1200 PS, breite Reifen, ein Sound-Spektakel und schwierig zu fahrende Autos - das forderte Niki Lauda unlängst in einem Interview. Die Forderungen des Österreichers bleiben nicht unerhört. Bei seinem ehemaligen Rennstall Ferrari hat man die Vorschläge des dreimaligen Weltmeisters mit Wohlwollen zu Kenntnis gekommen. "Ich teile Nikis Ansicht, dass die Formel 1 spektakulärer werden muss. Und ich glaube, das Risiko, das er anspricht, dass der Sport Fans verliert, ist leider schon passiert", meint Teamchef Maurizio Arrivabene.

Allerdings sieht auch der Italiener ein, dass Änderungen nicht sofort kommen können. "2017 will ich Autos sehen, die die Fans wieder begeistern. Die Fans sollen näher an die Autos rankommen, die Autos sollen ästhetisch ansprechender sein und sie sollen vielleicht auch einen Lärm machen, der durch Mark und Bein geht - wie der einer Heavy-Metal-Band."

Von all dem ist die Königsklasse des Motorsports heute aber weit entfernt. "Eine einfache Evolution reicht in diesem Fall nicht. Wir brauchen eine richtige Revolution mit signifikanten und radikalen Änderungen", fordert der Neu-Teamchef, der erst nach dem Abu Dhabi GP das Amt von Marco Mattiacci übernommen hat.

Ferrari will alles: Mehr Leistung, gleicher Vebrauch

Die Hybrid-Boliden verbrauchen wenig und sind schnell - Arrivabene will noch mehr, Foto: Mercedes AMG
Die Hybrid-Boliden verbrauchen wenig und sind schnell - Arrivabene will noch mehr, Foto: Mercedes AMG

Dabei müsse man aber das neugewonnene grüne Image der Formel 1 nicht aufgeben, wie Arrivabene meint: "Wenn ich sage, dass ich mehr Leistung und höhere Geschwindigkeiten will, dann muss das nicht unbedingt bedeuten, dass man mehr Benzin verbraucht."

Und sogar für die weniger mit Geld gesegneten Teams hat Ferrari nun etwas übrig. "Man muss die Kosten auf jeden Fall bei diesen Komponenten reduzieren, die für die Öffentlichkeit nur von geringem Interesse sind." Ein solches Vorgehen gibt es schon in zahlreichen Rennserien. Teile, die für die Performance nicht besonders relevant und leicht in das System zu integrieren sind, können als Einheitsbauteile angeboten werden.

Arrivabene will weltweite Internetumfragen

Arrivabene, der jahrelang die Interessen der Sponsoren in der Formel 1 vertrat, hat sich aber nicht nur die sportliche Revolution auf die Fahnen geschrieben. Er will nicht nur die Fans näher an die Fahrer bringen, sondern auch die Fahrer näher an die Fans. Man könne die Fahrer-Pressekonferenz am Donnerstag gemeinsam mit einer Teampräsentation außerhalb des Paddocks, an einem öffentlich zugänglichen Ort abhalten, meint der 57-Jährige. "Die Austragungsorte könnten Bereiche für die Präsentation von Fahrern und Autos bereitstellen und das in ein gut organisiertes Event integrieren."

Auch die Vermarktung abseits der Strecke hält Arrivabene für stark verbesserungsfähig. "Ich habe schon länger das Gefühl, dass es heute die wahre Herausforderung der Formel 1 ist, eine Show zu sein. Es ist eine Herausforderung von verschiedenen Formen von Unterhaltung, nicht zuletzt im Internet und in Videospielen."

Wie vor nicht allzu langer Zeit Angela Merkel soll nun also auch die Formel 1 Neuland betreten. Bernie Ecclestone weigert sich bislang beharrlich dagegen, FOM-Videomaterial im Internet anzubieten. Auch die jüngere Zielgruppe hält der Formel-1-Zampano für weniger wichtig. Schließlich fände man die Klientel für Rolex-Uhren eher bei den älteren Semestern.

"Es liegt nun an uns, etwas Besseres zu liefern und so schnell wie möglich ein neues Format für die Formel 1 zu downloaden." Einen Lösungsansatz hat der Italiener schon gefunden: "Ich weiß, dass es etwas ungewöhnlich ist, aber eine weltweite Umfrage im Internet und über die TV-Sender würde uns zeigen, was die Leute wollen."