Ferrari hat sich wesentlich schneller als zunächst erwartet zum Mercedes-Verfolger Nummer 1 gemausert. Gab es zunächst große Zweifel im Fahrerlager, ob die Scuderia nach den umfassenden Umstrukturierungen zeitnah Anschluss finden würde, haben die Winter-Tests und der Auftakt in Australien bewiesen: Ferrari ist bislang die große Überraschung des Jahres, hat unter den Top-Teams den größten Sprung gemacht. Gern wird Neuzugang Sebastian Vettel als Heilsbringer angepriesen - doch in Maranello hat sich wesentlich mehr getan, um wieder an die Spitze zu gelangen.

Angeblich soll das Budget des Teams zu dieser Saison um 100 Millionen Euro erhöht worden sein - von 270 auf 370 Millionen Euro. Das geht aus einem Bericht der italienischen Gazzetta dello Sport hervor. "Zu Beginn haben wir uns in Richtung Williams und Red Bull orientiert", wurde Teamchef Maurizio Arrivabene zitiert. "Jetzt müssen wir damit beginnen, ein bisschen mehr Selbstvertrauen zu haben und die Lücke zu den Mercedes-Jungs zu verringern."

Ferrari rüstet kräftig auf, Foto: Sutton
Ferrari rüstet kräftig auf, Foto: Sutton

Mercedes als erklärtes Ziel

Klare Ansage noch vor dem zweiten Rennen des Jahres: Mercedes ist das erklärte Ziel. Das hatte vor den ersten Testfahrten noch ganz anders geklungen. Die Ferrari-Führungsetage gab sich bewusst defensiv und verwies auf die schwachen Leistungen der vergangenen Saison. Inzwischen sind die Roten voll auf dem Radar der Konkurrenz. Die Mercedes-Entourage lobte Ferrari in Malaysia kollektiv über den grünen Klee, Lewis Hamilton pries die starke Performance von Vettel und Kimi Räikkönen in den Trainings an.

Wie es Ferrari gelang, über den Winter einen solch enormen Fortschritt zu schaffen, verriet Technik-Direktor James Allison nun in Ansätzen. "Beim letztjährigen Auto begann die Vollzeit-Aero-Entwicklung erst im November", erklärte Allison. "Wenn man dann erst anfängt, kann man nicht viel machen. Das diesjährige Auto hatte eine eher traditionelle Geburt. Als Ergebnis daraus haben wir viel mehr Performance gefunden."

Vettel fuhr schon in Australien aufs Podium, Foto: Sutton
Vettel fuhr schon in Australien aufs Podium, Foto: Sutton

Mut bei Motoren-Entwicklung

Ferrari habe aber nicht nur im Chassis-Bereich einen Sprung nach vorne gemacht. Auch die Motoren-Abteilung habe über den Winter noch einmal ordentlich nachgelegt und dem schwächelnden Aggregat mehr Power eingehaucht - und das auf besondere Art und Weise, wie Allison erklärte: "Es war großartig, mit welchem Elan die Motoren-Jungs in die Off-Season gegangen sind. Wir haben dadurch eine gute Performance erreicht. Das haben wir sowohl durch die Fähigkeiten der Ingenieure erreicht, als auch durch eine gute Portion Mut."

Heißt im Klartext: Ferrari wählte bei der Weiterentwicklung der Power Unit einen aggressiveren Ansatz als im Premierenjahr des Hybrid-Antriebes. "Die ganze Motoren-Angelegenheit benötigt extrem viel Zeit", sagte Allison. "Wenn du da einen Fehler machst, wirst du ewig lange dafür bestraft. Normalerweise müssen Motoren-Ingenieure im Vergleich zu Chassis-Bauern notwendigerweise konservativer vorgehen. Aber sie waren extrem mutig. Davon profitieren wir jetzt."

Nach dem hoffnungsvollen Auftakt will Ferrari auch jetzt nicht auf die Bremse treten. Das Zauberwort heißt: aggressive Weiterentwicklung. Laut Allison verfüge die Scuderia über ein gut finanziertes Programm. "Das ist ein wichtiger Teil, um in der Formel 1 konkurrenzfähig zu sein", sagte er. "Wir bleiben nicht konservativ. Wir packen Performance aufs Auto, sobald wir welche finden. Wir haben noch einiges in der Pipeline, und das soll so schnell wie möglich aufs Auto. Danach geht es dann weiter."