Robert Kubica bestreitet am kommenden Wochenende seine Heimrallye in Polen. In einem Interview mit Sokolim Okiem gestand er, dass er die Formel 1 vermisst und die Hoffnung auf eine Rückkehr nie aufgeben wird. "Aber man muss realistisch sein. Wenn mir jemand sagen würde: 'Robert, du fährst in Monza', dann könnte ich die zehn Kilogramm, die ich leider zugenommen habe, abnehmen - ok, sagen wir sechs oder sieben wären kein Problem - und ich würde fahren", sagte er.

Ihm sei allerdings auch klar, dass er aufgrund seiner Verletzungen am Arm nicht überall fahren könnte. Manchmal fahre er auf Rundkursen, was ihm jedoch vor allem vor Augen führe, was er nicht mehr kann. "Natürlich habe ich jetzt einige Einschränkungen und bin daher automatisch sauer, weil ich weiß, wie ich früher auf Strecken gefahren bin, ohne diese Einschränkungen", gestand er. Im Rallyesport sei er vor seinem Unfall nie auf so hohem Niveau angetreten und könne daher keinen Vergleich ziehen, wie es ohne die Einschränkungen wäre. "Aber eines weiß ich sicher: Es wäre einfacher."

Er werde versuchen, sich als Fahrer zu verbessern, denn in seiner Disziplin müsse man immer nach dem Besten streben. "Ich hatte Glück, denn ich habe es in die Formel 1 geschafft und das hat mir die Tür zu fünf Saisons in der Formel 1 geöffnet, meiner Meinung nach auf einem ziemlich guten Level", sagte er. "Einige meiner Saisons waren nah an der Perfektion, aber wenn ich nicht zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen wäre, würde sich vielleicht niemand an mich erinnern. Denn bevor ich in die Formel 1 kam, war ich in der Formel 3 gefahren und wer würde sich jetzt daran erinnern...?", zeigte sich Kubica nachdenklich.

"Es gibt einen Satz, dem viele Menschen keine Beachtung schenken und bei dem viele nicht anerkennen, wie wichtig er ist. Ich habe mich in einer Situation wiedergefunden, in der ich neue Ziele brauchte. Neue, weil ich jetzt weiß, dass ich die alten nicht erreichen kann. Die neuen Ziele ersetzen die, die leider außerhalb meiner Reichweite liegen."

Wie Volleyball und Basketball

Kubica geht es in der WRC nicht nur darum, gute Resultate zu erzielen, sondern auch darum, sie aus eigener Kraft und nicht nur aufgrund von Problemen bei der Konkurrenz zu erreichen. Dass er eines Tages nicht mehr als Privatfahrer, sondern für einen der Hersteller starten wird, glaubt er nicht. "Sagen wir mal, dass ich mit meinen Vorfällen kein Angebot von einem Werksteam bekommen werde. Lassen wir mal die Füße auf dem Boden."

Kubica konnte in der aktuellen WRC-Saison, die mit der Rallye Polen ihre Halbzeit erreicht, erst einmal punkten. Er bestreitet seine zweite volle Saison in der höchsten Rallye-Kategorie und ist davon überzeugt, erst nach drei Jahren ausreichend Erfahrungen gesammelt zu haben. "Rennen fahren und Rallyes fahren hat sehr wenig gemein und es ist so, als ob man Volleyball und Basketball vergleichen würde."

Zudem dürfe man nicht vergessen, dass jede Rallye eine andere Geschichte sei. "Es ist so, als ob man ins Kino geht, sich eine Komödie ansieht, dann einen Horror-Film, einen Kriegsfilm und dann Cartoons." Daher sei es auch so mühsam, Erfahrungen zu sammeln. "Wir können während der Rallye Polen viel lernen, aber wir können vielleicht nur 20 Prozent davon in Finnland anwenden."