"Wir müssen Fünfter in der Konstrukteurs-Wertung werden." Diese Marschrichtung gibt Teamchef Franz Tost beim Launch des neuen Boliden in Jerez vor. Damit ist klar: Die beiden Rookies Max Verstappen und Carlos Sainz müssen zu konstanten Punktesammlern werden. In der abgelaufenen Saison trennten Toro Rosso mehr als 150 Punkte von diesem anvisierten Ziel - damals noch mit dem erfahrenen Jean-Eric Vergne im Team.

Herausforderung Rookies

Mit dem 17-Jährigen Verstappen und seinem 20-Jährigen Teamkollegen Sainz startet Toro Rosso mit der jüngsten Fahrerpaarung der Teamhistorie ins neue Jahr. Beide Piloten sind zusammen gerade einmal zwei Jahre älter als McLaren-Pilot Jenson Button. Für Verstappen ein waghalsiges Unterfangen. "Ich glaube, die größte Herausforderung für Toro Rosso wird, zwei Rookies zu managen", lachte der Niederländer. "Normalerweise hat ein Team nur einen Rookie und jetzt starten sie mit zwei sehr jungen Fahrern. Aber sie haben bewiesen, dass sie das auf erfolgreiche Weise lösen können."

Der 17-Jährige hat auf seiner Vita lediglich eine Rennsaison im Formel-Sport vorzuweisen, das er in der Formel-3-Europameisterschaft auf Rang drei beendete. Zudem absolvierte er in der Saison 2014 parallel einige Freitagseinsätze für Toro Rosso und sammelte erste Formel-1-Erfahrung. Sainz hingegen bestritt fünf Jahre Rennen in der Formel Renault, der Formel 3 sowie der GP3. 2014 sicherte sich der Spanier den Meistertitel in der Formel Renault 3.5.

Einen Vorteil gegenüber Verstappen will der Spanier aber nicht erkennen. "Letztlich sind wir beide Rookies und haben daher auch den gleichen Druck", schilderte der 20-Jährige. "Das Alter ist dabei irrelevant. Du kannst 17 oder 25 sein, letztlich ist wichtig, was in deinem Kopf passiert."

Für Carlos Sainz ist Reife reine Kopfsache, Foto: Red Bull
Für Carlos Sainz ist Reife reine Kopfsache, Foto: Red Bull

Qualität wichtiger als Alter

James Key kann diesen Aussagen nur beipflichten. Der Technische Direktor von Toro Rosso arbeitet seit längerer Zeit mit den beiden Rookies zusammen und findet nur lobende Worte. "Wenn man sich nur das Alter auf dem Papier ansieht, kann man sagen, dass sie jung sind. Aber wenn man mit ihnen arbeitet, merkt man, dass sie sehr erwachsen und erfahren sind", verriet Key.

Sainz und Verstappen verbrachten viele Stunden im Simulator und in der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren. Nun gilt es, die beiden richtig auf das erste Rennen vorzubereiten. Key hat diesbezüglich aber keine Sorgen oder Bedenken. "Für uns zählt nicht das Alter, sondern wie gut sie sind."

Wie gut Verstappen in seinen Augen ist, hat Key sogar selbst überrascht. Er sei sehr lernwillig, stelle unentwegt Fragen, aber verfüge bereits über ein sehr gutes technisches Wissen. "Das würde man nicht erwarten, weil er nur eine Formel-1-Saison gefahren ist. Er ist auf technischer Seite sehr komplett", lobte Key.

Die Entschlossenheit im Blick: Max Verstappen, Foto: Red Bull
Die Entschlossenheit im Blick: Max Verstappen, Foto: Red Bull

Alte Hasen im Geschäft

Dieses technische Wissen und die fahrerische Klasse der beiden jungen Piloten kommt für Teamchef Franz Tost nicht von Ungefähr. Schließlich begannen sowohl Sainz als auch Verstappen 2005 ihre Karriere im Kart-Sport. "Ich weiß, dass viele denken, dass sie unerfahren sind. Aber das ist nicht der Fall, schließlich fahren sie seit mehr als zehn Jahren Rennen", erinnerte Tost.

Für ihn zählen seine Piloten zur neuen Kart-Generation. Diese Jugendlichen würden den Großteil ihres Lebens in einem Kart verbringen und dabei das Fahren wirklich lernen. Dementsprechend sieht er bei Verstappen und Sainz keinen Erfahrungsnachteil. "Ich bin überzeugt, dass wir mit den Fahrern keine Probleme haben werden", unterstrich der Teamchef nochmals.

Durch zahlreiche Meetings mit den Ingenieuren wurden die beiden Rookies monatelang auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Nun kommt es für Tost darauf an, wie viele Kilometer Verstappen und Sainz in den anstehenden drei Testphasen vor der Saison sammeln können, um so viel wie möglich über das Auto, die Power Unit und die Reifen zu lernen. Auf Rundenzeiten will Tost bewusst kein großes Augenmerk legen.