"Wir wollen drei Rennen gewinnen!" Mit dieser Ansage ließ Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem Österreich GP vor zwei Wochen aufhorchen. Bislang hat die Scuderia in dieser Saison einen Sieg zu Buche stehen, den Sebastian Vettel in Malaysia herausfuhr - fehlen nach Adam Riese also noch zwei Erfolge. Angesichts der Übermacht von Mercedes dürfte es jedoch nicht einfach werden, die Wünsche des Teamchefs zu erfüllen, weshalb Vettel im Vorfeld des Großbritannien GP versuchte, Arrivabenes Forderung ein wenig zu relativieren.

"Das Ziel zu Beginn der Saison war, den Abstand zu schließen und jenes Team zu werden, das der erste Herausforderer von Mercedes ist", betonte der Heppenheimer. "Mercedes ist in einer sehr dominanten Position und das Ziel war, ein paar Rennen zu gewinnen. Wir haben bereits einiges geschafft, aber man kann natürlich immer Raum für Interpretationen lassen, wie viele Rennen man gewinnen will."

Zwar hielt Vettel fest, dass es für Ferrari selbstredend darum gehe, Triumphe einzufahren, doch man dürfe auch die Konkurrenz nicht außer Acht lassen, die sich derzeit eben bärenstark präsentiert. "Wir müssen in allen Bereichen schneller und stärker werden, denn momentan sind sie schneller als wir", ist dem Deutschen bewusst, dass Maranello noch jede Menge Arbeit bevorsteht. "Wir brauchen etwas Zeit. Leider geht es nicht über Nacht, aber wir geben alles."

Zuletzt hatte Ferrari gegenüber Mercedes das Nachsehen, Foto: Sutton
Zuletzt hatte Ferrari gegenüber Mercedes das Nachsehen, Foto: Sutton

Schnelle Kurven ein Vorteil für Ferrari?

Dennoch wollte Vettel nicht vergessen wissen, dass es Ferrari bereits gelang, einen gehörigen Leistungssprung hinzulegen. In der letzten Saison stand die Scuderia zumeist auf verlorenem Posten und schloss das Jahr nur als Vierter der Konstrukteurs-Wertung ab, mittlerweile ist man hingegen die zweite Kraft - nach den Silberpfeilen. "Wenn man sieht, wo Mercedes und Ferrari in der letzten Saison waren, haben wir schon einen sehr großen Schritt gemacht, es ist extrem viel gelungen", erinnerte er, wenngleich es naturgemäß noch Luft nach oben gebe. "Wir wollen ganz nach vorne. Es ist für alle noch einmal ein Ansporn, alles rauszuholen, und in diesem Sinne das Unmögliche machbar zu machen", gab Vettel die Marschroute vor.

Die nächste Chance, den zweiten Saisonsieg einzufahren, bietet sich in Silverstone. Ferrari reist nach den Testfahrten in Spielberg mit einigen neuen Teilen zum Klassiker, die dazu beitragen sollen, den Abstand zur silbernen Spitze wieder ein wenig zu verringern. "Wahrscheinlich wird es nicht genug sein, um die Lücke auf einmal zu schließen, aber wir werden weiterhin kämpfen und am Wochenende alles geben", versicherte Vettel. Nach den jüngsten verpatzten Boxenstopps kommt unter anderem ein neues Radmutternsystem zum Einsatz.

Mut macht dem Heppenheimer das Layout des Silverstone Circuit. "Es gibt sehr viele schnelle Kurven und das hat uns bisher immer ganz gut gepasst. Wenn man sich im Auto generell wohlfühlt in den Kurven, kann man auch ans Limit gehen und alles herausholen", meinte er mit Blick auf die legendäre Passage Magotts, Becketts und Chapel. "Ich hoffe, dass uns diese Strecke liegt."

Silverstone wartet mit vielen schnellen Kurven auf, Foto: Sutton
Silverstone wartet mit vielen schnellen Kurven auf, Foto: Sutton

Kein Bluff am Freitag

In Österreich wusste Ferrari am Freitag mit starken Longrunzeiten zu überzeugen, im Rennen war die Scuderia gegen Mercedes dann jedoch chancenlos. Für Vettel stellte dies im Gegensatz zu vielen Beobachtern keine Überraschung dar. "Wir wissen, dass Mercedes von Freitag auf Samstag den Motor aufdrehen kann. Nicht nur Mercedes, sondern auch Williams. Wenn man Williams am Freitag und Sonntag vergleicht, ist es ein enormer Sprung", zeigte der 27-Jährige auf, dass die Konkurrenz mit mehr Power zu Werke gehen kann, wenn es darauf ankommt.

Dass Ferrari die Longruns mit wenig Sprit im Tank fährt und die guten Rundenzeiten dadurch zustande kommen würden, dementierte Vettel hingegen entschieden. "Manche Teams können am Samstag und Sonntag im Vergleich zu Freitag einfach viel aggressiver sein", betonte er noch einmal, obwohl er sich mit der Gegnerschaft eigentlich gar nicht so sehr befassen möchte. "Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren. Wir haben etwas in der Pipeline und versuchen, in jedem Rennen kleine Schritte zu machen."