Ferrari schlägt zurück! Sebastian Vettel konnte beim Großen Preis von Kanada mit Platz zwei die zuletzt größten Konkurrenten Red Bull endlich wieder hinter sich lassen. Ist die Scuderia damit wieder Mercedes-Jäger Nummer eins, oder droht den Roten in Baku schon das nächste blaue Wunder?

Red Bulls Höhenflug

Silber-Rot-Blau. Diese Rangordnung hatte sich zu Beginn der Saison abgezeichnet. In Australien, Bahrain, China und Russland kam nach Sieger Nico Rosberg immer ein Ferrari vor einem Red Bull ins Ziel. Beim Auftakt in Melbourne und in Shanghai war es Sebastian Vettel, in Bahrain und Sochi Kimi Räikkönen.

Verstappen siegte in Barcelona, Foto: Red Bull
Verstappen siegte in Barcelona, Foto: Red Bull

Eine Routine, die in Spanien mit Max Verstappens fulminantem, ersten Sieg plötzlich durchbrochen wurde. Bei seinem Debütrennen für die Bullen setzte man auf eine riskante Zwei-Stopp-Strategie, und wurde belohnt. Dahinter kamen zwar Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel ins Ziel, doch den Sieg trugen die Bullen nach Hause.

Weiter ging der Höhenflug dann in Monaco: Am engen Straßenkurs funktionierte die Kombination aus einem ehrgeizigen Daniel Ricciardo und einem aerodynamisch-starken Boliden ausgezeichnet - Pole für den Australier, Rang zwei im Rennen. Und die Hoffnung auf mehr. Denn am Ende war es ein verpatzter Boxenstopp, der den Bullen den sicheren Sieg kostete - und Lewis Hamilton auf das Siegerpodest im Fürstentum beförderte.

Und Ferrari? Vettel verpokerte sich erneut in der Strategiefrage und fuhr auf Rang vier, während Teamkollege Räikkönen ausschied. Es schien so, als habe Red Bull die Scuderia als erste Kraft hinter Mercedes abgelöst.

Ferrari gibt Antwort in Kanada

Nur die Nummer 3? Das wollte Ferrari nicht auf sich sitzen lassen und reagierte. Für Kanada brachte man einen neuen Turbolader und noch mehr Ehrgeiz mit. Diesen konnten die Zuschauer bereits zu Beginn des Großen Preises von Kanada sehen: Mit einem Raketenstart überholte Sebastian Vettel beide Silberpfeile und setzte sich an der Spitze ab. Zwei Stopps später kam der Deutsche zwar "nur" auf Rang zwei, hinter Lewis Hamilton, ins Ziel, jedoch endlich wieder vor Red Bull. "Man kann sagen, dass wir seit langer Zeit mal wieder ein ordentliches Wochenende hatten", sagt Vettel am Sonntag. "Und vielleicht haben wir damit nun den ein oder anderen Zweifel aus dem Weg geräumt."

Auf der Power-Strecke am Circuit Gilles-Villeneuve konnte Red Bull nämlich dann doch nicht ganz mithalten. Max Verstappen beendete den Lauf auf Position vier, Ricciardo auf Rang sieben. "Wir hatten nicht das beste Rennen heute", bestätigte auch der Australier danach. Das Motoren-Update, das Renault in Monaco gebracht hatte, reicht zumindest auf Power-Strecken noch nicht aus, um Mercedes und Ferrari Paroli zu bieten, das weiß auch Bullen-Teamchef Christian Horner: "Unsere Performance heute war respektabel - auf einer Strecke wie dieser."

Vettel fuhr in Kanada auf Rang zwei - vor Red Bull, Foto: Sutton
Vettel fuhr in Kanada auf Rang zwei - vor Red Bull, Foto: Sutton

Und wie geht es nun weiter?

Der Ausblick verrät - nichts. Denn die nächste Runde wird für alle zur Premiere. Der Europa Grand Prix in Baku feiert kommenden Sonntag sein Debüt - und wird damit zur Unbekannten in der Favoritenfrage.

Doch Red Bull ist positiv gestimmt. "Der Sonntag in Baku muss besser laufen als in Montreal. Ich persönlich freue mich ja immer auf Streckenpremieren, und da es ein Straßenkurs ist, sollte es kommende Woche wieder Spaß machen", hofft Ricciardo. Aber auch Vettel sieht gute Chancen auf der Neo-Strecke: "Ich glaube, es wird ein bisschen wärmer werden. Dieses Jahr hat es mit der Hitze ja noch nicht so geklappt, aber normalerweise ist das ja etwas, was uns etwas entgegenkommt."

Erst in Spielberg, ebenfalls ein Kurs auf dem Leistung ein entscheidender Faktor ist, kann sich Ferrari wieder im Vorteil wähnen. Wohingegen Red Bull in Silverstone erneut die Nase vorne - aber wohl hinter Mercedes - haben sollte. Ferrari oder Red Bull? Ein Duell, welches ab sofort wohl je nach Strecke ausgefahren wird.