Erst an diesem Wochenende findet McLaren-Tester Pedro de la Rosa die nötige Zeit, um eine Videokassette oder eine DVD einzulegen und es sich vor dem Fernseher gemütlich zu machen. Betrachtet wird natürlich der Grand Prix von Bahrain - jenes Rennen, in dem der Ersatzpilot für den verletzten Juan Pablo Montoya mit seinen ungestümen, mutigen und elektrisierenden Überholmanövern die Herzen vieler Formel 1-Fans erobern konnte.

Sicherlich wird er sich wohl auch selbst ein wenig an seinen Aktionen erfreuen, denn im Normalfall ist er bei den Rennen ja ebenfalls ein Zuschauer und ist also an die Prozessionen, vor allem auf Nicht-Tilke-Strecken, gewöhnt. Doch es geht für ihn auch darum, "zu analysieren, was wir als Team gesehen noch hätten besser machen können", wie der Spanier erläutert.

De la Rosa wurde bekanntlich Fünfter und drehte die Schnellste Rennrunde - doch eigentlich wollte er mehr: "Mein Ziel war das Podium, aber das habe ich nicht geschafft. Der fünfte Platz ist kein fantastisches Resultat, aber wenn man die Platzierung im Kontext zu den vielen Überholmanövern und der Schnellsten Runde betrachtet, war es ein gutes Rennen."

Über sein Abenteuer vom letzten Sonntag, sein erstes Formel 1-Rennen seit Jahren, sagt er: "Ich fühlte mich eigentlich überhaupt nicht eingerostet. Am Start fühlte ich mich ein wenig verloren und im Rennen machte ich ein paar Fehler beim Anbremsen von Kurve 1 - doch ich spürte, dass dies an meiner mangelnden Renn-Erfahrung in den letzten Jahren liegt. Am Ende des Rennens fühlte ich mich dann schon viel vertrauter. Mein Lieblingsmoment war jener, als ich zwei Runden vor Schluss an Webber vorbeiziehen konnte. Er hat es mir extrem schwer gemacht, er blieb zwar fair, aber er machte es mir wirklich schwer. Doch als ich dann eine Lücke fand und vorbeiziehen konnte, war das wirklich ein guter Moment für mich."

Am Ende des Rennens fühlte er sich "leer": "Ich hatte das Gefühl, dass ich wirklich hundert Prozent gegeben hatte. Ich war mental müde, körperlich aber fühlte ich mich stark. Es war das erste Mal nach all den GP, an denen ich bereits teilgenommen habe, dass ich aus einer Flasche an Bord trinken konnte."

Dass er am Mittwoch schon wieder testen musste, hat Pedro de la Rosa gar nichts ausgemacht: "Nein, überhaupt nicht. Ich verbrachte einen Tag bei mir zuhause, konnte da relaxen und ich fühlte mich sehr motiviert."

Zurück ins Testcockpit - oder doch nicht?

De la Rosa sagt auch: "Ich wollte deshalb auf das Podium, weil ich wusste, dass es mein allerletztes Formel 1-Rennen sein könnte - da wollte ich auf dem Podest stehen und mein bestes Grand Prix-Resultat erzielen." Die Rückkehr ins Testcockpit stellt für den Vater von zwei Töchtern kein Problem dar: "Ich fühle mich in Hinblick auf das Testen sehr motiviert, sogar mehr als zuvor..."

Doch wer weiß? Vielleicht war Bahrain gar nicht sein letzter Grand Prix? Erstens ist noch nicht geklärt, ob Juan Pablo Montoya in Imola bereits wieder einsatzfähig ist und zweitens hat Pedro de la Rosa mit seinen Manövern auch die Menschen an der McLaren-Kommandobrücke erfreut. Mittlerweile fand zwar auch der österreichische Langzeittester Alex Wurz Platz im engen MP4-20, der ohne seinem Cockpitproblem wohl in Bahrain im Montoya-Silberpfeil gesessen wäre und am Freitag bei seinem Ersteinsatz im MP4-20 mit einer Bestzeit auf dem ihm neuen Kurs aufhorchen ließ - doch Mercedes-Rennleiter Norbert Haug wird in den Medien mit den Worten zitiert: "Ohne etwas gegen den Alexander zu haben, sehe ich keinen Grund, warum Pedro nicht wieder fahren sollte."

Bislang gibt es jedoch noch kein offizielle Entscheidung - zunächst muss abgewartet werden, ob Montoya wieder fit ist. Und bis Imola sind es bekanntlich noch zwei Wochen.