlich ein McLaren auf Rang zwei lag. Dass Jenson Button diesen nicht halten konnte, war abzusehen. Zu groß ist immer noch der Nachteil des Honda-Motors. In Silverstone wird sich ein ähnliches Bild abzeichnen, wenngleich auf dem ehemaligen Flugplatz auch die Aerodynamik und damit das Chassis wichtig sein werden. Illusionen, nach denen ein Resultat wie in Österreich wiederholt werden könnte, gibt sich keiner im Team hin. Ein Platz in den Punkten wird das Maximum sein. Außer es regnet, dann könnten Button und Alonso durchaus für Überraschungen sorgen. Und Regen in England soll es ja schon gegeben haben... (Chris Lugert)