Stimmt es, dass Renault Lotus gekauft hat?
Gerard Lopez: Das stimmt noch nicht.

Woran liegt das "noch"?
Gerard Lopez: Ich kann eigentlich nicht darüber reden.

Aber es stimmt schon, dass die Gespräche weit fortgeschritten sind und Renault die Intention hat, das Team zu übernehmen?
Gerard Lopez: Ich bin in diesem Fall ein schlechter Interviewpartner, weil ausgemacht ist, dass wir zusammenarbeiten, um dorthin zu kommen, aber noch nichts gemacht wurde und ich eigentlich sonst nichts sagen kann. Was ich sagen kann, ist, dass es zum Schluss Carlos Ghosn (Renault-CEO, Anm.) entscheidet.

Wie ist die momentane finanzielle Lage von Lotus?
Gerard Lopez: Das Team ist knapp aufgestellt, weil wir seit diesen Gesprächen nicht die Rechnungen ausgeschrieben haben, die wir normalerweise im Sommer schreiben. Es gab nicht die Sponsoreneinnahmen, die normalerweise immer reinkommen. Von daher ist es wie es ist, aber das werden wir auch noch hinkriegen, das ist kein Thema.

Woran liegen die fehlenden Sponsoreneinnahmen konkret? Weil die Sponsoren nicht zahlen?
Gerard Lopez: Nein, auf keinen Fall. Das hat damit zu tun, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, die auch für das nächste Jahr gelten, und diese Entscheidungen nur getroffen werden können, wenn wir wissen, ob wir Lotus oder etwas anderes sind.

Wird Lotus ein Werksteam?, Foto: Sutton
Wird Lotus ein Werksteam?, Foto: Sutton

Wie ist Ihre Meinung? Wollen Sie ein Werksteam werden oder soll es bleiben, wie es ist?
Gerard Lopez: Ich habe immer gesagt, wenn sich in der Formel 1 nichts tut, ist es schwierig für ein Nicht-Werksteam, konkurrenzfähig mitzufahren. Es wäre für uns schon machbar mit einem niedrigen Budget dabei zu sein, aber das ist nicht, was wir vorhaben. Ich habe schon letztes Jahr gesagt, dass die ganze Serie darauf aufgebaut ist, die Starken stärker zu machen, und wenn man ein Konstrukteur ist, fällt man auf die starke Seite. Von daher würde es strategisch auf jeden Fall Sinn machen.

Was würde passieren, wenn der Deal nicht zustande kommt, wenn die Gespräche mit den Sponsoren noch nicht so weit fortgeschritten sind?
Gerard Lopez: Es sind keine Gespräche mit Sponsoren, es sind Sachen, die unterschrieben sind und wo die Entscheidung getroffen werden muss, ob die Sachen bleiben oder nicht.

Sollte die Übernahme nicht zustande kommen...
Gerard Lopez: ...dann geht es so weiter wie es war und diese Leute werden wieder reinkommen.

Mit welchem Motor fahren Sie nächstes Jahr?
Gerard Lopez: Das ist noch eine offene Frage. Wir haben als Lotus noch Vertrag mit Mercedes und Renault ist Renault. Diese ganzen Sachen sind auch noch offen.

Erwarten Sie Probleme von Seiten Mercedes, sollten Sie mit Renault-Motoren fahren wollen?
Gerard Lopez: Das kann man erst diskutieren, wenn es so weit ist.

Wie sieht sportlich gesehen die langfristige Perspektive des Teams aus?
Gerard Lopez: Als Privatteam und so lange es keine Kostengrenze gibt, ist es das gleiche, was ich letztes und vorletztes Jahr gesagt habe: Man kann gute Jahre haben, wenn man einen Volltreffer mit der Entwicklung macht oder man kann normale Jahre für ein Privatteam haben, wenn man versucht, in Q3 zu kommen, was wir immer noch machen. Wir waren ja auch am Podium und wissen, wie man ein Auto baut. Aber man ist auf keinen Fall ein Rennsieger oder in irgendwelcher Form ein Titelanwärter, das geht nicht. Das heißt, wenn wir als Lotus weiterfahren, dann fahren wir um die Top-10 mit, und wenn wir ein Konstrukteur sein sollten, wird man sich für ganz vorne aufstellen.

Es gibt Gerüchte, dass das Budget des Teams in diesem Jahr extrem zurückgegangen sein soll...
Gerard Lopez: Das Budget ist nur von der Entwicklung zurückgegangen, weil wir im Momentan wesentlich weniger entwickeln. Aber das Budget vom Team hängt ganz stark von der Anzahl der Mitarbeiter ab und da haben wir in diesem Jahr sogar ein bisschen mehr als letztes Jahr. Wir haben jetzt 480 Leute und hatten letztes Jahr 465 oder 470.

Wie war es zur Hochzeit?
Gerard Lopez: 510. Also nicht massiv mehr.

Wie sieht es mit den Fahrern für 2016 aus? Es gibt das Gerücht, dass Romain Grosjean zu Haas abwandern könnte...
Gerard Lopez: Fangen wir bei Pastor [Maldonado] an, der hat noch ein Jahr Vertrag bei Lotus...

Ist es egal, ob es Lotus oder Renault ist bei Pastor?
Gerard Lopez: Nein, es macht schon einen Unterschied. Aber bei Lotus hat er noch ein Jahr und alles andere muss man schauen. Das steht auch noch nicht fest, aber ich würde mir da auch keine großen Fragen stellen. Bei Romain darf ich nichts sagen, weil ich auch noch sein Manager bin und ihn auch außerhalb von Lotus unter Vertrag habe.

Lopez ist auch Manager von Grosjean, Foto: Sutton
Lopez ist auch Manager von Grosjean, Foto: Sutton

Was passiert mit Ihnen, wenn Renault einsteigt?
Gerard Lopez: Sie haben schon Lust, dass ich im Team weitermache. Ich bin auch ganz ehrlich, dass ich für die Formel 1 nicht Vollzeit da sein kann, aber das wird man sehen. Es ist eine dieser offenen Fragen. Von ihrer Seite gibt es schon Interesse, aber es ist noch offen.

Warum hat man Sie in diesem Jahr so selten an der Strecke gesehen?
Gerard Lopez: Weil ich seit Oktober letzten Jahres zwei Firmen gekauft habe und gar keine Zeit mehr habe, weil die Geschäfte auch teilweise im Mittleren Osten mit Büros in Dubai passieren. Und dort ist Sonntag Montag und ich normalerweise an ganz anderen Orten tätig und daher hat es einfach nicht geklappt. Ich war dieses Jahr am Freitag oder Samstag in Monaco und Barcelona, hier in Singapur ist mein erstes Rennen.