Obwohl der Saisonauftakt im Albert Park zu Melbourne bereits eine Woche zurückliegt und Giancarlo Fisichella schon zum ersten Sieger des neuen F1-Jahres 2005 gekrönt wurde, schweben auch vor dem zweiten WM-Lauf in Malaysia noch einige fett gedruckte Fragezeichen über dem Sepang International Circuit, welche normalerweise - zumindest ansatzweise - schon beim ersten Rennen beantwortet werden.

So etwa die Frage nach dem - neuen - Kräfteverhältnis der Teams. Oder jene danach, wie sich die neuen Regeln auf ein Rennwochenende auswirken. Doch den Antworten auf all diese Fragen machte in Downunder ein zu Regen aufgelegter Wettergott einen Strich durch die Rechnung.

Entsprechend sollen die Fragen jetzt in Malaysia beantwortet werden. Allerdings hat sich auch hier - je nach Wetterfrosch - Regen angekündigt. Und selbst wenn nicht: In Sepang steht den 20 Piloten eines der härtesten Rennen bevor, welches nicht völlig grundlos den Werbeslogan "the hottest race on earth" verwendet.

Besonders heiß wird der Grand Prix für die Motoren, schließlich steht für diese das zweite Rennwochenende in Folge an. Somit bleibt abzuwarten, wie sich die Aggregate gegen Ende ihres Lebenszyklus verhalten werden und ob jene Teams, die wie British American Racing die Aggregate wechseln durften, daraus einen großen Vorteil ziehen können.

Renault: Folgt der zweite Streich?

Flavio Briatore kündigte bereits wenige Tage nach dem Auftaktsieg von Giancarlo Fisichella an: "Ferrari muss auspassen. Das war erst der Anfang!" Ob es für die Gelb-Blauen schon in Malaysia weitergehen wird, muss sich erst noch herausstellen. Die Wintertests und das Melbourne-Wochenende lassen aber mehr als nur vermuten, dass die Franzosen auch beim zweiten Saisonrennen ein ganz heißer Anwärter auf den Sieg sein werden.

Als WM-Führender reisen die Mannen rund um den schillernden Italiener in Hochstimmung nach Sepang, wo Technikchef Bob Bell dennoch vor zu viel Euphorie warnt: "Zwei Renndistanzen mit einem Motor haben wir zwar simuliert, aber eben noch nicht in der Praxis erlebt", weist er auf eines der vielen Fragezeichen hin. Nach zweitägigen Tests in Jerez wird es in Sepang auch einige Neuerungen geben: "Auf Aerodynamikseite werden wir in Malaysia weitere Verbesserungen einsetzen", so Bell.

Ferrari: Folgt der Konter?

Bei Ferrari wurde man nach dem zweiten Platz von Rubens Barrichello in Australien nicht müde zu betonen, dass man "besser als erwartet" gewesen sei. Die Tiefstapler vom Dienst erwarten in den kommenden Rennen mit dem überarbeiteten F2004 M dennoch keine Wunderdinge und wären deshalb auch mit zweiten und dritten Plätzen so sehr zufrieden, dass man sie "wie einen Sieg" feiern würde.

Ein echter Triumph scheint trotzdem nicht ganz außer Reichweite zu liegen. Besonders dann nicht, wenn das Wetter den Italienern nicht noch einmal in die Qualifyingrunde spuckt und Michael Schumacher in Malaysia zu alter Form aufläuft. In der Heimat wird unterdessen der neue F2005 in Form gebracht, welcher bei den ersten Tests in Jerez noch nicht mit der Konkurrenz und deren Vorjahresboliden mithalten konnte respektive sollte.

Red Bull: Folgt des Wunders zweiter Teil?

Die roten Bullen waren das Überraschungsteam des Auftaktwochenendes. Dennoch herrscht bei der britisch-österreichischen Truppe keine übertriebene Euphorie: Die Mannen von Sportdirektor Christian Horner möchten auf dem Boden und realistisch bleiben. Denn in Melbourne spielten viele Faktoren in die Karten der Dunkelblauen.

Dennoch reist man mit guten Erinnerungen nach Malaysia, wo Mark Webber im Vorjahr einen sensationellen zweiten Startplatz herausfahren konnte. Der Kurs sollte dem umlackierten Jaguar Boliden also liegen. Und wer weiß, vielleicht erlebt die Konkurrenz in Sepang erneut ihr dunkelblaues Wunder?

Williams: Folgt der nächste Schritt?

Beinahe so oft wie bei Ferrari hörte man in Melbourne im Lager der Weiß-Blauen, dass man "besser als erwartet" gewesen sei. Bis zum zweiten WM-Lauf sollen nun noch weitere aerodynamische Verbesserungen dafür sorgen, dass der FW27 noch mehr Speed entwickelt und dadurch noch besser wird.

Mit Mark Webber, der die Strecke aus der Feder von Hermann Tilke bekanntermaßen "sehr mag", sowie Nick Heidfeld besitzt das Team eine anerkannte Fahrerpaarung, welche schon in Australien für eine doppelte Zielankunft gut gewesen wäre. Das gleiche sollte auch in Malaysia möglich sein.

McLaren: Folgt der erwartete Sprung an die Spitze?

Obwohl in silbernen Kreisen sehr viel Wert darauf gelegt wurde, dass man im Rennen "die Pace gehabt und gezeigt" habe, muss McLaren Mercedes den Auftakt-Grand Prix des Jahres als Enttäuschung abhaken. Schließlich konnte man den vielen Vorschusslorbeeren der Wintertestfahrten - aus diversen Gründen - nicht gerecht werden.

In Malaysia soll sich dies allerdings ändern. Hierfür drehte Testpilot Alexander Wurz in einem Vorjahresboliden unzählige Testrunden in Jerez. Der eigens nach Europa zurückgekehrte Pedro de la Rosa kam hingegen nicht zum Einsatz, da das Team seinen Testtag aufgrund "extremer Wetterbedingungen" absagte. Schließlich möchte man keinen der 30 wertvollen Testtage verschwenden...

Toyota: Folgt endlich der Durchbruch

Die beste Startplatzierung eines Toyota-Piloten sollte in Melbourne letzten Endes keine WM-Punkte einbringen. Dennoch sind sich die Weiß-Roten sicher, dass man vor allem im ersten Renndrittel mit der Konkurrenz mithalten konnte.

Somit blieb man mit dem punktlosen Saisonstart zwar unter den eigenen Erwartungen zurück, doch reisen die Japaner mit viel Zuversicht zum zweiten Grand Prix mit ihrer neuen Fahrerpaarung Ralf Schumacher und Jarno Trulli. "Ralf Schumachers Rundenzeiten in den letzten beiden Renndritteln waren durchaus konkurrenzfähig", schöpft Technikchef Mike Gascoyne Hoffnung. "Er konnte Takuma Sato und Jacques Villeneuve überholen. Deswegen sind Jarno Trulli und er sehr guter Dinge."

Sauber: Folgt die Wiedergutmachung?

Von den beiden Sauber Piloten hatten sich viele Experten mehr als zwei Ränge außerhalb der Punkteplatzierungen erwartet. Besonders der Kanadier Jacques Villeneuve enttäuschte mit seinem dreizehnten Endrang, welchen er einer "falschen Reifenwahl" zuschiebt. Teamchef Peter Sauber war so oder so "herb enttäuscht".

Und auch Felipe Massa musste in Melbourne am eigenen Auto erfahren, dass in der cleveren Behandlung der Reifen der Schlüssel zum Erfolg liegt. "Das wird in Sepang noch härter", glaubt der Brasilianer. "Gerade im letzten Renndrittel, wenn es auf konstante Reifen ankommt, darf man die Konzentration nicht sinken lassen." Sollte Red Bull seine Form halten können und McLaren sowie Williams ebenfalls keine Probleme bekommen, dürften für die Hinwiler trotzdem kaum WM-Punkte beim Petronas-Heimspiel drin sein.

B·A·R-Honda: Folgt der Aufwärtstrend?

Während Jenson Button nach einem enttäuschenden Startwochenende in Downunder einen "Abwärtstrend bei Ferrari" ausgemacht haben wollte, müsste sein Team erst einmal zu einem starken Aufwärtstrend ansetzen. Denn in Melbourne waren die Weißen noch weit von ihrer Zielsetzung Rennen gewinnen zu können entfernt.

Als Trumpf halten Jenson Button und Takuma Sato für das Hitzerennen von Sepang, aber noch ihren 'taktischen Doppelausfall' von Melbourne in der Hinterhand, welcher es ihnen ermöglicht mit frischen Motoren ins Rennen zu gehen. Ob dies allein ausreicht um wieder bis ganz an die Spitze zu gelangen, bleibt allerdings zu bezweifeln.

Jordan: Folgt die Wende zum Guten?

Schon vor dem Rennen in Australien wusste man bei Jordan-Midland, dass man bei einem normalen Rennverlauf keine Chance auf eine Punkteplatzierung haben würde. Und damit sollten die Gelben auch Recht behalten.

Genauso sieht sollte es am kommenden Rennwochenende aussehen, wenn Narain Karthikeyan und Tiago Monteiro in der tropischen Hitze von Sepang zu ihrem zweiten Grand Prix antreten werden. Der Inder weiß dabei schon jetzt, dass es für ihn "sehr hart" werden wird. Schließlich war er schon nach seinem GP-Debüt in Australien extrem geschafft aus seinem Cockpit gefallen.

Minardi: Folgt ein streitloses Rennwochenende?

Minardi mag das kleinste und finanziell am meisten angeschlagene Team der Startaufstellung sein. Doch in Melbourne sorgte die Truppe von Paul Stoddart beinahe für mehr Schlagzeilen als Ferrari, Renault und McLaren zusammen.

Leider hatte keine einzige dieser Schlagzeilen etwas mit dem Sport zu tun. Stattdessen ging es um Gerichtsverhandlungen, politische Spielchen und Drohungen. Es bleibt zu hoffen, dass Paul Stoddart die 2005er Aerodynamik in Malaysia von Anfang an in den Autos verbaut hat...