Um 03:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnt in Melbourne das 1. Qualifying. Während dieses hierbei wie gewohnt ein Einrundenqualifying sein wird, welches auch die Startreihenfolge für das 2. Qualifying am Sonntagmorgen festlegen wird, werden die Zeiten des 1. Qualifikationslaufes nicht bedeutungslos sein. Denn diese werden mit der morgigen Qualifyingzeit zusammengerechnet und ergeben somit die Startaufstellung.

Für die Fahrer und Teams heißt es nun sich auf diese neue Herausforderung des Additions-Qualifyings einzustellen. "Das neue Qualifying macht es uns Fahrern sehr schwer", berichtet Renault-Pilot Fernando Alonso. "Vor allem am Sonntag. Vor dem Start des Samstags-Qualifyings haben wir viele Runden absolviert, so dass wir im Rhythmus sind. Aber am Sonntagmorgen müssen wir sozusagen ‚kalt‘ direkt ans Limit gehen. Zudem ist unser Auto durch den vielen Treibstoff an Bord deutlich schwerer, und die Reifen sind nicht mehr frisch. Da ist fahrerisches Können gefragt."

Pat Symonds, Leiter der Renault F1-Entwicklungsabteilung, stimmt zu: "Die Piloten müssen sich am Sonntagmorgen unmittelbar auf ein völlig anderes Fahrverhalten im Vergleich zum Vortag einstellen. Diesen neuen Ablauf müssen sie erst einmal lernen. Ich denke, das neue Qualifying-Format ist ein sehr guter Gradmesser für das Talent der einzelnen Fahrer."

Das neue Qualifying stand in den vergangenen Wochen stark in der Diskussion. Doch was denken die Fahrer darüber? "Ich finde es sehr interessant", antwortet Alonso. "Auf einigen Strecken wird die Samstags-Session bestimmt sehr viel Spaß machen. Mit neuen Reifen das Maximum zu geben – das ist es einfach, was die Formel 1 ausmacht. Der Sonntag stellt dagegen eine ganz andere Herausforderung dar."

Für die Ingenieure geht es darum, das Auto so abzustimmen, dass es sowohl im Qualifying wie auch im Rennen schnell ist. Doch wie vereint man diese scheinbar gegensätzlichen Ansprüche? "Wir gehen beim Setup einen Kompromiss ein, der eher in Richtung Rennabstimmung geht", verrät Symonds.

"Der Wagen liegt zum Beispiel wegen der größeren Treibstoffmengen höher. Zudem stimmen wir das Fahrwerk so ab, dass das Auto schonend mit den Reifen umgeht. Ein großer Unterschied zu den vergangenen Jahren besteht in dieser Beziehung aber nicht. Immerhin gibt es dieses Qualifying-Format, in dem die Fahrer jeweils nur eine schnelle Runde fahren dürfen, bereits seit der Saison 2003. Davor wählten wir durchaus extremere Setups, die zwar für ein nervöseres Fahrverhalten sorgten, den Wagen dafür aber auch etwas schneller machten. Heutzutage darfst du dir so etwas nicht mehr erlauben. Wir bevorzugen deshalb ein eher untersteuerndes Fahrverhalten, das dem Fahrer viel Vertrauen gibt. Das ist bei dem neuen Qualifying-Format mindestens ebenso wichtig wie die reine Leistung des Autos."

In Melbourne könnten an diesem Wochenende die Aussichten auf Regen am Samstag einen Stolperstein darstellen. Damit würde die erste Qualifying-Session auf nasser Strecke und der zweite Durchgang unter trockenen Bedingungen stattfinden. "Die Möglichkeit, dass wir mindestens eine ‚nasse‘ Sitzung erleben, besteht durchaus", lächelt Symonds. "Wenn es am Samstag tatsächlich regnet, wird es interessant zu sehen, wie sich die Teams vor dem zweiten Qualifying in puncto Rennstrategie und Treibstoffmengen entscheiden."