Die Formel 1 wurde von der erdrückenden Ferrari-Dominanz der letzten Jahre erlöst, wird nach den ersten drei Saisonrennen weltweit gejubelt. Denn auch mit dem neuen Ferrari F2005 konnte die Scuderia in Bahrain nicht dominieren, wenngleich man den großen Rückstand verkürzen konnte. In zwei Wochen wird in Imola der Europa-Auftakt der Königsklasse zelebriert, ein Heimspiel für die Scuderia. Während in Italien große Besorgnis herrscht, die deutsche Bild-Zeitung die Bridgestone-Reifen als das "große Ferrari-Dilemma" outet und sogar Rubens Barrichello zunächst nicht mit einem Sieg in Imola rechnete, versuchte Michael Schumacher zu beruhigen - und erhält von einigen Formel 1-Experten Schützenhilfe.

Für Ex-Formel 1-Pilot und TV-Experte Christian Danner ist es glasklar - er erklärte gegenüber dem Express: "Michael ist in Imola wieder siegfähig, zu 100 Prozent!" Die Begründung: In Bahrain sei "der Speed da" gewesen. Und: "Wie Michael dem Alonso auf den Pelz gerückt ist, lässt das Potenzial erkennen. Die Zuverlässigkeit wird Ferrari in den Griff kriegen, da regiert ja nicht auf einmal der Leichtsinn." Das Reifenproblem könne er nicht orten, der Bridgestone-Reifen sei auf einer Qualifying-Runde "verdammt schnell" gewesen. Und: "Im Rennen hätte Michael mit seiner härteren Reifenmischung nicht die Probleme wie Barrichello gehabt. In Imola fällt der Reifenkiller Hitze nun ganz weg."

Und auch Hans Joachim Stuck wird von den Kollegen zitiert: "In Imola dürfen wir einiges erwarten. Ich bin sehr positiv überrascht von der Leistungsfähigkeit des Ferraris." Und auch Formel 1-Legende Niki Lauda sprach ins Diktiergerät des Express: "Ich sage denen, die Michael schon abschreiben: Ihr werdet euch noch alle wundern. Wenn Ferrari die Reifensituation in den Griff kriegt, wird Michael ihnen einen vor den Latz knallen. Und ich bin sicher: Bridgestone wird einen guten Reifen bringen."

Lauda: Ihr werdet euch noch wundern!

Im Kicker schrieb der dreifache Formel 1-Weltmeister zwar: "Das einzige Problem, das Ferrari jetzt noch hat, ist leicht zu beheben: Die Haltbarkeit und Zuverlässigkeit des neuen Autos. Man testet und testet und testet, bis einem alle Teile um die Ohren fliegen - dann weiß man Bescheid. Und dafür hat Ferrari jetzt noch zwei Wochen Zeit bis Imola." Er warnte aber auch: "Selbst wenn Schumacher ab Imola jedes Rennen gewinnen sollte und Alonso jedes Mal Zweiter wird, könnte es noch zwölf Rennen dauern, ehe Schumacher mit Alonso gleichzieht. Damit man mich nicht falsch versteht: Michael wird nicht zwölf Mal hintereinander gewinnen und Alonso ebenso nicht zwölf Mal in Folge Zweiter werden. Aber allein dieses Rechenbeispiel zeigt: Wenn Schumacher und Ferrari nicht bald gewinnen, wird es sehr schwer, meinen Freund Flavio Briatore noch einzuholen." Zudem würde auch Toyota um Podestplätze kämpfen - und außerdem würden auch die McLaren-Mercedes wieder nach vorne kommen, versicherte der Österreicher.

Ecclestone: Michael kommt zurück! Garantiert!

Widersprüchlich auch Bernie Ecclestone, der einerseits in Fernando Alonso einen kommenden Superstar und Weltmeister - ähnlich wie Michael Schumacher am Beginn seiner Karriere - erkennt, andererseits ebenfalls noch fest mit Schumacher rechnet: "Es gibt noch 160 Punkte in 16 Rennen zu vergeben. Michael kommt zurück. Garantiert!" Und auch Alonso selbst rechnet damit, dass ihm der siebenfache Champion im Titelkampf noch zur Gefahr werden könnte. Der Spanier sieht in dem neuen F2005 ein "gutes Auto", Probleme würden nur die Reifen machen und auch hier rechnet der WM-Leader damit, dass die von Bridgestone für Imola angekündigten neuen Reifen Wirkung zeigen könnten.

Keine Titelchancen mehr?

Renault-Boss Flavio Briatore erwartet, dass "Ferrari im nächsten Rennen zurückschlagen wird". Mike Gascoyne, Technikdirektor von Aufsteiger Toyota, sieht aber auf jeden Fall ein Ende der Ferrari-Dominanz: "Die Formel 1 hatte immer schon ihre Zyklen, die Teams kriegen alles hin, haben Erfolg, um dann wieder abzufallen. Ferrari hat jetzt viel Arbeit zu erledigen. Sie werden in diesem Jahr konkurrenzfähig sein, werden Rennen gewinnen, werden stark sein. Aber sie werden nicht mehr dominieren." Und so sind längst nicht mehr alle Experten davon überzeugt, dass Michael Schumacher am Ende des Jahres wieder der Weltmeister sein wird.

Unser motorsport-magazin.com-Experte Sven Heidfeld schrieb in seiner Kolumne: "Die Reifen waren in Bahrain jedenfalls schon einmal eine ganze Ecke besser als noch in Sepang, wobei ihnen noch immer etwas fehlte. Bis Imola könnte sich dies aber schon wieder ändern. In San Marino wird Ferrari deshalb wieder vorne mit dabei sein." Für den Kampf um die WM-Krone sieht der Bruder des Williams-Piloten jedoch keine Chancen mehr für die Roten: "Sie werden zwar in diesem Jahr noch Rennen gewinnen, aber WM-Favorit sind sie für mich nicht mehr."