Wer ist der Strategiedepp? - Analyse: Sieger und Verlierer der Regenlotterie

Der Großbritannien GP war auch vor dem Regenschauer ein tolles Rennen. Als dann kurz nach dem virtuellen Safety Car die ersten Tropfen vom Himmel kamen, wurde aus einem guten Rennen ein überragendes Rennen. Weil es schwer war, im Wetterchaos von Silverstone den Überblick zu behalten, erklärt Motorsport-Magazin.com wer in der Regenlotterie gewonnen, und wer verloren hat.

Gewinner der Regenlotterie

Sebastian Vettel, 3 Plätze gewonnen:
Der große Gewinner der Regenlotterie lautet Sebastian Vettel. In Runde 35 lag Vettel noch auf Rang sechs und 15 Sekunden hinter Felipe Massa, der Zweiter war. Der Rückstand wuchs sogar noch an, weil Vettel hinter Räikkönen feststecke. Als Räikkönen zur Box kam, hatte Vettel freie Fahrt und konnte den Abstand wieder verkleinern. Als er sich in Runde 43 - wie auch Lewis Hamilton - Intermediates abholte, lag er nur mehr zehn Sekunden hinter Massa. Massa allerdings wartete - wie Rosberg - eine Runde länger und kam knapp vier Sekunden hinter Vettel wieder auf die Strecke. Bottas überholte er damit gleich mit, weil der Finne auf der gleichen Strategie wie Massa unterwegs war.

Nico Rosberg, 2 Plätze gewonnen:
Nico Rosberg hing den gesamten zweiten Stint hinter den Williams fest. Auf der Strecke hatte er keine Chance, an Bottas vorbeizugehen. "Deshalb war ich ganz froh, als der Regen einsetzte", so Rosberg. Der Deutsche konnte den besseren Abtrieb seines Mercedes nutzen und ging ohne größere Probleme an Bottas und Massa vorbei. Mit einer überragenden Pace setzte er sogar noch Lewis Hamilton unter Druck. Allerdings erwischte der Brite das Timing seines Reifenwechsels besser. Rosberg lag vor den Stopps direkt hinter Hamilton, anschließend kam er neun Sekunden hinter seinem Teamkollegen aus der Box. Er stoppte eine Runde zu spät, verlor dabei aber keine Position.

Nico Hülkenberg & Daniil Kvyat, einen Platz gewonnen:
Kvyat lag zu Beginn des ersten Schauers auf Rang sieben, Hülkenberg auf Rang acht. Während Kvyat bei feuchten Bedingungen nach vorne auf die beiden Ferraris Druck machen konnte, fuhr Hülkenberg weiter hinten inzwischen ein einsames Rennen. Beide stoppten eigentlich eine Runde zu spät in Runde 44. Doch weil Kimi Räikkönen seine Strategie komplett verhauen hatte, gewannen beide eine Position. Durch einen Dreher und den eine Runde zu späten Stopp verlor Kvyat allerdings den Anschluss an Sebastian Vettel. Sonst hätte der Russe leicht Vierter werden können.

Fernando Alonso, einen Platz gewonnen:
Der McLaren-Pilot lag eigentlich aussichtslos im Rennen. Bevor das Regenchaos seinen Lauf nahm, lag Alonso auf Rang elf - 13 Sekunden hinter Marcus Ericsson. Dann beging Alonso einen großen Strategiefehler: er wechselte schon in Runde 37 - und damit noch eine Runde früher als Kimi Räikkönen - auf Intermediates. Viel zu früh also. Da die Manors hinter ihm weit weg waren und zudem den gleichen Fehler machten, verlor er zumindest nichts. Weil sich Marcus Ericsson allerdings noch dümmer anstellte, gewann Alonso am Ende sogar einen Platz und bekam den letzten Punkt geschenkt.

Übersicht der Boxenstopps

Verlierer der Regenlotterie

Kimi Räikkönen, 3 Plätze verloren:
Sobald die ersten Tropfen fielen, bekam Kimi Räikkönen Probleme. Ungeachtet der TV-Kameras drehte sich der Finne sogar. In Runde 38 kam Räikkönen auf Platz fünf liegend als Erster der Top-Leute und holte sich Intermediates. "Aber dann hat es aufgehört zu regnen. Wahrscheinlich bin ich drei oder vier Runden zu früh gekommen", musste der Iceman später feststellen. Auf der größtenteils trockenen Piste ruinierte sich Räikkönen die Intermediates so stark, dass er später, als es noch einmal begann zu regnen, in Runde 47 neue Intermediates holen musste. Der zweite Stopp war dann allerdings egal, Räikkönen war bereits auf Platz acht zurückgefallen.

Felipe Massa & Valtteri Bottas, 2 Plätze verloren:
Jeweils einen Platz verloren die beiden Williams-Piloten auf der Strecke. Bei feuchten Bedingungen konnten sie Nico Rosberg einfach nicht hinter sich halten. Somit rutschten sie von den Plätzen zwei und drei auf Rang drei und vier. Richtig ärgerlich wurde es allerdings später: Statt die Strategien zu splitten, kamen sowohl Massa als auch Bottas in Runde 44 - und damit eine Runde zu spät zum Boxenstopp. Bottas musste sogar noch hinter Massa beim Reifenwechsel anstehen. Hätte sich Kvyat nicht gedreht, hätte der Finne einen weiteren Platz verloren. So verlor er genau wie sein Teamkollege 'nur' einen Platz an Sebastian Vettel, der mit dem früheren Stopp alles richtig machte.

Marcus Ericsson, einen Platz verloren:
Der Schwede hat sich den Preis für die schlechteste Strategie redlich verdient. Vor dem Wetter-Chaos lag er auf Rang zehn, 13 Sekunden vor Alonso. Dann beging er den gleichen Fehler wie der Spanier und kam viel zu früh, nämlich in Runde 37 an die Box, um sich Intermediates abzuholen. Doch statt die Strategie konsequent durchzuziehen wie Alonso, kam der Schwede in Runde 41 noch einmal rein und holte sich wieder Slicks. Nur, um dann eine Runde später festzustellen, dass der Regen wieder zunimmt. Also wechselte er in Runde 42 gleich wieder auf Intermediates. Dieser Strategie-Fauxpas kostete ihn und Sauber Platz zehn und damit den letzten Punkt.

Will Stevens, einen Platz verloren:
Der Brite ist der einzige, der seinen Platz nicht ausschließlich wegen einer schlechten Strategie verloren hat. Stevens dominierte seinen Teamkollegen das gesamte Wochenende über auf seiner Heimstrecke - bis der Regen kam. Beide wechselten viel zu früh auf Intermediates. Merhi holte sich deshalb in Runde 44 noch einmal einen neuen Satz, weil der alte zu abgefahren war. Das hätte besser auch Stevens machen sollen: In Runde 45 drehte er sich von der Strecke und schlug leicht in die Streckenbegrenzung ein. Beim nachfolgenden Stopp mussten dann nicht nur die die Reifen, sondern auch die Nase gewechselt werden. Stevens verlor Platz zwölf an Merhi.