Das Triple aus schnellster Rennrunde, Sieg und Pole Position gilt als Königsdisziplin in der Formel 1. Historisch trohnt an der Spitze dieser Hattrick-Wertung wenig überraschend Michael Schumacher. An insgesamt 22 Wochenenden gelang dem Rekordchampion das ultimative Dreigestirn. Ultimativ? Nicht ganz. Eine Hausnummer in der Formel 1 übersteigt selbst diesen scheinbar ultimativen Triumph. Der Grand Slam.

Michael Schumacher heißt der unangefochtene König der Triple-Wertung, Foto: Sutton
Michael Schumacher heißt der unangefochtene König der Triple-Wertung, Foto: Sutton

Erst am vergangenen Rennwochenende in Monza gab es den bislang letzten zu bestaunen. Beim Großen Preis von Italien erzielte Lewis Hamilton nicht nur Pole Position, Sieg und schnellste Rennrunde - der amtierende Weltmeister führte auch noch jeden einzelnen der 53 Umläufe im Autodromo Nazionale an: ein Grand Slam. Für Hamilton der nach Malaysia 2014 zweite seiner Karriere - und erst der 56. in der gesamten F1-Historie. Mit nun zwei perfekten Wochenenden liegt Hamilton im Vergleich mit den meisten der 22 anderen Meistern dieser Diziplin allerdings noch deutlich zurück.

Schumacher und Ascari: Ferrari-Meister gleichauf

An der Spitze steht jedoch nicht Triple-König Michael Schumacher. Der siebenmalige Weltmeister rangiert mit insgesamt fünf Grand Slams aus seinen 22 Triples auf Rang zwei dieser Wertung - gleichauf mit Alberto Ascari. Dessen größter Widersacher, der große Juan Manuel Fangio, erzielte in seiner einmaligen Karriere in den frühen 50er Jahren sogar "nur" zwei Grand Slams, dafür aber den ersten überhaupt im gleich zweiten Formel-1-Rennen der Geschichte (Monaco 1950). Genauso Mika Häkkinen, Jack Brabham und nun eben Lewis Hamilton. All diese Weltmeister teilen sich damit den neunten Platz.

Jim Clark starte 1962 in England seine unglaubliche Grand-Slam-Karriere, Foto: Sutton
Jim Clark starte 1962 in England seine unglaubliche Grand-Slam-Karriere, Foto: Sutton

Alleiniger Achter ist Nelson Piquet mit drei absoluten Triumphen. Vor dem Brasilianer liegt das Weltmeister-Quartett Jackie Stewart, Ayrton Senna, Sebastian Vettel und Nigel Mansell mit je vier Grand Slams auf Platz vier. Doppelt so viele perfekte Wochenenden versammelte nur einer: Jim Clark. Der Brite fuhr von Großbritannien 1962 bis Deutschland 1965 innerhalb von drei Jahren und damit binnen nur 32 Grands Prix gleich acht Grand Slams ein - ein unerreichter Rekord. Auch die Quote ragt heraus: in der Triple-Wertung kommt Clark auf elf. Nur drei Mal gab er also mindestens für eine Runde die Spitze ab, wenn er Pole, Sieg und schnellste Runde erzielt hatte.

Clark, Vettel, Ascari: Die Doppel-Grand-Slammer

Ebenso zählt Clark zu der erlesenen Riege der doppelten Grand Slammer. Neben dem Briten (Niederlande GP und Frankreich GP 1963) erzielten nur Alberto Ascari (Deutschland GP und Niederlande GP 1952) und Sebastian Vettel (Singapur GP und Korea GP 2013) an aufeinander folgenden Rennwochenenden einen Grand Slam.

Alain Prost zählt zu den erfolgreichsten Piloten der Formel 1 - ohne je einen Grand Slam zu feiern, Foto: Sutton
Alain Prost zählt zu den erfolgreichsten Piloten der Formel 1 - ohne je einen Grand Slam zu feiern, Foto: Sutton

Auch Mike Hawthorn, Stirling Moss, Jo Siffert, Jacky Ickx, Clay Regazzoni, Niki Lauda, James Laffite, Gilles Villeneuve, Gerhard Berger, Damon Hill und Fernando Alonso schnappten sich je einen Grand Slam. Dass sich in dieser Riege der "nur" einfach erfolgreichen Grand Slammer dennoch zahlreiche mehrfache Weltmeister tummeln, erklärt sich reicht einfach. Sie erzielten ihre Titel schlichtweg in engen Duellen gegen starke Konkurrenten. Beispiele sind Lauda und sein Gegenspieler James Hunt sowie Fernando Alonso, der sich in seinen beiden WM-Jahren erbitterlich mit Kimi Räikkönen oder Michael Schumacher duellierte.

In der Nationenwertung führt damit Großbritannien mit überragendem Vorsprung auf Deutschland und Brasilien. Enttäuschend weit hinten rangiert Frankreich - und so fällt auf, dass Alain Prost in der Grand-Slams-Statistik fehlt. Der Franzose war offenbar ein Freund von spannenden Zweikämpfen um die Spitze, inklusive diverser Führungswechsel.

Monza, Spa, Silverstone, Monaco: Der unerreichte Grand Slam

Achtung Verwechslungsgefahr: Ebenfalls als Grand Slam bezeichnet wird in der Formel 1 der Sieg bei allen vier der traditionsreichsten Rennen in nur einer Saison. Das sind die Grands Prix von Monaco, Spa-Francorchamps, Silverstone und Monza. Dieses Phänomen ist sogar noch unwahrscheinlicher als ein Vierfach-Triumph bei der Vierschanzentournee im Skispringen. Während Sven Hannawald 2001/02 als bislang einziger Skispringer der Geschichte das Kunststück von vier Siegen bei der Tournee vollbrachte, fehlt das Pendant dieses Rekords in der F1-Statistik bis heute.

Zumindest den Grand Slam Sebastian Vettels wusste Fernando Alonso 2011 zu verhindern - nicht den WM-Titel, Foto: Sutton
Zumindest den Grand Slam Sebastian Vettels wusste Fernando Alonso 2011 zu verhindern - nicht den WM-Titel, Foto: Sutton

Insgesamt 36 Mal wurden die vier Rennen seit 1950 gemeinsam in einer Saison ausgetrage - nie gelang es einem Piloten alle vier zu gewinnen. Zuletzt scheiterte Lewis Hamilton. In der noch laufenden Saison siegte der Brite beim Heimrennen in Silverstone, auf der Ardennen-Achterbahn in Spa und im Vollgas-Tempel Monza - einzig in Monaco verlor Hamilton durch einen strategischen Fehler seines Team äußerst unglücklich den Sieg und wurde nur Dritter. Ähnlich knapp - mit je drei Siegen - gescheitert waren vor Hamilton bereits Clark 1963, Prost 1985, Senna 1990, Damon Hill 1994 und Vettel 2011. Letzterer sogar noch knapper als Hamilton 2015 - in Silverstone kam Vettel als Zweiter ins Ziel.