Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Paddy Lowe und Toto Wolff wissen, was ihnen am Donnerstag in Kanada blühen wird. Der Monaco-Vorfall wirkt nach und das Team wird abermals die unangenehmen Fragen über sich ergehen lassen müssen. "Man kann es sich nie leisten, Punkte zu verlieren und dies war eine Erinnerung für uns, dass sich jeder Fehler als kostspielig erweisen kann", kommentiert Wolff den Strategie-Fauxpas. "Es war ein einziger Fehler, der in Sekundenbruchteilen auf Basis von falschen Daten begangen wurde. Im Sport dreht sich alles um Entscheidungen in Bruchteilen einer Sekunde", fügt Lowe hinzu.

Dabei hat Mercedes intern Monaco abgehakt und konzentriert sich daher intern klar auf die bevorstehenden Aufgaben. Lewis Hamilton fasst die Grundstimmung zusammen: "Ich möchte einfach wieder fahren und zurückschlagen. Dafür könnte ich mir keinen besseren Ort vorstellen als Montreal." Schließlich kann er auf eine hervorragende Bilanz auf der Ile Notre Dame zurückblicken und liebt das Racing auf der an Auslaufzonen armen Strecke: "Das Racing ist fantastisch, die Stadt macht viel Spaß und die Zuschauer sind richtig begeisterungsfähig." Für den Engländer zählt nichts anderes als der vierte Sieg auf dem Schikanen-Stakkato im Sankt-Lorenz-Strom.

Leitplankenkünstler: Lewis Hamilton kann sich auch in Kanada auf dicht stehende Mauern freuen, Foto: Mercedes-Benz
Leitplankenkünstler: Lewis Hamilton kann sich auch in Kanada auf dicht stehende Mauern freuen, Foto: Mercedes-Benz

Im Vorjahr hatte ihm noch das Bremsen/Hybrid-Drama einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nico Rosberg, der vom selben Problem heimgesucht wurde, trug das Auto noch als Zweiter ins Ziel. "Nico hat im vergangenen Jahr in Montreal eines der Rennen des Jahres gezeigt", lobt Wolff. Rosberg selbst kommt mit dem Rückenwind seines dritten Monaco-Sieges nach Kanada, wo er noch nie gewonnen hat. Er schätzt seine Chancen realistisch ein: "Ich habe nun den Schwung von zwei aufeinanderfolgenden Siegen, aber die Saison ist noch lang. Das Wochenende hat auch gezeigt, dass ich in diesem Jahr in unserem Kampf nachlegen muss. Ich weiß, dass ich noch mehr leisten kann."

Im Kampf mit Ferrari zieht Mercedes eine Trumpfkarte, wie Paddy Lowe erläutert: "Wir werden bei diesem Rennen neue Power Units einsetzen, die zweiten für jeden Fahrer in diesem Jahr. Unsere ersten Power Units wurden an sechs kompletten Rennwochenenden eingesetzt." Allerdings erwartet er, dass die Gegner nachziehen und aufgrund der Token-Regel verbesserte Motoren an den Start bringen. "Die Strecke in Montreal setzt dem gesamten Fahrzeug stark zu, nicht nur dem Motor und den Bremsen." Deshalb habe eine Zielankunft mit beiden Fahrzeugen Priorität. Wolff fügt hinzu: "Unsere Gegner sind bereit und warten nur darauf, jede sich bietende Gelegenheit auszunutzen." In Monaco musste Mercedes dies auf bittere Weise lernen.

Mercedes: Montreal Bilanz

Mercedes in Montreal: Kanada war für Mercedes bislang kein übermäßig erfolgreiches Pflaster. Ein Sieg steht für die Silberpfeile noch nicht zu Buche, sondern lediglich die Plätze zwei und drei, für die Nico Rosberg und Lewis Hamilton verantwortlich zeichneten.

Die Probleme aus dem Vorjahr dürfen sich nicht wiederholen, Foto: Sutton
Die Probleme aus dem Vorjahr dürfen sich nicht wiederholen, Foto: Sutton

Lewis Hamilton in Montreal: Wann immer der Brite die Zielflagge sah, gab es für ihn Grund zum Jubeln. 2007, 2010 und 2012 gewann Hamilton in Diensten von McLaren den Großen Preis von Kanada, 2013 rundete er seine grandiose Bilanz mit dem dritten Platz ab. Darüber hinaus nahm der den Grand Prix drei Mal von der Pole Position in Angriff.

Nico Rosberg in Montreal: Von so einer Bilanz kann Nico Rosberg nur träumen. Im Vorjahr schaffte der Deutsche als Zweiter zum ersten Mal überhaupt den Sprung auf das Podium.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Wenn alles glatt läuft, wird Mercedes auch in Kanada das schnellste Fahrzeug haben und Rosberg und Hamilton den Sieg unter sich ausmachen. Allem Jubel zum Trotz kann Rosberg mit seiner Monaco-Performance nicht zufrieden sein. Und Hamilton auf der Stop&Go-Strecke von Kanada zu schlagen ist eine der schwersten Aufgaben, die man sich vorstellen kann. Doch im Vorjahr holte er unter ähnlichen Umständen urplötzlich die Pole Position. Ein Selbstläufer wird das Rennen für Hamilton nicht, obschon er als klarer Favorit startet. (Heiko Stritzke)