Teamorder in der Formel 1: ein heikles Thema, das seinen negativen Höhepunkt beim legendären Österreich Grand Prix 2002 erreichte. "Let Michael pass for the championship", forderte der damalige Ferrari-Teamchef Jean Todt Rubens Barrichello auf. Er solle seinen Teamkollegen Michael Schumacher vorbei ziehen lassen. Kurz vor der Ziellinie ging Barrichello widerwillig vom Gas und folgte der Anweisung seines Teams.

13 Jahre später: in Maranello herrscht Einigkeit darüber, dass sich ein ähnliches Szenario nicht wiederholen wird. Davon ist Maurizio Arrivabene überzeugt: "Wir wollen nichts über Teamorder hören." Der neue Ferrari-Teamchef setzt stattdessen auf Vertrauen und Transparenz.

Sebastian Vettel liegt in der Meisterschaft 31 Punkte vor seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen. Sollte es sich im Laufe der Saison ergeben, dass der Finne rechnerisch keine Chance mehr auf den Titel hat, dann würde man bei Ferrari umdenken, vorher aber nicht. "Die einzige Regel, die für uns gilt, sind die Gesetze der Mathematik", sagt Arrivabene. "Solange sich beide Fahrer im Titelkampf befinden, werden Seb und Kimi frei gegeneinander fahren."

Arrivabene: Freie Fahrt für Seb und Kimi, Foto: Sutton
Arrivabene: Freie Fahrt für Seb und Kimi, Foto: Sutton

Der Teamchef betont: "Kimi muss die Unterstützung des Teams spüren und es ist wichtig, dass er weiß, dass um ihn herum Vertrauen herrscht. Man nennt ihn zwar den 'Iceman'. Aber wenn man ihn näher kennenlernt, merkt man, dass er ein sensibler Mensch ist."

Seit Maurizio Arrivabene den Posten des Teamchefs von Marco Mattiacci übernommen hat, hat sich in Maranello einiges geändert. Und das nicht nur auf Personalebene. "Als ich nach Maranello gekommen bin, fielen mir die alten Verhaltensregeln auf", sagt Arrivabene. "Daran habe ich einiges in Anwesenheit der Fahrer und ihrer Renningenieure geändert, damit jeder Bescheid weiß."

Die Früchte dieses Umbruches werden derzeit geerntet. Ferrari ist stark aufgestellt. Sebastian Vettel wurde bislang zweimal Dritter und ihm gelang in Malaysia sogar der erste Ferrari-Sieg seit fast zwei Jahren. Sollte Kimi Räikkönen seine Qualifying-Probleme in den Griff bekommen, steht einem engen Zweikampf - wie zuletzt in China - nichts im Weg.