Die Formel 1 reist von Russland weiter in die USA. Auf dem Circuit of the Americas in Austin, Texas könnte nach dem Konstrukteursweltmeistertitel für Mercedes in Sochi nun Lewis Hamilton bereits den Fahrertitel klarmachen. Sein schärfster Konkurrent streng nach WM-Stand heißt nicht länger Nico Rosberg, sondern Sebastian Vettel. Doch kann Ferrari Mercedes in Austin fordern? Mischt Williams wieder vorne mit und glückt Force India die nächste Überraschung? All das klärt der Teamcheck von Motorsport-Magazin.com.

Mercedes

Wann Lewis Hamilton schon in Austin Weltmeister wird, Foto: Motorsport-Magazin.com
Wann Lewis Hamilton schon in Austin Weltmeister wird, Foto: Motorsport-Magazin.com

Matchball Lewis Hamilton. In Austin kann der amtierende Champion bereits vier Rennen vor Saisonende die Titelverteidigung klarmachen. Dazu muss er nur zwei Punkte mehr als Nico Rosberg und deren neun mehr als Sebastian Vettel sammeln. Folglich hält es der WM-Führende nicht in eigenen Händen. Mercedes insgesamt hingegen schon, weshalb die Silberpfeile unbedingt ein problemfreies Wochenende herbeisehnen, besonders nachdem zuletzt immer wieder kleine Komplikationen aufgetreten waren. Das habe nicht den eigenen Anspruch erfüllt, mahnt Toto Wollf. Aus einem sorgenfreien GP für Silber folgt jedoch: Wird Rosberg hinter Hamilton Zweiter, ist das Ding durch. Genau das will Rosberg allerdings tunlichst verhindern. Erst recht nicht denken möchte der auf WM-Rang drei abgerutschte Rosberg nun daran, sein größter Gegner könnte nun nicht länger Hamilton, sondern Vettel heißen.

Ferrari

Hartes Duell in Sochi - aber ab jetzt will Kimi Vettel helfen, Foto: Sutton
Hartes Duell in Sochi - aber ab jetzt will Kimi Vettel helfen, Foto: Sutton

Ferrari muss sich in Austin zu hundert Prozent darauf konzentrieren, dass Sebastian Vettel möglichst unmittelbar hinter Lewis Hamilton ins Ziel kommt, will die Scuderia die WM-Entscheidung noch einmal vertagen. Klar, noch besser wäre ein Ergebnis vor Hamilton. Doch ein Vettel-Saisonsieg Nummer vier in Austin erscheint nur schwer möglich, bringt Pirelli nicht die von Ferrari heiß geliebten superweichen Reifenmischungen mit an den Circuit of the Americas - Vorteil Mercedes. Und dann ist da ja auch noch Nico Rosberg, der nach der Vorentscheidung von Sochi im Vollattacke-Modus befreit auffahren kann, taktieren bringt nichts mehr. Dennoch: Ein Vorteil bleibt Vettel - Teamkollege Kimi Räikkönen, in Sochi noch ein harter Zweikampf-Gegner - möchte nun endgültig zu hundert Prozent für seinen Kumpel fahren. Und Schützenhilfe kann Ferrari wie kein zweites Team ...

Williams

Williams präsentiert sich als Herausforderer Ferraris, Foto: Sutton
Williams präsentiert sich als Herausforderer Ferraris, Foto: Sutton

Williams befindet sich im Aufschwung. Bis zum Crash mit Kimi Räikkönen lag Valtteri Bottas in Sochi auf Podiumskurs, Felipe Massa lieferte von außerhalb der Top-10 eine grandiose Aufholjgd bis auf Rang vier. Auch in Austin ist dem Team aus Grove daher die Rolle als Nummer drei zuzutrauen. Dabei darf sich Williams sogar eher nach vorne Richtung Ferrari orientieren als nach hinten. Einziges Wermutstropfen: Es soll regnen - nicht gerade das Wetter, bei dem der FW37 besonders gut funktioniert.

Red Bull

Um in Austin vor die Williams zu kommen, wird sich Red Bull strecken müssen, Foto: Sutton
Um in Austin vor die Williams zu kommen, wird sich Red Bull strecken müssen, Foto: Sutton

Bei Red Bull dreht sich in Austin wohl mal wieder mehr um die Motoren-Frage hinter den Kulissen als um das Geschehen auf der Strecke. Bei einem Treffen mit Renault soll nun doch eine potentielle weitere Übereinkunft besprochen werden. Auf dem Asphalt wird sich Red Bull in Austin mit Mercedes, Ferrari und Williams erneut drei sehr, sehr starken Gegnern ausgesetzt sehen. Auch Force India kann eine harte Nuss werden. Immerhin wird Renault endlich eine um einige Token verbesserte Power Unit mitbringen - deren Einsatz ist allerdings mehr als ungewiss. Red Bull ist schlicht unsicher, ob der Fortschritt groß genug ausfällt, um die anfallenden Strafversetzungen zu kompensieren.

Force India

So ungefähr stellt sich Force India auch in Austin das Podium vor. Naja - vielleicht eher mit texanischem Cowboyhut statt sibirischer Fellmütze, Foto: Sutton
So ungefähr stellt sich Force India auch in Austin das Podium vor. Naja - vielleicht eher mit texanischem Cowboyhut statt sibirischer Fellmütze, Foto: Sutton

Nach dem tollen Podium von Sergio Perez in Sochi möchte Force India in den USA am liebsten gleich dort weitermachen. Realistisch gesehen ist den Indern auch durchaus erneut einiges zuzutrauen. Unter normalen Umständen zwar nicht gleich wieder ein Podium, doch zumindest in die Dunstkreise des Treppchens könnten Perez und Nico Hülkenberg gelangen. Die B-Version des VJM08 hat längt bewiesen, dass Force India auch mal am Ende einer Saison stark auffahren kann, nicht nur zum Start.

Lotus

Romain Grosjean crashte in Russland heftig, Foto: Sutton
Romain Grosjean crashte in Russland heftig, Foto: Sutton

Romain Grosjean kann sich - gut erholt nach seinem heftigen Unfall in Sochi - beim Rennen in den USA bereits gedanklich auf seine kommende Saison beim US-Rennstall Haas eingewöhnen. Allzu viel damit beschäftigen wird sich der Franzosen allerdings auch wieder nicht - immerhin gilt es noch gute Punkte in diesem Jahr einzufahren. Dazu bietet ihm sein Bolide eine gute Grundlage. Eine extrem lange Gerade sowie die bergauf führende Start-Ziel-Gerade bieten ideales Terrain für die Mercedes-Unit im Heck des E23. Auch die ultraschnellen Esses in Sektor eins sollten dem Lotus liegen - zumindest war das noch in Suzuka der Fall, wo der erste Abschnitt sehr ähnlich aussieht.

Toro Rosso

Carlos Sainz kam in Sochi noch einmal mit dem Schrecken davon, Foto: Sutton
Carlos Sainz kam in Sochi noch einmal mit dem Schrecken davon, Foto: Sutton

Ein turbulentes Wochenende in Russland liegt hinter Toro Rosso. In Austin wäre das Team entsprechend glücklich, einfach einmal ein ganz normales Wochenende zu bestreiten. In puncto Performance werden Punkte erneut schwierig, aber nicht ausgeschlossen. Anders als bei Red Bull stellt sich auch beim Youngster-Team nicht die Frage, inwiefern der Einbau der neuen Renault-Aggregate überhaupt lohnt: Die Scuderia bekommt sie von vornherein nicht angeboten.

Sauber

Sauber feiert in Austin Jubiläum, Foto: Sutton
Sauber feiert in Austin Jubiläum, Foto: Sutton

Der US GP ist für das Sauber F1 Team ein ganz besonderer. Das viertälteste Team der Formel 1 feiert in Austin sein 400. Grand-Prix-Wochenende der Geschichte. Doch wird es ein sportlicher Erfolg? Noch im Vorjahr lieferte Adrian Sutil im sehr schwachen C33 eine in diesem Jahr selten starke Vorstellung, schied allerdings nach einer Kollision unglücklich aus. 2015 sollte es erneut in Regionen nahe der Punkte gehen. Zwar ist die Konkurrenz weiterhin stark, doch hat Sauber das neue Update-Paket inzwischen recht gut verstanden und kommt immer besser mit der neuen Aero klar. Platz sechs von Felipe Nasr in Sochi wird sich unter normalen Umständen zwar nicht wiederholen lassen, doch als Punktehamster am Ende der Top-10 taugt der C34-Ferrari allemal.

McLaren

Noch vier Mal muss Samurai Alonso leiden, Foto: Sutton
Noch vier Mal muss Samurai Alonso leiden, Foto: Sutton

Bei McLaren wird es in Austin so laufen wir immer: Probleme mit der Leistungsentfaltung sorgen für ein gewaltiges PS-Defizit, das Jenson Button und Fernando Alonso bei normalem Renngeschehen jede Chance auf Punkte verdirbt. Auf der langen Gegengeraden sind die McLaren erneut leichte Gegner für sämtliche Konkurrenten. "Wir wissen, dass es auf einigen Abschnitten schwierig werden wird, wie wir dieses Jahr bereits gesehen haben", sagt Alonso. Somit gilt weiter das Dogma: Warten auf Besserung, warten auf 2016.

Manor Marussia

2013 fuhr Alexander Rossi mit Caterham im Freitagstraining in Austin, Foto: Sutton
2013 fuhr Alexander Rossi mit Caterham im Freitagstraining in Austin, Foto: Sutton

Am Ende des Feldes kommt es nach einem Rennen Revival des Duells Merhi vs. Stevens diesmal wieder zum teaminternen Zweikampf des Briten mit Alexander Rossi. Diesmal ist der US-Amerikaner nicht an GP2-Verpflichtungen gebunden und darf sich auf sein erstes komplettes Heimrennen im Formel-1-Boliden einstellen. Zu mehr als diesem Genuss wird es für die Hinterbänkler sicherlich nicht reichen. Erneut geht es einzig um den Vergleich mit dem Teamkollegen und die stets lebhafte Hoffnung auf ein Ausfallfestival weiter vorne.