Die zweite Saisonhälfte der Formel 1 begann gleich mit einer der schnellsten Strecken im Kalender. Der Circuit de Spa-Francorchamps forderte die Motoren extrem, Topspeed-Werte von über 340 km/h waren keine Seltenheit. Wird an dieser Stelle stets der Vergleich der Höchstgeschwindigkeiten am offiziellen Messpunkt dargelegt, lohnt es sich, für das Rennen in Belgien einen zweiten Punkt als Vergleichswert heranzuziehen. Die offizielle Messung findet in Spa nämlich am Ausgang von Eau Rouge statt, die höchsten Geschwindigkeiten werden jedoch am Ende der folgenden Kemmel-Geraden erreicht.

Daniil Kvyat der Schnellste

An beiden Messpunkten der schnellste Fahrer war überraschenderweise Daniil Kvyat. Erwartet wurden große Probleme für Red Bull gerade im Bereich des Topspeeds, doch das Team setzte beim Setup radikal auf Höchstgeschwindigkeit, um diesen Nachteil auszubügeln. Es half: Auf den Geraden war Kvyat kein einfaches Opfer, sondern konnte selbst Überholmanöver setzen. Ausgangs Eau Rouge erreichte der Russe 317,5 km/h, ein paar Meter weiter zeigte das Messgerät 345,0 Stundenkilometer. Kvyat profitierte auf seiner Aufholjagd gegen Ende des Rennens auch vom Windschatten der direkten Gegner - der gerade an dieser Stelle eine große Rolle spielte - und von einem leichten Auto.

Auf den folgenden Plätzen erkennt man leichte Abweichungen. Tummeln sich auf den Plätzen an Messpunkt eins fünf Mercedes-Motoren auf den folgenden Plätzen, sieht das am Ende der Kemmel-Geraden anders aus. Ursächlich hierfür ist vor allem die Leistungsfähigkeit des Mercedes-Motors, denn für Eau Rouge braucht es vor allem Power den Berg hinauf, auf der Kemmel-Geraden kann man - siehe Kvyat - auch einiges mit einem geringen Abtrieb regeln. So überrascht es nicht, dass an dieser Stelle mit Max Verstappen ein weiterer Renault-Kunde mit 343,6 km/h auf Rang zwei liegt.

War ebenfalls schnell: Max Verstappen, Foto: Sutton
War ebenfalls schnell: Max Verstappen, Foto: Sutton

Aber zurück zu den Zahlen: Ausgangs Eau Rouge belegt Sergio Perez mit 313,9 Stundenkilometern den zweiten Platz, gefolgt von Nico Rosberg (313,2), Lewis Hamilton (313,1) und den beiden Williams-Piloten Felipe Massa (312,5) und Valtteri Bottas, der auf 312,3 km/h kommt. Etwa einen Stundenkilometer dahinter reihen sich die beiden Ferrari-Werkspiloten Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel ein, gefolgt von Romain Grosjean (309,5) und Max Verstappen (308,9). Überraschend weit hinten trotz Motoren-Update befinden sich an Messpunkt eins die Sauber-Piloten, denen auf den Schnellsten 15 bzw. 17 km/h fehlen.

Am Ende der langen Vollgas-Passage - etwa 25 Sekunden behielten die Fahrer den Fuß auf dem Gaspedal - zeigt sich das Bild deutlich bunter. Hinter Kvyat und Verstappen reihen sich die beiden Williams ein, wenngleich allein zwischen Felipe Massa (343,6) und Valtteri Bottas (338,9) ein relativ großer Unterschied liegt. Stichwort Windschatten: Da Massa gerade zum Ende des Rennens direkt im Pulk fuhr, konnte er auf den DRS-Vorteil noch etwas draufpacken. Zudem war das Auto deutlich leichter. Auf Platz fünf liegt Kimi Räikkönen (338,5) vor Daniel Ricciardo (338,1) und Romain Grosjean (336,4). Die Top 10 werden komplettiert durch Sergio Perez (334,2), Carlos Sainz Jr. (333,9) und Felipe Nasr, dem allerdings über zehn Stundenkilometer auf den Spanier fehlten. Abgeschlagen die beiden McLaren-Hondas, denen fast 30 km/h auf Kvyat fehlen.

Die McLaren Hondas konnten erneut nicht mithalten, Foto: Sutton
Die McLaren Hondas konnten erneut nicht mithalten, Foto: Sutton

Fazit: Der Messpunkt am Ausgang der berühmten Eau Rouge zeigte die Stärke der Motoren besonders, denn gerade den Berg hoch braucht es Power. Dass dennoch Kvyat der Schnellste war, zeigt, wie radikal Red Bull vorgegangen ist. Auf dem kurzen Stück nach La Source konnte bereits eine Lücke gerissen werden. Der zweite Messpunkt am Ende der Kemmel-Geraden spiegelte die unterschiedlichen Herangehensweisen der Teams wider. Auch ein schwächerer Motor konnte ausgeglichen werden, wenn das Setup auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt war. Gleich zwei Renault-Motoren auf den ersten beiden Rängen zeigen das. Die Power Unit von Honda fährt der Musik immer noch meilenweit hinterher. In Monza ist somit das nächste Debakel wahrscheinlich.

Die Topspeeds beim Großen Preis von Belgien: Messpunkt 1

FahrerTeamMotorTopspeed
Daniil KvyatRed BullRenault317,5 km/h
Sergio PerezForce IndiaMercedes313,9 km/h
Nico RosbergMercedesMercedes313,2 km/h
Lewis HamiltonMercedesMercedes313,1 km/h
Felipe MassaWilliamsMercedes312,5 km/h
Valtteri BottasWilliamsMercedes312,3 km/h
Kimi RäikkönenFerrariFerrari311,8 km/h
Sebastian VettelFerrariFerrari310,9 km/h
Romain GrosjeanLotusMercedes309,5 km/h
Max VerstappenToro RossoRenault308,9 km/h
Daniel RicciardoRed BullRenault306,9 km/h
Fernando AlonsoMcLarenHonda306,9 km/h
Carlos Sainz Jr.Toro RossoRenault305,9 km/h
Jenson ButtonMcLarenHonda305,5 km/h
Felipe NasrSauberFerrari 302,1 km/h
Marcus EricssonSauberFerrari300,2 km/h
Roberto MerhiManor MarussiaFerrari (2014)299,0 km/h
Will StevensManor MarussiaFerrari (2014)293,0 km/h
Pastor MaldonadoLotusRenault289,0 km/h

Die Topspeeds beim Großen Preis von Belgien: Messpunkt 2

FahrerTeamMotorTopspeed
Daniil KvyatRed BullRenault345,0 km/h
Max VerstappenToro RossoRenault343,6 km/h
Felipe MassaWilliamsMercedes343,6 km/h
Valtteri BottasWilliamsMercedes338,9 km/h
Kimi RäikkönenFerrariFerrari338,5 km/h
Daniel RicciardoRed BullRenault338,1 km/h
Romain GrosjeanLotusMercedes336,4 km/h
Sergio PerezForce IndiaMercedes334,2 km/h
Carlos Sainz Jr.Toro RossoRenault333,9 km/h
Felipe NasrSauberFerrari328,3 km/h
Pastor MaldonadoLotusMercedes325,7 km/h
Nico RosbergMercedesMercedes325,5 km/h
Sebastian VettelFerrariFerrari325,0 km/h
Lewis HamiltonMercedesMercedes323,3 km/h
Marcus EricssonSauberFerrari 320,7 km/h
Fernando AlonsoMcLarenHonda318,1 km/h
Jenson ButtonMcLarenHonda317,2 km/h
Will StevensManor MarussiaFerrari (2014)303,9 km/h
Roberto MerhiManor MarussiaFerrari (2014)303,6 km/h