Flavio Briatore kann über die aktuelle Entwicklung der Formel 1 nur den Kopf schütteln und nimmt bei seiner Kritik kein Blatt vor den Mund. "Die Wahrheit ist, dass die Formel 1 der einzige Sport ist, in dem ganz bewusst Unmengen an Geld ausgegeben wurden, um die Show zu reduzieren", wetterte er im Gespräch mit dem italienischen Journalisten Leo Turrini. "Und ich muss sagen, dass sie das perfekt hinbekommen haben."

Der große Fehler liegt seiner Ansicht nach darin, dass die falsche Art Motoren gewählt wurde. Die Emotionen seien mit der reduzierten Lautstärke abgewürgt worden und die Formel 1 in Richtung einer Technologie entwickelt worden, mit der Otto Normalverbraucher nichts anfangen kann. "Fügen Sie außerdem an, dass diese Power Units teuer sind und der Kreis schließt sich...", meinte Briatore.

"Die Philosophie hinter dem System ist falsch", fügte er hinzu. "Ich bleibe der Meinung, dass die Formel 1 eine Weltmeisterschaft der Fahrer sein sollte - und nicht der Konstrukteure!" Briatore spricht sich dafür aus, die Unterschiede zwischen den Autos so gering wie möglich zu machen, damit der Fahrer den Unterschied machen kann. Das soll aber nicht heißen, dass er für nur noch einen Hersteller plädiert. Das hält er für Unsinn.

"Aber wenn man eine Technologie einführt, bei der ein Hersteller - Mercedes - einen großen Vorsprung auf die Konkurrenz hat - okay, Hut ab, Stuttgart - dann sinkt das Interesse an der Formel 1", gab er zu bedenken. "Wie will man bei diesen Autos wissen, ob Alonso genauso gut ist wie Hamilton oder ob Rosberg besser ist als Räikkönen? Und es ist nicht richtig, zu entgegnen, dass das schon immer so war. Ich muss sagen, dass ich meine Titel mit Fernando [Alonso] und Michael [Schumacher] gewonnen habe, aber zu unserer Zeit war es nicht so, dass einer eine Rakete zur Hand hatte und der andere eine Schubkarre."

Seine Lösung des Problems? Er würde auf eine Idee zurückgreifen, die zu Zeiten der FOTA entwickelt wurde. Erstens sollte man seiner Ansicht nach den Ingenieuren und ihrem 'Teufelswerk' die Macht nehmen. Zweitens sollte die Leidenschaft der Fans wieder an erster Stelle stehen. "Drittens ist die Formel 1 Lärm, Getöse, Musik, daher sollten wir den schallgedämpften Power Units ein Ende setzen", forderte Briatore. "Viertens sollte man, wie ich bereits gesagt habe, die Leistung der Boliden näher aneinanderrücken, eine gleiche Basis für alle einführen, sich wieder den günstigeren V8-Motoren zuwenden und dadurch das Budget der kleinen Teams schonen."