Le Mans boomt: Spätestens seitdem Nico Hülkenberg die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, herrscht im Formel-1-Paddock eine Le-Mans-Euphorie. Fast alle Fahrer haben zahlreiche Stunden vor dem Bildschirm verbracht, viele Formel-1-Journalisten machten es außerdem Hülkenberg gleich und legten zwischen der Formel 1 einen Stopp in Le Mans ein.

Hülkenberg löste im Formel-1-Fahrerlager einen Le-Mans-Boom aus, Foto: Sutton
Hülkenberg löste im Formel-1-Fahrerlager einen Le-Mans-Boom aus, Foto: Sutton

Der allgemeine Tenor: Le Mans ist super. Auch Toto Wolff bekennt sich als Fan des Rennens. 15 von 24 Stunden davon verfolgte er eigenen Aussagen zufolge sogar live am TV. "Und du machst dir fast in die Hosen bei dem Rennen, weil es so super ist", gestand er.

Der Mercedes Motorsportchef versteht deshalb die Welt nicht mehr: "Komischerweise redet in Le Mans niemand über die Langeweile durch Hybridmotoren. Es redet niemand darüber, dass sich die Motoren anhören wie Schreibmaschinen oder Rasenmäher."

In Le Mans können sich die Hersteller das Motorenkonzept zwar selbst aussuchen, doch weil die Balance of Performance über die zur Verfügung stehende Energiemenge geregelt ist, ist Effizienz oberstes Gebot. Und hier setzen sich wie in der Formel 1 Hybridmotoren durch, Porsche fährt sogar mit einer Formel-1-ähnlichen Power Unit.

GT-Boliden machn in Le Mans Krach

"In Le Mans ist der Sound schon etwas besser als hier", gibt Nico Hülkenberg zu bedenken. "Es ist nicht der V10-Sound, den wir früher hier hatten, aber schon besser." Das Gute für die LMP1-Klasse: Hauptsächlich die GT-Boliden sorgen für die Geräuschkulisse. "Die Corvette ist einfach mega-laut da, bekommt man einen Hörschaden", sagt Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com.

"Es redet niemand darüber, dass es nur zwei Marken sind, die in der großen Klasse gegeneinander kämpfen", interveniert Toto Wolff weiter. Im Qualifying-Trimm gab es sogar nur einen Hersteller, nämlich Porsche, der das Geschehen beherrschte. Audi war bereits drei Sekunden abgeschlagen. Im Rennen kamen die Ingolstädter zwar näher, aber unter normalen Umständen hatte Audi keine Chance - in 24 Stunden passiert nur etwas mehr, als in anderthalb.

"All das, was wir uns der Formel 1 immer schlecht reden in, finden wir in Le Mans sensationell. Warum ist das so?", fragt sich Wolff und liefert die Antwort gleich mit: "Le Mans findet einmal im Jahr statt, es ist wie ein WM-Finale." Für die restliche Saison der Langstreckenweltmeisterschaft können sich nur sehr wenige begeistern - wohingegen in der Formel 1 jeder Grand Prix für sich ein Highlight darstellt.

Ein weiterer Erklärungsansatz des Österreichers: Die Grundstimmung in der Formel 1. "Weil hier in einer Abwärtsspirale sind", meint Wolff. Die Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen Formel 1 und Le Mans wird dadurch größer, dass sich im Fahrerlager eine nicht repräsentative Menge herumtummelt. "Wir sind alle Petrolheads und finden Le Mans deshalb so gut", so Wolff. "Le Mans hat am Peak 400.000 Zuschauer gehabt, wir haben 80 Millionen. Also was boomt da?"