Nach dem großen Paradigmenwechsel 2014 bleibt das Reglement der Formel 1 zum zweiten Jahr in Folge weitgehend stabil. Untätigkeit kann man den Regelmachern aber nicht vorwerfen - der Teufel steckt im Detail. Und Details ändern sich zur Formel-1-Saison 2016 wieder jede Menge. Motorsport-Magazin.com stellt die Regeländerungen zur neuen Saison vor.

Technische Änderungen

Auf technischer Seite gibt es wie jedes Jahr ein paar Kleinigkeiten, die nicht besonders interessant sind. Hier ein paar Millimeter mehr Bodywork, dort ein paar Millimeter weniger. Doch es gibt auch interessante Änderungen.

Die Fans hoffen auf das zusätzliche Rohr, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Die Fans hoffen auf das zusätzliche Rohr, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Zusätzlicher Auspuff
Am meisten hoffen die Fans auf ein oder zwei zusätzliche Auspuffendrohre. Bislang mussten die Abgase hinter dem Turbolader in einem einzelnen dicken Rohr ausgeblasen werden. Das ändert sich 2016 der Geräuschkulisse wegen. Ab sofort gibt es einen Bypass, der überflüssige Abgase am Turbolader vorbeiführt und einzeln ausbläst. Über bestehende Wastegate-Ventile wird dieser Abgasstrom geregelt. Linke und rechte Zylinderbank dürfen entweder in ein Extra-Rohr zusammengeführt werden oder als einzelne Mini-Rohre austreten. Dadurch soll vor allem die Klangfarbe der Power Units besser werden.

Einheitstelemetrie
Die Telemetrie ist spätestens seit der neuen Antriebsgeneration essentiell für die Ingenieure. Tausende Sensoren liefern in Echtzeit Daten an die Garage und sogar an die Fabriken. Ab diesem Jahr müssen alle Teams die Einheits-Telemetrie der FIA einsetzen.

2016 kommt eine Kamera hinzu, Foto: Sutton
2016 kommt eine Kamera hinzu, Foto: Sutton

Highspeed-Kamera
Um die Formel 1 noch sicherer zu machen, sind ab 2016 alle Autos mit einer Highspeed-Kamera ausgestattet. Die kleine Kamera, die extreme Bildfolgen aufzeichnen kann, soll weitere Daten für die Unfalldatenbank liefern und bei der Analyse helfen. Auch bei Testfahrten sind die Teams dazu verpflichtet, die Kamera funktionsfähig installiert zu haben.

Größere Cockpitwand
Wie fast jedes Jahr werden die Piloten weiter in ihr Cockpit eingebaut. Wieder einmal werden die Seitenwände größer. Von 33.000 Quadratmillimeter wachsen sie auf 35.750 Quadratmillimeter. Damit soll der Kopf bei T-Bone-Unfällen besser geschützt werden. Gleichzeitig muss das Cockpit mehr Kräfte abkönnen: Beim Test lasten nun 50 statt wie bisher 15 Kilonewton auf der Cockpitwand.

Mehr Token
Eigentlich sollten die Token, mit denen die Hersteller die Power Units weiterentwickeln dürfen, von Jahr zu Jahr weniger werden. Nachdem die Unterschiede zwischen den Herstellern nach wie vor so drastisch sind, hat die FIA das Reglement aufgelockert. Statt der angedachten 25 Token gibt es 2016 wieder 32 Stück. Außerdem dürfen die Token erneut über das Jahr hinweg gebracht werde, nicht nur über die Winterpause.

Jahr Token
2016 32
2017 25
2018 20
2019 15
Neue Hersteller
Im 1. Jahr 15
Im 2. Jahr 32

Sportliche Änderungen

Auch auf sportlicher Seite ändern sich jedes Jahr Kleinigkeiten. So wird das Reglement in Details immer weiter perfektioniert. Beispielsweise ist jetzt erstmals klargestellt, was passiert, wenn das Rennen nach weniger als zwei Runden abgebrochen wird. Die Antwort: Es gibt keine Punkte. Dazu gibt es aber auch etwas entscheidendere Änderungen.

Ab sofort dürfen unterschiedliche Power Units homologiert werden, Foto: Renault Sport F1
Ab sofort dürfen unterschiedliche Power Units homologiert werden, Foto: Renault Sport F1

Power-Unit-Homologation
Die Power Units dürfen nicht nur stärker entwickelt werden, sie dürfen auch länger im Einsatz bleiben. Bislang durften Hersteller nur eine Spezifikation homologieren lassen. 2016 dürfen auch ältere Motoren homologiert werden. Somit ist es Ferrari erlaubt, Toro Rosso mit Vorjahresmotoren zu beliefern.

2016 fahren die Piloten an 21 Wochenenden im Kreis, Foto: Sutton
2016 fahren die Piloten an 21 Wochenenden im Kreis, Foto: Sutton

Zahl der Rennen steigt
Bislang musste eine Formel-1-Weltmeisterschaft mindestens 8 und maximal 20 Events umfassen. Der aktuelle Kalender umfasst - Wackelkandidat Austin eingeschlossen - aber 21 Rennwochenenden. Der Motorsportweltrat hat den Schönheitsfehler korrigiert und das Reglement auf 21 Events erweitert.

Reifentestfahrten
Die Wintertestfahrten wurden von zwölf auf acht Tage zusammengeschrumpft. Dafür darf die FIA in Absprache mit den Teams und dem Reifenhersteller bis zu sechs zweitätige Reifentests abhalten, um Verbesserungen der Pneus zu testen. Diese Testtage sind speziell für die breiteren Reifen gedacht, die 2017 kommen sollen. Die zwei jeweils zweitägigen Tests während der Saison im Anschluss an ein Rennen bleiben.

Reifenwahl für Events
Die Reifen werden 2016 kompliziert. Teams dürfen sich die Mischungen für die Rennen selbst aussuchen. Pirelli nominiert für jeden Grand Prix drei Mischungen, von denen die Rennställe wählen dürfen. Dabei gibt der Reifenhersteller drei Sätze selbst vor: Der Qualifying-Pneu muss im Q3 gefahren werden, von den zwei designierten Rennsätzen muss mindestens einer im Rennen gefahren werden. Die restlichen zehn Sätze dürfen die Teams selbst wählen.

VSC kommt nun auch im Training zum Einsatz, Foto: Sutton
VSC kommt nun auch im Training zum Einsatz, Foto: Sutton

Virtuelles Safety-Car
2015 hat das VSC in der Formel 1 Premiere gefeiert. Abgesehen von kleineren Problemen hat die neue Regel gut funktioniert. So gut, dass sie 2016 auch in den Trainings zum Einsatz kommen soll, damit durch rote Flaggen nicht so viel Trainingszeit verloren geht. Außerdem wird DRS im Rennen unmittelbar nach Aufhebung des VSC freigegeben, nicht erst drei Runden danach wie beim Einsatz des richtigen Safety-Cars.

Team-Sperrstunde weiter eingeschränkt
Die Sperrstunde soll dafür sorgen, dass die Mechaniker nicht Tag und Nacht an den Autos arbeiten müssen. 2016 gibt es weitere Arbeitserleichterungen. Die zwei Ausnahmen über die Saison hinweg bleiben zwar, obwohl sie 2016 eigentlich wegfallen sollten, dafür werden die Zeiten verlängert. Jeweils elf Stunden vor FP1 und FP3 dürfen die am Auto arbeitenden Teammitglieder acht Stunden lang nicht ins Fahrerlager.