"Ich weiß nicht mehr, war es 12 oder 13 Uhr, als wir unsere Fahrer bekannt gegeben haben?", scherzt Monisha Kaltenborn am Nachmittag in Ungarn. Einige Stunden zuvor hatte Sauber mit Marcus Ericsson und Felipe Nasr seine Fahrerpaarung für die Saison 2016 verkündet - unmittelbar bevor Motorsport-Magazin.com den Schweden zum Interview traf. "Das haben wir nur deswegen heute bekannt gegeben!", sagt Ericsson, ebenfalls in bester Laune.

Im Fahrerlager hatte die offizielle Mitteilung seines Teams derweil sofort für Gesprächstoff gesorgt. Ist es der richtige Weg, sich so früh festzulegen? "Wenn man viele Jahre zurück blickt, dann ist das doch genau die Zeit, zu der man seine Fahrer eigentlich bekannt gibt", rechtfertigt Kaltenborn die Entscheidung ihres Teams. Außerdem werde sich das sicherlich positiv auf die Sponsorenakquise auswirken, wenngleich das nicht von Bedeutung gewesen sei, erklärt Kaltenborn auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

"Wir wollten nur die Situation klären. Es bringt eine gewisse Stabilität rein. Es gibt sonst immer so viele Gerüchte. Unsere Fahrer bekommen jetzt keine Fragen mehr und müssen sich nicht fragen, was sie wie beantworten sollen und wollen. Jetzt sind wir all die Spekulationen los", sagt Kaltenborn.

Kimi Räikkönen muss weiter warten, bis er weiß, was er 2015 macht, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen muss weiter warten, bis er weiß, was er 2015 macht, Foto: Sutton

Ferrari lässt Räikkönen zappeln

Genau den gegenteiligen Weg geht derzeit Ferrari mit Kimi Räikkönen - samt aller Folgen, die Kaltenborn in ihrem Team nun erfolgreich umschifft. Fast täglich tauchen neue Gerüchte um einen bevorstehenden Abschied des Icemans auf, es ranken sich wilde Spekulationen um Nico Hülkenberg, Valtteri Bottas oder Daniel Ricciardo in Rot. Zwar vermutet Sebastian Vettel nicht, dass all diese Debatten seinen Teamkollegen belasten. "Aber ich glaube es ist kein Geheimnis, dass er auch nur ein Mensch ist und es ihn beschäftigt. Aber ich glaube auch, dass er ist generell sehr gut darin ist, Dinge Dinge auszublenden und sich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist", sagt Vettel in Ungarn.

Das bestätigt der Finne selbst. Räikkönen gibt sich auch auf dem Hungaroring gelassen. "Irgendwie kommt es für mich jedes Jahr gleich. Es macht für mich keinen Unterschied, ob ich einen Vertrag habe oder nicht. Ich lese auch nicht viel von dem Zeug, aber ich weiß, dass es geschrieben wird. Aber was auch immer dabei herauskommt, interessiert mich nicht wirklich", sagt der Ferrari-Fahrer. Ein wenig Ungeduld scheint schließlich doch durch: "Ich würde es schon gerne wissen, aber ich weiß es nicht, also warte ich."

Fehlt ein Vertrag für das nächste Jahr, kann das schon sehr anstrengend sein, sagt Rosberg, Foto: Sutton
Fehlt ein Vertrag für das nächste Jahr, kann das schon sehr anstrengend sein, sagt Rosberg, Foto: Sutton

Rosberg: Sowas ist anstrengend

Pastor Maldonado - Räikkönen-Nachfolger bei Lotus - plädiert unterdessen ebenfalls dafür, Entscheidungen erst in Saisonhälfte zwei seien doch völlig normal. "Wir sind jetzt in der Jahresmitte. Ich denke, es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für das Team, da etwas bekanntzugeben. Wenn die Zeit gekommen ist zu entscheiden, dann werden sie es tun", sagt Maldonado.

Nico Rosberg, selbst mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, verweist aus seiner entsprechenden Komfort-Zone derweil darauf, es spiele für einen Fahrer schon eine Rolle auf glühenden Kohlen zu sitzen. "Auf jeden Fall ist es anstrengender als das nicht zu haben. Es geht um Einiges: um deine Zukunft, um deinen Job um deinen Rennsport. Es sind Risiken dabei, aber es kommt drauf an. Jeder handelt das anders, für mich war es okay, aber natürlich hatte ich auch Hilfe von anderen wie meinem Vater und Georg (Nolte; Rosberg-Manager)", sagt Rosberg.

" Ich bin dadurch etwas ruhiger. Jetzt kann ich mich ganz auf meine Leistung auf der Strecke und die Arbeit mit dem Team konzentrieren. Sonst hat man das nächste Jahr immer noch ein kleinwenig im Hinterkopf", bestätigt Marcus Ericsson gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Man braucht dabei Selbstdiziplin: Wo ist die Linie, wo ist der Kompromiss? Ich mache das so, dass ich am Rennwochenende nicht auf das Handy schaue, wenn so etwas ist, sondern erst Sonntagabend wenn das Rennen vorbei ist. Aber da macht jeder sein eigenes Ding", ergänzt Rosberg.