Noch vor einem Jahr standen wir nach den ersten drei Saisonrennen staunend vor den Ergebnislisten und WM-Tabellen und fühlten uns in die Saison 2002 zurückversetzt: Ferrari und Michael Schumacher dominierten die Formel 1 Welt nach Belieben.

Und obwohl die Roten aus Maranello in den zurückliegenden Wintermonaten ihrem jährlichen Motto treu blieben und betonten, dass jede Serie, Ära oder Zyklus einmal enden und auch Ferrari wieder einmal nicht siegen werde, rechnete niemand mit dem, was zwischen Australien und Bahrain passieren sollte.

Es gibt wieder eine - wenn auch kleinere und weniger überlegene - Dominanz. Allerdings hat diese die Farben gewechselt: Von Rot zu Gelb-Blau.

Nach drei Rennen sprechen drei Renault-Siege und drei Renault-Poles eine eindeutige Sprache. Ferrari rangierte sich mit unverschuldeten Wetternachteilen, chaotischen Zwischen- und Unfällen, üblen Zuverlässigkeitsproblemen sowie noch übleren Reifenproblemen nur unter ferner liefen ein und liegt demnach vollkommen ungewohnt nur auf Rang sechs der Teamwertung - noch hinter Red Bull!

Während Renault scheinbar spielend - und ohne alle Karten aufzudecken - vorne weg fährt (selbst da zuletzt einige Motorenprobleme in Bahrain und bei den Tests in Barcelona auftauchten) und ungeniert in die alte Ferrari-Rolle des Understatements (Alonso: "Für mich ist Michael noch immer der Favorit.") schlüpft, ist man in Italien vom Tiefstapeln der letzten Jahre zum Schönreden des aktuellen Jahres übergegangen.

Entsprechend vergeht kaum ein Satz eines Ferrari-Verantwortlichen oder Fahrers, in welchem nicht betont wird, wie hart man arbeiten werde um wieder nach vorne zu kommen, wie positiv doch das Debüt des schnellen neuen F2005 gewesen sei oder wie bald man sich schon wieder im Rennen um Siege und Titel sehe.

Einzig und allein der bisherige treue und gutmütige Wasserträger Rubens Barrichello maulte zuletzt einige Male. So gab Rubens nach seinen Reifenproblemen von Bahrain zu Protokoll, dass es "keinen Sinn" mache den F2005 weiter zu verbessern, "so lange Bridgestone sich nicht auch verbessert".

Aber nicht nur das: Rubinho wagt es auch der allgemeinen roten Zuversicht und den Worten des Siebenfachweltmeisters Michael Schumacher (der schon in Imola wieder "vorne dabei sein" möchte) zu widersprechen. "Es ist noch zu früh um zu sagen, dass wir von jetzt bis Imola so viel Boden gutmachen können, um siegen zu können", entgegnete er Schumachers Optimismus mit realistischem Pessimismus.

Der Weltmeister lässt sich seine positive Sichtweise der zuletzt katastrophalen Dinge dennoch nicht nehmen. "Es gibt keinen Grund zu glauben, dass Renault unschlagbar wäre", spricht er wahre Worte. "Auch wenn Alonso in der Weltmeisterschaft der Leader ist - ich wüsste nicht, warum er dies auch am Ende der Saison noch sein sollte."

Im Lager der neuen Nummer 1 wüsste man dies sehr wohl. Zum Beispiel wegen des sehr Reifen schonenden Boliden, der zudem auch noch schnell - und zumindest bislang bei Alonso - auch zuverlässig war. Dank einer der besten Fahrerpaarungen des aktuellen Starterfeldes, welche sich vor dem hoch gehypten Silberpfeilduo keinesfalls zu verstecken braucht, konnte man diese Stärken des neuen R25 auf drei unterschiedlichen Streckentypen bei verschiedenen äußeren Bedingungen vortrefflich unter Beweis stellen.

Für Ferrari und Bridgestone gibt es also tatsächlich, wie in Maranello so oft betont wurde, "viel zu tun", wenn man das dichte Vorderfeld von Renault, Toyota, McLaren oder Williams ernsthaft alsbald sprengen möchte.