Vollgetankt mit neuem Selbstvertrauen fliegt die Scuderia Ferrari vom Saisonauftakt in Melbourne weiter nach Malaysia. Auf der Strecke von Sepang vor den Toren der Hauptstadt Kuala Lumpur erwartet das zweitstärkste Team des Grand Prixs in Australien, die Down Under erkämpfte Position hinter Mercedes zu halten - und eventuell sogar ein wenig Druck auf die Silberpfeile auszuüben.

Anders als einige Konkurrenten schätzt Ferrari den Unterschied zwischen Straßenkurs in Melbourne und permanenter Rennstrecke in Sepang eher gering ein. "Grundsätzlich gehen wir die Strecken auf Basis von zwei Parametern an: dem Level des nötigen aerodynamischen Abtriebs und der Leistung von der Power Unit", sagt Technikdirektor James Allison. Gehe man von diesen Faktoren aus, so sei Sepang Melbourne doch sehr ähnlich. "Die Konkurrenzfähigkeit des Autos sollte deshalb ähnlich sein", resümiert Allison.

Näher dran an Mercedes?

Insbesondere auf Parameter zwei setzt Ferrari in Malaysia, um den neuen Status als Nummer zwei zu verteidigen: die Power Unit. "In Melbourne haben wir einen guten Top-Speed erreicht, was hier auf den zwei langen Geraden der Strecke von Malaysia sehr nützlich werden dürfte", sagt Chefdesigner Simone Resta. "Auch unsere Pace ist im Moment sehr gut und auf einem Kurs wie diesem, wo der Reifenabbau sehr hoch ist, könnte sich das als Vorteil für uns erweisen", ergänzt Resta.

Selbst an Merceds könne man näher herankommen. "Wir können ein gutes Stück näher an Mercedes dran sein, wenn wir alles richtig hinbekommen - das haben wir in Melbourne nicht geschafft mit dem DNF. Deshalb hoffen wir, dass wir in Malaysia unser Auto auf einen starken dritten und vierten Platz im Grid stellen können", sagt Allison.

Im Albert Park glänzte Ferrari mit Spitzengeschwindigkeiten, Foto: Sutton
Im Albert Park glänzte Ferrari mit Spitzengeschwindigkeiten, Foto: Sutton

Zwischen Optimismus und Realismus

Ferrari geht also extrem optimistisch in das zweite Saisonrennen, wenngleich der Realismus in Italien nicht verloren gegangen ist. "Wir müssen eine Reihe an Anforderungen managen. Zuverlässigkeit und Performance, beides sowohl was die Power Unit als auch die Aerodynamik betrifft. Wir sind noch immer am Anfang der Saison, weshalb wir unseren genauen Level noch herausfinden müssen", sagt Resta.

Hinzu komme an diesem Wochenende die für Malaysia typische Hitze, welche das Kühlsystem des Autos auf Herz und Nieren teste. "Das und die Luftfeuchtigkeit sind Faktoren, die Auto und Reifen belasten. Außerdem zieht meistens urplötzlich ein Sturm auf, der einen sofortigen Strategie-Wechsel erfordert", ergänzt Alisson und skizziert damit die größte Besonderheit des bevorstehenden Stresstests für Mensch und Maschine.

Ferrari: Sepang Bilanz

Ferrari in Sepang: Die Scuderia ist das mit Abstand erfolgreichste Team in Malaysia. Von den bisherigen 16 Rennen konnte Ferrari sechs für sich entscheiden, hinzukommen sechs weitere Podiumsplätze. Die Siege steuerten Michael Schumacher (2000, 2001 und 2004), Eddie Irvine (1999), Kimi Räikkönen (2008) sowie Fernando Alonso (2012) bei.

Sebastian Vettel in Sepang: 2008, bei seinem ersten Auftritt in Sepang mit Toro Rosso, schied der viermalige Weltmeister ebenso aus, wie bei seinem Malaysia-Debüt für Red Bull im Jahr darauf. Damit hatte Vettel sein Pech jedoch aufgebraucht, denn 2010, 2011 und 2013 stand der Heppenheimer jeweils auf dem obersten Treppchen des Siegerpodests. Auch im Vorjahr nahm Vettel als Dritter einen Pokal in Empfang.

Kostet Sebastian Vettel in Sepang erneut vom feinen F1-Champus?, Foto: Sutton
Kostet Sebastian Vettel in Sepang erneut vom feinen F1-Champus?, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen in Sepang: Zwei Mal stand Kimi Räikkönen kurz vor seinem ersten GP-Sieg, in Malaysia 2003 sollte er schließlich folgen. Mit einer fehlerfreien Fahrt fuhr der Finne von Startplatz sieben zu seinem Premieren-Triumph in der Formel 1, sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Rubens Barrichello betrug stattliche 39,2 Sekunden. Seinen zweiten und bisher letzten Sieg auf dem Sepang International Circuit feierte der Finne 2008, nachdem er in der Saison zuvor Dritter geworden war. Im Vorjahr blieb Räikkönen als Zwölfter hingegen ohne Punkte.

Kimi Räikkönen weiß, wie man im Ferrari den Malaysia GP gewinnt, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen weiß, wie man im Ferrari den Malaysia GP gewinnt, Foto: Sutton

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ferrari wird sich in Malaysia grundsätzlich in derselben Position finden, wie in Melbourne. Allerdings ist nicht sichergestellt, dass Sebastian Vettel sein nächstes Podium für die Scuderia feiert. Vorhersagen fallen wegen der schnellen Witterungswechsel in Sepang so schwer wie bei keinem anderen Grand Prix. Gehen wir jedoch von idealen Bedingungen - auch, wenn diese aktuell nicht vorhergesagt werden - und dem blanken Leistungsvergleich aus, so muss Ferrari zumindest einen wichtigen Faktor beachten: Anders als in Melbourne tritt Williams mit zwei Autos an. Das verdoppelt nicht nur die Chancen des Hauptkonkurrenten gegenüber dem Saisonauftakt, sondern eröffnet Williams strategische Kniffe wie Undercuts. Kontern könnte Ferrari allerdings, indem die Scuderia diesmal beiden Piloten ein problemfreies Wochenende ermöglicht. Mit Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen verfügt man immerhin über ausgewiesene Malaysia-Spezialisten. Fünf Siege vereinen die Teamkollegen auf der Strecke von Sepang! (Jonas Fehling)