Vor dem großen Aufschwung 2015 stand das Seuchenjahr 2014. Kein Sieg addierte sich auf das Konto der Scuderia Ferrari. Nicht einmal mit Podien war Ferrari 2014 übermäßig gesegnet: Gerade zweimal fuhr Fernando Alonso auf das Treppchen, Kimi Räikkönen schmeckte keinen Champagner. Machte unter dem Strich nur Rang vier in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Eines der schlechtesten Ergebnisse in der Geschichte des Tradtitionsteams aus Italien.

Schon in den Jahren zuvor war das vermeintliche Traumgespann Ferrari/Alonso mehrfach, teils knapp, am Traum vom Titel gescheitert. Ein Zustand, den der ehemalige Chefdesiger der Scuderia, Nikolas Tombazis, zwar bedauert. Doch habe das weder an dem Spanier noch an ihm gelegen. "In meiner romantischen Vorstellung, hätte Ferrari gut daran getan, ihn zu behalten. Und mich", sagt der seit Dezember 2014 aus Maranello geschiedene Mitarbeiter der "Corriere della Sera".

Fernando Alonso kämpfte in seiner ersten Ferrari-Saison noch um den WM-Titel, Foto: Sutton
Fernando Alonso kämpfte in seiner ersten Ferrari-Saison noch um den WM-Titel, Foto: Sutton

Tombazis und Fry als Opferlämmer?

Warum? Tobazis zufolge ganz einfach. Er habe großen Anteil an dem gegenüber seinem Vorgänger stark verbesserten Boliden der aktuellen Saison, dem SF15-T. "Ich habe bis zum frühen Dezember gearbeitet, als er bereits in Produktion war", erklärt Tombazis. Als Kritik am neuen Chef James Allison will der Ex-Designer das nicht verstanden wissen, er beklagt ausschließlich einen Schnellschuss der Scuderia bei seiner eigenen Entlassung. "Ich bedauere, dass sie im Dezember nicht die Geduld hatten, auf die Resultate zu warten", sagt Tombazis.

Noch dazu sei der Erfolg des diesjährigen Boliden auf die Neuerungen der Infrastruktur des Teams zurückzuführen. Diese hätte ein bekannter, ebenfalls entlassener Ingenieur mitverantwortet. "Der andere Aspekt war die Modernisierung der Anlagen. Pat Fry hat die Situation verändert", sagt Tombazis. Erst auf Basis dieser Grundlagen habe der 2015er Ferrari als erstes Auto von dem neuen Windtunnel profitiert.

Aus diesen Gründen kritisiert Tombazis die Entlassungen von ihm und Fry nun als Opferlämmer. "Ja, ich hätte eine andere Behandlung erwartet", sagt der Ex-Designer. "Ich frage mich nur, was sie gesagt hätten, wenn es ein schlechtes, kein gutes, Auto geworden wäre ...", stellt Tombazis schließlich vielsagend in den Raum.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Nikolas Tombazis singt das in der Formel 1 altbekannte Lied des frustrierten Ex-Mitarbeiters, der noch ein Stückchen des Erfolgskuchens abbekommen möchte - ob für Ansehen oder als Argument bei neuen Bewerbungen. Einen gewissen Anteil an den Lorbeeren lässt sich dem früheren Desiger vielleicht tatsächlich nicht absprechen. Allerdings stellt sich die Frage, die Tobazis der Scuderia gestellt hat, auch ihm selbst: Was hätte er gesagt, wäre der SF15-T kein gutes, sondern ein schlechtes Auto geworden? Würde Tombazis dann ebenfalls mit seinem Anteil in der italenischen Presse hausieren gehen ...? (Jonas Fehling)