Egal ob von seinen Teamkollegen Nick Heidfeld und Timo Glock, von seinen Ingenieuren und Mechanikern oder von seinem Teamchef Eddie Jordan höchstpersönlich: Der Niederländer Robert Doornbos erhielt nach seinen drei Einsätzen als Freitagstestfahrer bei den letzten drei Saisonrennen 2004 jede Menge Lob.

Entsprechend enttäuschend war es für Doornbos, dass er nach der Jordan-Übernahme durch MidlandF1 seinen sicher geglaubten Stammplatz an Tiago Monteiro und Narain Karthikeyan verlor. Doch die Enttäuschung währte nicht lange, da Robert seit Melbourne seine erste komplette Formel 1 Saison als offizieller Test- und Ersatzpilot des Jordan Teams in Angriff nehmen und an allen 19 Rennwochenenden im dritten EJ15 Platz nehmen darf.

Nach den ersten drei Grand Prix des Jahres stellte sich der sympathische Jordan-Testpilot den Fragen von motorsport-magazin.com-Chefredakteur Stephan Heublein und verriet uns, dass Jordan noch einige Pfeile im gelben Köcher stecken hat...

Robert, die ersten drei Rennwochenenden sind vorüber. Bist Du mit Deiner Leistung zufrieden?

Robert Doornbos: Ja, das bin ich! Denn wir schlossen den Deal als Test- und Ersatzfahrer bei Jordan erst ziemlich spät ab und unsere Vorbereitung war nicht ganz so optimal wie sie es hätte sein können. Aber ich war so gespannt auf die Möglichkeit, dass ich nicht zu besorgt war und in Melbourne einfach zum ersten Mal ins Auto sprang. Ich war vielleicht noch etwas 'eingerostet' als ich aus der Box fuhr, aber nach einer Runde fühlte ich mich wohl und konnte damit beginnen wieder zu pushen. Es fühlte sich großartig an!

Du hast die Strecken in Melbourne, Sepang und Sakhir vor dieser Saison noch nicht gekannt. Was hältst Du von den Anlagen und wie lagen sie Dir und Deinem Auto?

Robert Doornbos: Im letzten Jahr habe ich in der F3000 gelernt, dass man jedes Mal wenn man ins Auto steigt sofort ans Limit gehen muss. Ich habe das Glück, dass ich die Fähigkeit besitze neue Strecken sehr schnell zu lernen. Dies war definitiv ein Vorteil während der letzten drei Wochenenden und natürlich auch während der letzten drei Rennen im letzten Jahr. Ich genieße es einfach auf einer neuen Strecke zu fahren!

Sprechen wir über Dein Auto: Auf welche Weise unterscheidet sich der EJ15 vom EJ14 aus dem Vorjahr?

Robert Doornbos: Die neuen Regeln hatten einen ziemlich starken Einfluss auf das Downforce-Level in der F1. Natürlich suchen alle Fahrer nach mehr Downforce um schneller fahren zu können. Da Jordan GP erst wenige Wochen vor dem Saisonstart von Midland gekauft wurde und das Team gerade erst die neuen Toyota-Triebwerke bekommen hatte, wurde unser Entwicklungsprogramm etwas verzögert. Aber langsam kommen die Dinge in Gang und das Auto verbessert sich jetzt bei jedem Rennen.

Du hast es bereits angesprochen: In diesem Jahr gibt es neue Besitzer und Verantwortliche bei Jordan/Midland. Was hat sich dadurch geändert? Ist Jordan noch das gleiche Team wie im letzten Jahr?

Robert Doornbos: Ja, über den Winter gab es eindeutig einige Änderungen und einige Leute haben das Team verlassen, aber die großen Änderungen haben sich bislang noch nicht bemerkbar gemacht und es wird noch einige Zeit benötigen, bis sie zu sehen sein werden!

Die ganzen Veränderungen bei Jaguar/Red Bull haben das Team nach vorne gebracht, erwartest Du zukünftig etwas ähnliches für Jordan/Midland?

Robert Doornbos: Ich hoffe es... Wenn Midland sich richtig gut während dieser Saison vorbereitet und über den Winter viel testet, dann glaube ich ehrlich gesagt, dass sie 2006 ein Geheimtipp sein könnten!

Du warst bei den ersten Saisonrennen in diesem Jahr der Jordan-Fahrer mit der meisten Erfahrung und dies obwohl Du erst drei Freitage und einige Tests im letzten Jahr absolviert hast. War es ein Nachteil für das Team drei 'Rookies' zu haben?

Robert Doornbos: Vielleicht ist es keine Idealsituation, aber da meine Teamkollegen vor dem Saisonbeginn in Melbourne mehr Testkilometer im neuen Auto zurückgelegt hatten als ich, fühlte ich mich sogar wie der unerfahrenste Fahrer von uns Dreien! Meine Erfahrungen von 2004 haben mir sehr geholfen. Aber es ist tatsächlich wahr, dass man von einer erfahrenen Fahrerpaarung als Teamkollegen mehr profitieren kann, besonders in der Formel 1.

Wie kommst Du mit Narain und Tiago zurecht?

Robert Doornbos: Wir kommen richtig gut miteinander aus. Natürlich bin ich etwas eifersüchtig, dass sie am Samstag und Sonntag fahren dürfen, haha! [lacht, d. Red.]

Die Zielsetzung des Teams ist es die Rennen in der bestmöglichen Position zu beenden. Bist Du mit den ersten drei Rennen zufrieden und was erwartest Du für den Rest der Saison?

Robert Doornbos: Die Autos sind auf jeden Fall sehr zuverlässig und unter dem neuen Reglement ist dies ein großer Vorteil. Zudem weiß ich, dass wir auf der Performanceseite noch mehr erwarten können. Allerdings brauchen wir einfach noch mehr Zeit um dahin zu gelangen. Ich bin natürlich hier um Jordan GP mit ihrem Entwicklungsprogramm vorwärts zu helfen!

Minardi-Teamboss Paul Stoddart möchte Jordan mit seinem neuen PS05, der beim nächsten Rennen in Imola debütieren wird, attackieren. Fürchtest Du den Herausforderer Minardi?

Robert Doornbos: Nicht wirklich, denn in der F1 gibt es zehn verschiedene Teams mit zehn verschiedenen Budgets und deshalb fahren sie beinahe alle in verschiedenen Meisterschaften. Ich finde es gut, dass Minardi angreift und besser wird, aber Jordan macht dies ebenso um näher an die Teams vor uns heranzukommen!

Vor einigen Wochen gab es einige Gerüchte, dass Du einen Rennsitz bei Jordan bekommen oder zumindest als Freitagstester für Red Bull fahren könntest. Gab es diese Möglichkeiten tatsächlich oder waren das nur die üblichen Paddock-Gerüchte?

Robert Doornbos: Das F1-Fahrerlager ist voller 'Paddock-Gerüchte' und es ist schön ein Teil davon zu sein. Aber das ist auch schon alles. Ich bin mit meiner Rolle bei Jordan GP sehr glücklich, weshalb es momentan keinen Grund gibt mich nach anderen Teams umzusehen.

Im letzten Jahr hast Du uns gesagt, dass es Dein Ziel sei für 2005 ein Renncockpit zu bekommen. Nun bist Du wieder Freitagstester. Bist Du enttäuscht über diese Situation oder siehst Du es eher als Vorteil an nun alle 19 Rennstrecken ohne den Druck eines Stammpiloten kennen lernen zu können?

Robert Doornbos: Es war enttäuschend kein Renncockpit bekommen zu haben, aber es ist definitiv nicht enttäuschend ein Freitagstestfahrer zu sein! Wie Du gesagt hast ist es eine großartige Möglichkeit alle Strecken kennen zu lernen und auch den Wagen sowie die F1 im Allgemeinen aus allen Perspektiven zu erleben. Während meiner Wochenenden als Freitagstester des Teams verlasse ich die Strecke immer mental total ausgelaugt, da es so viel zu lernen gibt und es so viele Fragen an meine Ingenieure zu stellen gibt!

Wir gehen davon aus, dass es nun erneut Dein Ziel ist 2006 ein Renncockpit zu bekommen...

Robert Doornbos: JACKPOT....!

Was ist Dein bisheriges Fazit der F1-Saison 2005 im Allgemeinen? Haben die neuen Regeln ihre Aufgabe erfüllt?

Robert Doornbos: Sie haben eindeutig einen Einfluss auf die Rennergebnisse genommen, da die Teams nun mit ihren Motoren vorsichtiger umgehen und die Reifenhersteller einen ganz besonderen Reifen entwickeln müssen, welcher zugleich für eine lange Zeit halten und trotzdem konkurrenzfähig sein muss. Derzeit sehen Renault und Michelin sehr stark aus, aber wenn wir nach Europa zurückkommen bin ich mir sicher, dass Ferrari und Bridgestone wieder um den Sieg mitkämpfen werden. Im Hinblick auf den Speed gibt es kaum einen Unterschied, denn die Top-Teams haben im Windkanal den verlorenen Abtrieb über ihre Aerodynamik zurück gewonnen und dies sorgt dafür, dass einige Autos sehr cool aussehen!

Robert, danke für Deine Zeit und viel Glück für die nächsten 16 Rennwochenenden.

Robert Doornbos: Danke, es war mir ein Vergnügen!