Der offene Brief der Fahrergewerkschaft der Formel 1, GPDA, hat einige Wellen geschlagen. Anlass des Briefes waren die jüngsten Reglement-Änderungen, sowohl in sportlicher als auch in technischer Hinsicht. Die Verantwortlichen sollen Korrekturen intelligent und gutüberlegt vornehmen, hieß es. "Ich denke, der Kernpunkt für uns und die Fans ist es, dass wir nicht komplett zufrieden damit sind, wo der Sport gerade ist", brachte Jenson Button das Hauptanliegen der GPDA am Rande des Rennwochenendes in Bahrain auf den Punkt.

Aus der Vergangenheit lernen

Ein Rückblick auf Vergangenes könne dabei helfen, den Sport für Protagonisten und Fans interessanter zu gestalten. "Ich bin jetzt 17 Jahre dabei. Es gab gute und schlechte Zeiten. Aber wir können auf jeden Fall so viele gute Dinge aus der Vergangenheit ziehen, als der Sport großartig war", so Button. "Es gibt immer noch viele richtige Dinge. Aber es braucht Veränderung. Da haben wir als Fahrer die gleiche Meinung wie die Fans."

Die Leidenschaft zur Königsklasse, die emotionale Hingabe sei dabei der Schlüssel, wie Button betont. "Wir sind als Fahrer sehr emotional. Wir lieben diesen Sport sehr. Von der emotionalen Seite zu kommen, ist aber nicht immer das beste", mahnte der McLaren-Pilot. Aus eben diesem Grund sei es gerechtfertigt, dass Regeländerungen nicht Aufgabe der Fahrer sein sollte. "Wir sind es, die Autos fahren und den Sport lieben", sagte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel. "Deshalb wollen wir nicht die Regeln machen. Aber wir wollen Entscheider, die ihren Job machen."

Dazu gehöre aber eben auch, offen für Ideen und Ratschläge von Fahrerseite zu sein. "Es wäre vielleicht ratsam, manchmal mehr auf die Fahrer zu hören", so Vettel. "Aber man hat uns in den letzten Jahren schon hier und da die Möglichkeit gegeben, unsere Meinung zu äußern und zu helfen." Der Zickzack-Kurs drückt vor allem Mercedes-Pilot Nico Rosberg auf den Magen: "Mit dem Qualifying sind die Leute zuhause einfach nicht zufrieden. Wir fahren aber hauptsächlich für die Fans. Das ist eines der jüngeren Beispiele. Aber auch die Regeln für nächstes Jahr. Wir erzeugen mehr Downforce, obwohl wir eigentlich versuchen sollten, Überholmanöver zu begünstigen. Durch mehr Abtrieb wird überholen allerdings schwieriger."

Das System hinkt

Ob nun Bernie Ecclestone oder Jean Todt: Einen Schuldigen festzumachen, sei nicht im Interesse der GPDA gewesen. "Es wäre unangebracht, Namen zu nennen oder irgendwelche Personen zu kritisieren", gab sich Rosberg bedeckt. "Es ist aber eben so, dass es derzeit nicht perfekt ist und es besser ginge." Fernando Alonso nahm die Beiden hingegen in Schutz: "Bernie ist stets darauf aus, den Sport zu beschützen und sowohl ihn als auch die Show zu verbessern. Ich denke, Bernie und Jean versuchen ihr bestes, aber das System an sich ist etwas alt, was Entscheidungsfindung anbelangt."

Dem Spanier missfällt die fehlende Linie in Reglementsänderungen. "Das neue Qualifying-System, die neuen Regeln, diese Funk-Einschränkungen die euch gefallen mögen, scheinen ein wenig widersprüchlich", sagte Alonso. Damit meint er die Komplexität der F1-Boliden, der Hybrid-Technologie und -Antriebe. "Mit all dem, was wir beachten müssen, bekommen wir dann keine Informationen über das Auto. Man kann uns kein Raumschiff vorlegen und uns dann nichts darüber sagen. Das alles verwirrt uns Fahrer."

Dass nicht alle Fahrer Mitglied der GPDA sind, sei kein Problem. "Es wäre schön, alle Fahrer in der GPDA zu haben. Aber ich muss auch sagen, dass wir alle bei wichtigen Entscheidungen in den letzten Jahren zusammengehalten haben", so Alonso. Neben Max Verstappen ist auch Williams-Pilot Valtteri Bottas kein GPDA-Mitglied. Ob es einen Mitgliedsbeitrag gäbe, wollte Motorsport-Magazin.com von ihm wissen. "Ich denke, es gibt einen", sagte er. Und ob er der Fahrergewerkschaft beitreten würde, wenn die Mitgliedschaft kostenlos wäre? "Dann müsste ich mir nochmal Gedanken darüber machen", spaßte der Finne.