Yuji Ide wird den wenigsten Formel 1-Fans ein Begriff sein. Der Japaner bestritt 2006 lediglich vier Rennen für Super Aguri und erreichte nur einmal das Ziel. Mit dieser Leistung hat sich der Rennfahrer, für den die Königsklasse einem Kulturschock glich, in das Gedächtnis nur weniger Fans gefahren. Insgesamt absolvierte er dabei 145 der 232 möglichen Rennrunden.

Als 2006 Aguri Suzuki mit einem eigenen Formel-1-Team an den Start ging, war die Überraschung wenig groß, als im japanischen Team zwei Japaner am Steuer saßen. Während Takuma Sato für die Zuschauer immerhin ein Begriff war, der 38-Jährige hatte bereits ein paar Punkte in der Königsklasse einfahren können, war Ide in Europa ein fast unbeschriebenes Blatt. Doch außer eine Teilnahme an der französischen Formel 3 2001 und 2002 war er zuvor nur in Japan unterwegs. Motorsport-Magazin.com hat extra zum 41. Geburtstag fünf nahezu unbekannte Fakten ausgegraben.

1. Ide sprach kaum Englisch

Neben der Sprache war das Lernen der Strecken die größte Herausforderung für Ide, Foto: Sutton
Neben der Sprache war das Lernen der Strecken die größte Herausforderung für Ide, Foto: Sutton

Als Japaner in japanischen Teams ist es nicht unbedingt notwenig Englisch sprechen zu können, wenn man dann jedoch exklusive Interviews mit komplexeren Themen bespricht, ist es schon von Vorteil. Das musste auch Motorsport-Magazin.com beim San Marino GP 2006 feststellen, denn oft musste die Dolmetscherin aushelfen und das Interview bekam einen Charakter, wie er aus 'Lost in Translation' bekannt ist. Die ausführlichen Antworten wurden im englischen deutlich zusammengekürzt. Gerne hätten wir erfahren, was der Japaner wirklich gesagt hat.

2. Ide kannte keine der Strecken

Mit seinem Status als Vizemeister der Formel Nippon schien er für Super-Aguri-Teamchef Aguri Suzuki ausreichend qualifiziert, um einen Fuß in die Formel 1 zu setzen. Das stellte sich im Nachhinein jedoch als Fehler heraus. Neben der fehlenden Erfahrung in einem Formel-Boliden mit viel Leistung, kannte der Rookie auch keine der Strecken. Das zeigte sich schon in der Qualifikation bei seinem Debüt, in der er die 107 Prozent-Marke verfehlte und knapp drei Sekunden langsamer als sein Teamkollege war.

Am Rennen durfte er trotzdem teilnehmen, doch selbst in seiner besten Runde fehlten ihm knapp sechs Sekunden auf die Spitze. "Es ist wahr, dass es sehr hart ist, am Freitag die Strecke zu lernen. Das wirkt sich dann auf das ganze Wochenende aus, denn um die richtige Abstimmung zu finden, braucht man Erfahrung und möglichst gute Kenntnisse der Strecke", gab auch Ide selbst zu.

3. Ide wollte nicht überrundet werden

Die Leistungen wurden trotz der steigenden Erfahrungen nicht besser. Stattdessen fehlten Ide teilweise über 10 Prozent zur Rundenzeit der Spitze. In Australien war der Rückstand sogar besonders groß. Auf Sato fehlten Ide in der Qualifikation vier Sekunden, zur Bestzeit gar 10,5, was umgerechnet 12,3 Prozent entsprach. Im Rennen wurde der Klassenunterschied erstmals deutlich, als beide Fahrer das Ziel erreichten, dabei verlor Ide mehr als eine Runde auf seinen Teamkollegen.

Von der Konkurrenz in besseren Autos wurde er gleich mehrfach überrundet. Lieber wäre Ide jedoch gewesen, um die Position zu kämpfen: "Natürlich ist es nicht einfach, wenn andere Fahrer ständig an mir vorbei wollen. Aber es ist eines meiner Ziele, dass ich mich besser auf mein eigenes Rennen konzentrieren kann. Es ist doch so: Ich möchte an sich gar nicht anderen Platz machen, sondern um meine Position kämpfen."

4. Ide wurde durch die FIA abgesetzt

"Jedes Mal, wenn ich mich ins Auto setze, muss ich gute Arbeit leisten. Sonst werde ich gefeuert", verriet der damals 31-Jährige. Für seinen Teamchef schienen die Leistungen auch ausreichend zu sein, nicht aber für die FIA. Die legte Super Aguri nahe, ihren zweiten Fahrer nicht mehr einzusetzen. Zusätzlich wurde dem Japaner am 10. Mai 2006 die Superlizenz entzogen, sodass er an keinem Rennen mehr teilnehmen durfte. Ersetzt wurde der wenig erfolgreiche Rennfahrer durch Franck Montagny, der zuvor für Renault tätig war.

5. Ide fährt immer noch Rennen

Man hätte erwarten können, dass Ide sich nach dem Rückschlag, von der FIA freundlich aus der Formel 1 gegangen worden zu sein, zur Ruhe gesetzt hat. Doch von diesem Missverständnis ließ er sich nicht entmutigen. Stattdessen kehrte er nach Japan zurück und widmete sich Ide wieder der Formula Nippon und Super GT. Seine Form litt jedoch und an seine Ergebnisse aus der Zeit vor der Formel 1 kam der Vollblutracer nicht mehr heran. Er blieb aber stehts bemüht und erreichte 2007 sogar noch ein Podium in der Formula Nippon. In der Super GT reichte es 2010 sogar noch einmal zum Sieg. 2015 sein bestes Ergebnis ein neunter Rang.