Giancarlo, du hast gestern den zweiten Grand Prix deiner Karriere gewonnen, standest aber zum ersten Mal auf dem Siegerpodest…

Giancarlo Fisichella: Das stimmt – in Brasilien 2003 bekam ich den Pokal ja mit zwei Wochen Verspätung. Den gestrigen Tag werde ich nie vergessen. Das Rennen lief exzellent. Es ist ein tolles Gefühl, den ersten Grand Prix des Jahres zu gewinnen. Auf dem Podium zu stehen, die italienische Hymne zu hören und den Champagner zu schmecken, gehört zu meinen schönsten Erlebnissen. Ich habe zehn Jahre lang darauf gewartet, in der Formel 1 so ein hervorragendes Auto fahren zu können, und ich bin entschlossen, mir diese Chance nicht entgehen zu lassen.

Wie würdest du dein Rennen zusammenfassen?

Giancarlo Fisichella: Ich konnte ganz locker fahren und den Abstand zu meinen Gegnern kontrollieren, ohne ans Limit gehen zu müssen. Als Rubens Barrichello gegen Rennende näher kam, habe ich etwas forciert, aber das war schon alles. Das Auto war gut ausbalanciert, und die Reifen funktionierten konstant vom Start bis ins Ziel. Ich bemerkte zwischenzeitlich leichtes Untersteuern, aber nichts Ernstes. Wir haben das am Funk besprochen und entschieden, das Setup nicht zu ändern. Bei den neuen Reifenregeln ist es besser, mit Untersteuern zu leben, als durch Übersteuern die Hinterreifen zu verschleißen.

Zwischendurch sah es so aus, als könnte Rubens Barrichello dir noch gefährlich werden…

Giancarlo Fisichella: Als mein Renningenieur Alan Premane mir sagte, dass der Ferrari aufholt, habe ich das Tempo angezogen. Mein R25 hatte genug Reserven. Ich habe nur etwas davon abgerufen. Das reichte, um die Lücke wieder zu vergrößern.

Hattest du irgendwelche Probleme mit den Reifen?

Giancarlo Fisichella: Nein. Ich habe sie zu Rennbeginn geschont. Im Finale war mein Auto immer noch sehr schnell, und ich konnte zulegen, als es darauf ankam. In dieser Schlussphase fuhr ich meine schnellsten Runden.

Würdest du sagen, dass an diesem Wochenende auch Glück im Spiel war?

Giancarlo Fisichella: Natürlich haben wir stark von dem Regenschauer am Samstag profitiert und gingen mit einem großen Vorsprung ins zweite Qualifying. Aber auch im zweiten Zeitfahren, unter regulären Bedingungen, waren wir schnell. Ich fuhr die zweitschnellste Zeit, obwohl ich es konservativ anging und wir relativ viel Sprit an Bord hatten. An diesem Wochenende hätten wir bei jeder Witterung eine gute Rolle gespielt.

Was bedeutet dieser Sieg für den weiteren Verlauf der Weltmeisterschaft?

Giancarlo Fisichella: Ich bin nun sehr zuversichtlich. Ich weiß, dass dieser Saisonstart nur eine Momentaufnahme ist, aber wir besitzen viel Potenzial. Das war mir schon bei der ersten Fahrt im Renault R25 im Januar klar. Er ist über eine Runde ebenso schnell wie über die komplette Renndistanz. Wir können also auf einer guten Basis weiter entwickeln und etwas offensiver vorgehen. Die Weltmeisterschaft wird voraussichtlich zwischen Ferrari, McLaren und Renault ausgemacht.