Lewis Hamilton ist Weltmeister, Nico Rosberg jedoch der Mann der Stunde. Der deutsche Mercedes-Pilot gewann auch den Saisonabschluss in Abu Dhabi und schaffte es damit wie von ihm erhofft, die letzten drei Rennen des Jahres für sich zu entscheiden. Eine nicht unwichtige Gemeinsamkeit gab es sowohl in Abu Dhabi, Mexiko als auch Brasilien: den Start. War Rosberg Hamilton über weite Strecken der Saison nach dem Erlöschen der Ampeln unterlegen gewesen, wendete sich das Blatt im Herbst zu Gunsten des Deutschen.

"Der größte Unterschied ist, als Erster in die erste Kurve reinzufahren. Es ist immer eng im Rennen und fast die ganze Miete", betonte Rosberg. "Es ist einfach so, dass ich jetzt immer der Schnellere bin und das eine Zehntel im Qualifying in Petto habe, wenn es sein muss. Und das macht den Unterschied aus." Die Steigerung beim Start kam allerdings nicht von Ungefähr, wie der Mercedes-Pilot auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com festhielt, sondern sei ein Resultat harter Arbeit. "Da habe ich mich echt ins Zeug gelegt und einfach gesteigert."

Rosberg lag in Abu Dhabi strategiebereinigt zwar das gesamte Rennen über in Führung, wirklich entspannt war sein Nachmittag allerdings nicht. Der 30-Jährige verspürte im mittleren Stint Graining an der Vorderachse, weshalb Hamilton den Rückstand bis auf 1,2 Sekunden reduzieren konnte. Ein Angriff gelang dem Briten allerdings nicht. "Mit den Reifen war es kompliziert und auch außergewöhnlich, weil wir nicht oft vorne Graining haben, normal sind es immer die Hinterreifen, die abbauen", schilderte Rosberg, der im letzten Stint seine Fahrweise anpasste und daher wieder besser zurechtkam.

Den Eindruck, dass er mit den superweichen Reifen besser zurechtgekommen sei, Hamilton hingegen auf der weichen Mischung Vorteile hatte, wollte Rosberg allerdings nicht teilen. "Es war ein Auf und Ab. Ich war im ersten Stint viel besser, er war im zweiten Stint viel besser und dann war ich im dritten Stint wieder viel besser", analysierte er.

Für Rosberg war es das erste Mal, dass er drei Rennen am Stück gewann. Stolz auf den Hattrick sei er allerdings nicht, vielmehr freue ihn das Einzelresultat und die Folgen, die es nach sich zieht. "Es ist ein cooler Abschluss der Saison. Schön, den Jungs am Abend nochmal was zu feiern zu geben, und auch so in die Winterpause zu gehen, weil letztes Jahr war es ein langer Winter. Dieses Jahr wird es ein bisschen erfreulicher."

Rosberg schaffte in Abu Dhabi den Sieges-Hattrick, Foto: Sutton
Rosberg schaffte in Abu Dhabi den Sieges-Hattrick, Foto: Sutton

Ferrari schläft nicht

Es liegt auf der Hand, dass Rosberg den Schwung in die neue Saison mitnehmen will, um 2016 nicht mehr Hamilton den Vortritt lassen zu müssen, sondern selbst den Weltmeisterpokal entgegennehmen zu dürfen. Würde er denn selbst Geld auf einen Champion Nico Rosberg setzen, wurde der Mercedes-Pilot bei seiner Presserunde nach dem Rennen gefragt. "Jetzt genieße ich erst mal den Winter, nächstes Jahr ist noch weit weg, und dann schauen wir mal", fiel die Antwort überraschend zurückhaltend aus.

Ein Grund dafür mag die Form der Konkurrenz sein. Ferrari legte 2015 deutlich zu und hat sich auf die Fahnen geschrieben, Mercedes im nächsten Jahr dauerhaft das Wasser zu reichen. "Man ist nicht automatisch Zweiter in der Startaufstellung, sondern wenn man sein Qualifying nicht ganz erwischt, eben Dritter oder so", erwartet Rosberg nicht zwingend einen abermaligen Zweikampf gegen Hamilton, sondern kann sich durchaus vorstellen, dass Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen ein Wörtchen mitsprechen.

Mercedes feierte in Abu Dhabi den zwölften Doppelsieg der Saison und stellte mit 703 Punkten einen neuen Rekord auf. Eine gute Basis für die neue Saison, aber noch lange keine Garantie, um auch erfolgreich zu sein, warnte Rosberg. "Man kann nicht erwarten, dass man wieder so dominant ist, denn wir haben 86% aller möglichen Punkte geholt", rechnete er vor. "Das ist ja der Wahnsinn. Das muss man erst einmal schaffen."