Man mag es kaum glauben, aber die Teilnehmer der Strategiegruppe konnten sich auf umfassende Regeländerungen einigen. Bernie Ecclestone hatte die Meetings zuvor hart kritisiert. Man würde stundenlang diskutieren, am Ende würde man nur beschließen, wann das nächste Treffen stattfindet. Entsprechend niedrig war die Erwartungshaltung an das Treffen am Donnerstag.

Doch die Kritiker wurden eines besseren belehrt: Am Sonntagnachmittag kam eine offizielle Aussendung der FIA mit den Ergebnissen des Treffens. Die Autos sollen schneller werden. Fünf bis sechs Sekunden. Breitere Reifen, eine geänderte Aerodynamik und geringeres Fahrzeuggewicht sollen helfen. Außerdem wird das Nachtanken erlaubt, ein Benzinlimit bleibt. Außerdem auf der Agenda: Lautere Motoren, höhere Drehzahlen, aggressiverer Look.

Gute Ansätze, schwierige Umsetzung

Es sind hehre Ziele, die hier verfolgt werden, keine Frage. Die Formel 1 muss etwas machen, umsonst laufen die Zuschauer nicht davon. Was die Strategiegruppe beschlossen hat, ist gut und es zeigt auch, dass alle Beteiligten den Ernst der Lage erkannt haben. Aber: Greifbar davon ist nichts.

Die fünf bis sechs Sekunden, die die Autos schneller werden sollen, sind die einzigen konkreten Zahlen, die genannt werden. Ja, die Aerodynamik soll anders sein, die Reifen breiter und so weiter. Aber wie breit sollen die Reifen sein? Wie soll die Aerodynamik konkret aussehen? Wo soll das Benzinlimit liegen? Wie leicht werden die Autos? Wie sollen höhere Drehzahlen konkret erreicht werden? Reichen die höheren Drehzahlen alleine aus, um die Geräuschkulisse in Ordnung zu bringen? Wie formuliert man einen aggressiveren Look für das Reglement?

Nach dem Strategiegruppen-Meeting bleiben mehr Fragen als Antworten. Es hat symbolischen Charakter, dass sich die Großen des Sports soweit durchringen konnten. Sie gestehen - zumindest FIA-Präsident Jean Todt - eigene Fehler ein: das aktuelle Reglement.

Ein erster Schritt

Der erste Schritt ist gemacht, aber es ist der erste Schritt eines Marathons. Denn man kann sich bildlich vorstellen, wie sich Dr. Helmut Marko und Toto Wolff darum streiten, ob die Motoren nun bis 15.100 oder bis 15.150 Umdrehungen pro Minute drehen sollen. Oder ob die Hinterreifen um 90 oder 91 Millimeter breiter werden.

Vor den Beteiligten liegen endlos viele weitere Meetings. Dabei sollten übrigens auch Sauber, Lotus, Toro Rosso und Manor etwas beitragen dürfen. Denn bei der aktuellen Zusammensetzung der Strategiegruppe kosten die Regeländerungen am Ende wahrscheinlich zahlreiche Millionen pro Saison. Die Finanzen waren damals der Hauptgrund dafür, das Nachtanken abzuschaffen. Und wenn die Show zwar besser ist, die finanzielle Lage aber noch schlechter, dann wurde der Formel 1 ein Bärendienst erwiesen.