Die Stunde der Wahrheit - sie wurde vor dem Grand Prix von Bahrain mit Spannung erwartet und angekündigt. Nach dem Debüt des Ferrari F2005 werde man wissen, ob die jahrelange Dominanz der Scuderia nur von einem kleinen Gebrauchtwagenproblem unterbrochen wurde oder ob die Formel 1 gerade eine historische Wende erleben würde, war der Tenor der Medienwelt. Bekanntlich musste Ferrari in der Wüste von Sakhir eine neuerliche Ohrfeige einstecken - keine WM-Punkte, Getriebeprobleme und im Rennen ein ungewöhnlich starker Reifenabbau am Wagen von Barrichello, einer der höchst seltenen Defekte am Wagen von Michael Schumacher.

Nach den ersten drei Saisonrennen findet man Ferrari auf Rang 6 der Teamwertung, mit 26 Punkten Rückstand auf den neuen Seriensieger Renault. Rubens Barrichello auf Platz 6, Michael Schumacher mit nur zwei Zählern auf Rang 14 der Fahrer-WM. Ein historischer Tiefpunkt in der erfolgsgetränkten jüngeren Teamgeschichte. Während man die Technikgebrechen mit dem ungeplant frühen Einsatz des neuen Renners zu erklären versucht und auf die intensiven Testfahrten, nächste Woche in Fiorano und Mugello, setzt, orten besorgte Gemüter, vor allem in Italien, weitaus größere Probleme, und zwar auf dem Sektor Reifen. Bridgestone hat bereits vor Bahrain die Schuld auf sich genommen und auch bessere Pneus nach Sakhir gebracht. Dennoch wird in Italien befürchtet, man werde noch lange an dem Gummiproblem knabbern...

Bei den Tests in Barcelona konnte der Weltmeister wegen des Regenwetters nur wenige Runden drehen, dennoch gab er sich gegenüber der italienischen Gazzetta dello Sport zuversichtlich, versuchte vor dem in zwei Wochen stattfindenden Heim-GP in Imola die Gemüter zu beruhigen: "Ich kann die Beunruhigung nicht teilen. Wir haben so viel gewonnen, dass eine schwierige Zeit vorherzusehen war. Es ist wichtig, schnell aus dieser Krise herauszukommen und zu zeigen, wozu wir in der Lage sind. Wir haben in Bahrain die richtige Richtung eingeschlagen. Sicher hatte Rubens Probleme mit seinen Reifen, aber er musste das gesamte Rennen über aufholen und angreifen. Vielleicht wären meine Reifen am Ende des Rennens in besserer Verfassung gewesen."

Schumacher verweist auf die deutliche Verbesserung, die man mit dem F2005 erzielen konnte. Tatsächlich fehlten dem Weltmeister vor seinem Ausfall nur wenige Zehntelsekunden auf den Führenden Alonso - Schumacher schließt daraus: "Wenn wir in Bahrain konkurrenzfähig waren, dann sollten wir in Imola umso besser dastehen."

Die 24 Punkte Rückstand auf den Spanier bereiten Schumacher kein Kopfzerbrechen: "Es gibt keinen Grund zu glauben, dass Renault unschlagbar wäre. Auch wenn Alonso in der Weltmeisterschaft der Leader ist - ich wüsste nicht, warum er dies auch am Ende der Saison noch sein sollte."