Bei den Fans sind die komplizierten Power Units nicht besonders beliebt, bei Technik-Freaks hingegen schon. Während der Sound wenig beeindruckend ist, sind es die blanken Zahlen umso mehr. Die Rundenrekorde im vergangenen Jahr in Brasilien haben aufhorchen lassen, die Topspeedwerte zuletzt in Mexiko ebenfalls.

Doch es gibt weitere, bislang nicht bekannte Zahlen, die belegen, wie fortschrittlich die aktuelle Technik in der Formel 1 ist. Mercedes' Verbrennungsmotor liefert inzwischen etwa die gleiche Leistung wie der V8 gegen Ende seiner Einsatzzeit im Jahr 2013. Die Ingenieure holen aus 1,6-Liter V6 mit Turbo so viel Power heraus wie aus 2,4-Liter V8-Motoren.

Doch das ist nur der eine Teil: Zu den rund 760 PS der V8 kamen noch rund 80 PS KERS dazu. Allerdings für nicht einmal sieben Sekunden pro Runde. Bei den aktuellen Power Units ist es die doppelte Leistung an elektrischer Energie, also etwa 160 PS. Diese Zusatzpower steht aber nicht nur für wenige Sekunden zur Verfügung, sondern fast die komplette Runde.

Power Unit 10 Prozent stärker

Das bedeutet bei den modernen Power Units eine Systemleistung von rund 920 PS. Das sind rund 10 Prozent mehr Leistung als die V8 hatten. Und das nach offiziellen Angaben und Aussagen. Die tatsächliche Leistung sollte damit sogar noch ein bisschen höher liegen. Das im zweiten Jahr einer komplett neuen Technologie.

Mercedes schätzt die Leistung der Power Units etwa wie jene der stärksten V10 ein. Das waren ebenfalls deutlich über 900 PS. Zum Vergleich: Damals unlimitiert, betrug der Benzinfluss 194 Kilogramm pro Stunde. Aktuell sind es maximal 100 Kilogramm, also knapp die Hälfte. "Das ist phänomenal", gerät Mercedes' Motorenchef Andy Cowell angesichts dieser Zahlen ins Schwärmen.

Die MGU-H könnte der Simplifizierung der Power Units zum Opfer fallen. "Sie hilft der Effizienz stark, das wäre ein Schlag dafür", warnt Cowell. Weil das Reglement mit Fuel-Flow und Benzinverbrauch komplett auf thermische Effizienz ausgelegt ist, würde das gleichzeitig weniger Leistung bedeuten, wenn nicht gleichzeitig diese Parameter angepasst werden.

Entwicklungsrate eindrucksvoll

Sind die aktuellen Power Units die Stärksten Aggregate in der Formel-1-Geschichte? Wohl nicht. Die erste Turbo-Ära brachte wahre Power-Monster hervor. "Ich weiß aber nicht, wie lange diese 1,5-Liter-Turbomotoren gehalten haben", fügt der Motorenchef süffisant an. "Wir haben pro Saison vier Power Units für jeden Fahrer." Die Qualifying-Motoren Ende der 1980er Jahre hielten gut eine Runde bei voller Leistungsabgabe.

Und die aktuelle Technologie ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. "Die Entwicklungsrate der letzten zwei Jahre war sehr eindrucksvoll", meint Cowell. "Viele dachten, es würde nicht mehr viel kommen, aber das stimmt nicht, es kam extrem viel." Eine Einschätzung, wie viel noch kommen könnte, wollte er aber auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com nicht geben: "Wenn ich nach oben hin Grenzen nennen würde, würde das bedeuten, dass ich nicht für alles offen bin. Das will ich nicht."