Kein Deutschland Grand Prix 2015 - die Nachricht schlug Anfang vergangenen Jahres ein wie eine Bombe. Turnusgemäß hätte das Rennen auf dem Nürburgring stattfinden sollen, doch es kam zu keiner finanziellen Einigung zwischen Bernie Ecclestone und den Streckenbetreibern. Dass so der Hockenheimring so kurzfristig nicht in die Bresche springen konnte, besiegelte das Schicksal des Deutschland Grand Prix letztlich. Über Erfolg oder Misserfolg 2016 entscheidet letztlich, wie so oft, der Zuschauerandrang. Deswegen zieht Georg Seiler, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, den Fan zur Verantwortung.

Und um den Fan an die Strecke zu bringen, haben sich die Betreiber des Hockenheimrings etwas überlegt. Finanziell seien die Tickets nun vor allem für Familien erschwinglicher. Im Gegensatz zum Red Bull Ring steht dem Hockenheimring nämlich kein Großkonzern als Sponsor hinter dem Rücken, um etwaige finanzielle Einbußen etwas leichter abfedern zu können. "Es wäre schön, wenn wir direkt unterstützt werden würden", so Seiler am Rande des Spanien Grand Prix. "In der Formel 1 gibt es aber andere Regularien. Da haben andere die Werberechte. Und mit ihnen muss man sich unterhalten." Doch letzten Endes zählt der zahlende Fan. "Allein der Fan trägt ausschlaggebend dazu bei, dass eine Veranstaltung wirtschaftlich zu einem Erfolg wird."

Georg Seiler nimmt Fans in die Pflicht, Foto: Sutton
Georg Seiler nimmt Fans in die Pflicht, Foto: Sutton

Seiler: Formel 1 nicht schlechtreden

Um dem Fan das Produkt Formel 1 schmackhafter zu machen, sei es notwendig, wenn sich auch die Fahrer positiver darüber äußern. Dabei nimmt er vor allem den vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel in die Verantwortung, der sich oftmals und regelmäßig negativ über die Entwicklung der modernen Königsklasse äußert. "Fakt ist, dass auch er mal ruhig sein muss und das Produkt so verkaufen soll, wie es sich gehört", so Seilers klare Worte an den Ferrari-Piloten. "Und die Serie hat es auch verdient. Sicherlich: Dem einen ist es zu leise, dem anderen zu laut. Der eine will die Technik, der andere die alte. Es jedem recht zu machen, ist schon schwierig", sagte Seiler.

An Bernie Ecclestone, dem der schwarze Peter in der Diskussion gerne zugeschoben wird, liege es laut Seiler nicht, dass sich immer weniger Fans dazu entscheiden, sich die Rennen nicht vor Ort anzusehen. "Wir haben seit 40 Jahren einen freundschaftlichen Kontakt zu Bernie Ecclestone", sagte Seiler. "Allein an dieser Zeitspanne wird deutlich, dass wir mit den Verträgen letztlich freundschaftlich umgehen. Er hat logischerweise seine Vorstellungen und wir unsere Zwänge. Aber dann einigt man sich." Und wenn Ecclestone einmal abdankt, so hofft Seiler auf einen ähnlichen Enthusiasten an der Spitze der Königsklasse. "Ich kenne ihn schon lange und ich würde einen Freund verlieren", so Seiler. "Ich wünsche mir, dass auch der Nächste an der Spitze ein Freund von Traditionsrennstrecken ist, damit die Formel 1 nach wie vor dort fährt, wo sie geboren wurde."

Die deutschen Piloten freuen sich auf die Rückkehr des Deutschland GP, Foto: Sutton
Die deutschen Piloten freuen sich auf die Rückkehr des Deutschland GP, Foto: Sutton

Der Hockenheimring ist letzten Endes aber nicht auf die Formel 1 angewiesen. "Der Hockenheimring ist seit 1970 eine Grand-Prix-Rennstrecke", so Sailer auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Wir haben uns mittlerweile ein Image geschaffen. Ich glaube nicht, dass dieses Image verloren gehen würde, wäre der Hockenheimring von heute auf morgen keine F1-Rennstrecke mehr. Trotzdem braucht man dieses Image auch für andere Veranstaltungen." Dass an diesem Image auch die mediale Berichterstattung essenziell beteiligt gewesen ist, bestreitet Seiler nicht. Doch negative Presse helfe der Formel 1 auf Dauer nicht. "Es kommt darauf an, dass die Serie auch medial gut verkauft wird", so Seiler. "Wieso soll der Fan daran interessiert sein, ein Rennen zu besuchen, wenn schlecht über die Formel 1 geschrieben wird?"